Bericht zur Jahreshauptversammlung in Berlin 11. bis 13. Mai 2023

31. Mai 2025

Im Jahre 2023 beging unsere Gesellschaft ihr 125-jähriges Jubiläum.

Aus diversen Gründen fehlte auf der Webseite bislang eine Würdigung dieses Anlasses. Dies sei hiermit nachgeholt.

Ein Bericht von unserem Sekretär Holger Hase, Dresden, in Auszügen. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in Heft Nr. 490.

Die Jahreshauptversammlung 2023 der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V. fand – wie hätte es anders sein können – in Berlin statt. Zum 125-jährigen Jubiläum war es selbstverständlich, dass der Verein an den Ort seiner Gründung zurückkehrte und dabei die Vereinsgeschichte Revue passieren ließ. Gleichzeitig ging es darum, die Weichen für die Zukunft zu stellen: vier von sieben Vorstandsmitgliedern mussten neu gewählt werden. Dies war der größte personelle Umbruch seit vielen Jahren.

Traditionell begann die Veranstaltung mit einem gemütlichen Beisammensein am Donnerstagabend in der Altstadt von Spandau. Parallel dazu tagte der Vorstand im Restaurant „Satt und Seelig“ und stellte die letzten inhaltlichen und organisatorischen Weichen für die Jahreshauptversammlung am Samstag, dem 13. Mai.

Am Freitag fand eine ganztägige Exkursion zur Berliner Militärgeschichte statt. Unter der fachkundigen Leitung von Vereinsfreund Manfred P. Schulze ging es mit dem Bus von Spandau über Charlottenburg und Mitte nach Tempelhof und von da wieder zurück nach Spandau. Für die Teilnehmer war diese Rundfahrt recht eindrucksvoll, offenbarte sie doch viele neue und eher kaum bekannte Facetten der Alt-Berliner Standort- und Garnisonsgeschichte. Flott und, wie immer bei Manfred P. Schulze, pointiert vorgetragen, kann dieser Exkursionstag als rundum gelungen bezeichnet werden. Den Verlauf der Fahrt können Sie durch einen Klick auf nachfolgenden Link gerne nachvollziehen:

Verlauf Bustour durch Berlin JHV 2023

Am Samstag trafen sich die Vereinsmitglieder in der Zitadelle Spandau. Tagungsort war dort der große Gotische Saal im ehemaligen Palas. Dieser eindrucksvolle Raum stellte einen würdigen Rahmen zur Begehung des Vereinsjubiläums dar. Eröffnet wurde die Tagung durch den Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V., Herrn Dr. Frank Wernitz. Er würdigte eingehend den Jahrestag und verwies mit Stolz auf die Arbeit der Gesellschaft und das vielfältige Engagement ihrer Mitglieder.

Zitadelle Spandau, links hinten der Julius-Turm

 

Den ersten wissenschaftlichen Vortrag des Tages hielt Frau Dr. Urte Evert, die seit 2017 Leiterin der historischen Museen der Zitadelle Spandau ist. Sie berichtete über die aktuellen Herausforderungen für ihr Haus im Spannungsfeld zwischen Festungsgeschichte und Erinnerungskultur. Insbesondere der Umgang mit unerwünschten und gestürzten Denkmälern sowie „toxischer“ Kunst im öffentlichen Raum bilde den Schwerpunkt der musealen Vermittlungstätigkeit sowie ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeit. Dabei gehe es immer darum, Bestehendes zu bewahren, aber in einen aktuellen, zeitgenössischen Kontext zu setzen.

Der Gotische Saal in der Zitadelle

Im Anschluss an den Vortrag überreichte Herr Dr. Wernitz die Fahne der ehemaligen Gewehr- und Munitionsfabrik Spandau aus dem Jahre 1887 an Frau Dr. Evert. Mit dieser Schenkung an die historischen Museen der Zitadelle Spandau wollte die Gesellschaft eine dauerhafte Erinnerung an das Vereinsjubiläum in Spandau hinterlassen und wertvolles militärhistorisches Kulturgut bewahren helfen.

Übergabe der Fahne der ehemaligen Gewehr- und Munitionsfabrik Spandau an Frau Dr. Evert.

Die Geschichte der Festung Spandau und deren Bedeutung für Preußen griff danach Herr Manfred P. Schulze in seinem Vortrag auf. Die Zitadelle Spandau ist eine der bedeutenden und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa. Den Kern der Anlage bildete eine Burg, von der noch Bergfried und Palas erhalten sind. Um sie herum wurde in den Jahren 1559 bis 1594 ein Festungsbauwerk nach dem damals aktuellen Stand der Technik angelegt. Dieses Bollwerk war in der Folge Zufluchtsort für die in Berlin lebenden Fürsten aus dem Hause Hohenzollern. Belagerung und einige schwere Zerstörungen erlitt die Festung im Zuge der Befreiungskriege gegen Napoleon im Frühjahr 1813. Später entwickelte sich Spandau zu einem der wichtigsten Rüstungsstandorte im Deutschen Kaiserreich. Von 1874 bis 1919 lagerte im Juliusturm der Reichskriegsschatz. In der Zeit des Nationalsozialismus waren auf der Zitadelle Kampfgaslabore untergebracht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die britische Armee den Bezirk Spandau und damit auch die Zitadelle. Die militärische Verwaltung der Briten übergab die Festung 1948 den deutschen Behörden. Seither wird das Areal ausschließlich zivil genutzt.

Ulrich Herr beschäftigte sich im dritten Vortrag des Tages mit einer Persönlichkeit aus der Geschichte der Gesellschaft für Heereskunde. Ergänzend zu der Artikelserie in unserer Zeitschrift, die während des gesamten Jahres 2023 verschiedene Aspekte der Vereinsgeschichte beleuchten wird, referierte er über das Leben und Wirken von Oberst Ewald Fiebig (1887–1947), einem der führenden Heereskundler in den 1930er Jahren, der aus dem Gedächtnis der Gesellschaft für Heereskunde weit gehend verschwunden ist. Er war der Autor eines nicht nur in seiner Zeit sehr geschätzten Werkes über das Fahnenwesen („Unsterbliche Treue“, Berlin 1936). Zeugnisse seines umfangreichen Wissens sind mindestens 70 Einträge im Index der Zeitschrift für Heereskunde. Seine Beiträge behandeln neben der Uniformkunde auch Waffentechnik und die Organisation der Armee. Wenn auch Preußen im Mittelpunkt stand, wurden aber auch andere deutsche Staaten wie z.B. Sachsen nicht vergessen.

Mit der Vereinsgeschichte beschäftigte sich auch der letzte Vortrag an diesem Vormittag. Dr. Werner Trolp sprach über Generalfeldmarschall August von Mackensen (1849–1945), der Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde war. Dabei ging es vor allem auch um dessen ambivalentes Verhältnis zum Nationalsozialismus. Der erfolgreiche Truppenführer des Ersten Weltkrieges galt als traditionsbewusster Verfechter altpreußischer Tugenden. Ihm waren das Gebaren und Auftreten der NSDAP aus gesprochen suspekt. Im auffälligen Widerspruch stand dazu entsprechend seinem lutherischem Verständnis die Anerkennung der Person Hitlers als „Obrigkeit“. Er ließ sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 als Symbol des alten Preußens instrumentalisieren, ohne jedoch ausdrücklich für das neue Regime Partei zu ergreifen.

Am Nachmittag fand dann die eigentliche Jahreshauptversammlung im Gotischen Saal der Spandauer Zitadelle statt.
Herr Dr. Frank Wernitz verlieh aufgrund eines vorhergehenden Vorstandsbeschlusses Herrn Ulrich Schiers und Herrn Rolf Noeske die Goldene Ehrennadel der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde.

Unser langjähriges und verdientes Mitglied Ulrich Schiers (rechts) ist gerade von Dr. Wernitz mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet worden.

Die Neuwahl des Vorstandes hatte u. a. folgendes Ergebnis:

Vorsitzender: Dr. Frank Wernitz
1 . Stellvertr. Vorsitzender: Dr. Thomas Weisbrich
2. Stellvertr. Vorsitzender: Frank Weisgerber
Sekretär: Holger Hase
Kassenwart: Dr. Michael Hinneburg
Kassenprüfer: Hans Lipp

Krönender Abschluss des zweitägigen Tagungsprogrammes stellte schließlich eine gemeinsame Schifffahrt von Spandau nach Potsdam dar. In lockerer Runde klang damit das 125-jährige Jubiläum der Heereskunde an einem stimmungsvollen Frühlingsabend aus.

Holger Hase, Sekretär