Ausgabe Nr. 409

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Ulrich Herr:
Die militärischen Uniformen des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach 1845 – 1868
3. Die Übergangszeit zum Infanterie-Regiment Nr. 94

Nach dem Krieg von 1866 schlossen das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Meiningen sowie die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ältere und jüngere Linie am 26. Juni 1867 mit Preußen eine Militärkonvention ab. Im Ergebnis der Militärkonvention bildete das aus drei Bataillonen bestehende Großherzogliche Infanterie-Regiment ein eigenständiges Regiment im Rahmen des Heeres des unter preußischer Führung stehenden Norddeutschen Bundes. Dieses Regiment erhielt zunächst die Bezeichnung 5. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), 1912 dann Infanterie-Regiment Großherzog von Sachsen (5. Thüringisches) Nr. 94.

In seinem Artikel stellt der Verfasser die Besonderheiten der frühen Uniformierung nach dem Krieg von 1866 bis zum Jahre 1868 vor. 1868 erfolgte die Einkleidung und Ausrüstung des Regiments nach preußischen Normen – auf den Schulterklappen und Achselstücken blieb der gekrönte Namenszug des Großherzogs; der Helmadler erhielt den neusilbernen Stern mit dem großherzoglichen Staatswappen aufgelegt, die Bandeauinschrift lautete: “MIT GOTT FÜR FUERST UND VATERLAND”.

Abb.: Helmbeschlag eines Reserveoffiziers (ohne Bandeau!) nach der A.C.O. vom 6. April 1869.


Peter Freyda:
Die (geplante) Einführung von Rückenklingen bei der altpreußischen Kavallerie gegen Ende des 18. Jahrhunderts

Anhand von bis heute überlieferten Quellen untersucht der Verfasser die Ausrüstung der preußischen Kavallerie-Regimenter (Kürassiere und Dragoner) mit Blankwaffen am Ende des 18. Jahrhundert – also erst nach dem Tode Friedrich des Großen. Aus Kostengründen wurde die Einführung einer neuen Blankwaffe mit Rückenklinge zunächst bei den Dragonern bis 1798 zurückgestellt, danach sollten die Kürassier-Regimenter die neue Waffe erhalten – zuerst das Regiment Garde du Corps.

Doch was als Modernisierung geplant war, weitete sich zu einem Rüstungsskandal aus. Die Waffe war zu schwer und wurde abgelehnt, doch in der A.C.O. vom 29. Juli 1799 heißt es lapidar: “Die Garde du Corps behalten die jetztigen schweren Rückenklingen”.

Mit Ordre vom 8. Oktober 1805 verfügte der König allerdings: “Bei der Garde du Corps sollen die jetztigen Klingen mit den alten zu Rückenklingen abgeänderten ausgetauscht und die Ausgabe angeordnet werden”. Hierbei wurden die alten, bikonvexen Klinge durch Anschleifen eines Rückens umgeändert – die so geänderten Waffen wurden “Rückenstreifer” genannt. Sie stellen eine ausgesprochene Seltenheit dar.

Die Abbildung zeigt Gefäße und oberen Teil der Klingen der Exemplare mit Rückenklinge (links) und mit angeschliffenen Rücken einer bikonvexen Klinge (rechts).


Wolfgang Hanne:
Das preußische Offizierkorps unter Friedrich dem Großen
(1740-86)
 – Teil 2

In der friderizianischen Epoche kulminierte die Geschichte des altpreußischen Heeres. In dieser Zeit vollendete sich auch die politische und funktionale Integration der gesellschaftlichen Eliten in das Heeresgefüge.

Im 2. Teil geht der Verfasser zunächst auf die Anforderungen an das mit hohem gesellschaftlichen Status ausgestattete Offizierkorps ein – ein umfangreiches Reglement regelte exakt Rechte und Pflichten bis hin zum Privatleben der Offiziere, untersucht dann Lebens- und Dienstalter des preußischen Offizierkorps, erläutert die Strafen, mit denen ein Offizier bei Unregelmäßigkeiten und Verfehlungen zu rechnen hatte und schließt den Artikel mit dem schwierigen und durchaus ambivalenten Verhältnis Friedrich des Großen zu seinem Offizierkorps.


Wolfgang Friedrich:
Generalsuniformen des 18. Jahrhunderts im Vergleich

In den ersten Jahrzehnten des 18. Jh. trugen Generale keine besondere, vorgeschriebene Uniform. Ein scharlachroter, meist reich mit Gold bestickter Rock galt als typische Standeskleidung für den europäischen Adel. Dieser Rock wurde bevorzugt von den Generalen und auch von den als Volontärs sich in ihrem Gefolge befindlichen Adligen getragen.

Neben den roten (in Frankreich auch blauen) Rock wurde von den Generalen öfters auch der Rock des Regiments getragen, dessen Inhaber bzw. Chef sie waren. Der Uniformrock war aber oft auch reich mit Tressen besetzt oder bestickt. Daraus entwickelte sich allmählich die später reglementierte Uniform der Generalität. Da in Preußen die Entwicklung eine andere war, beschränkt sich der Verfasser auf die Vorstellung der Generalsuniformen in Sachsen, Frankreich, Österreich (das Reich) und Rußland während des 18. Jahrhunderts.


Carsten Fries:
Das Auftragen von Uniformstücken der alten Armee im Reichsheer:
Vorschrift und Eigenmächtigkeiten bei dem 4. (Preuß.) Reiter-Regiment 1924-25

Nach dem organisatorischen Abschluß des 100.000 Mann Reichsheeres Anfang 1921 blieben Uniformierung und zum Teil auch Ausrüstung bis Ende der zwanziger Jahre öfters uneinheitlich. Bestände der feldgrauen Bekleidung der alten Armee, die noch im größeren Umfang vorhanden waren, wurden mit nur geringfügigen Abänderungen als V. Garnitur aufgetragen.
Der Verfasser zeigt dies an Hand von vier Bildern, die aus dem Fotoalbum eines heute leider unbekannten Offizierbewerbers des 4. (Preuß.) Reiter-Regiments (Standort Potsdam) stammen, das er während seiner Rekrutenzeit bei der 5. (Ausbildungs-) Eskadron 1924-25 angelegt hat.
Auf dem Bild tragen die Ausbilder (Unteroffiziere) die vollkommen unabgeänderten – also unvorschriftsmäßigen – Ulankas der seltenen Friedensuniform M15 des 3. Garde-Ulanen-Regiments


Georg Ortenburg: Jubiläums-Militärmarken

Bereits im letzten Drittel des 19. Jh. waren Siegelmarken als Briefverschluss, amtliche Beglaubigungen und zum Nachweis der Portofreiheit bei zivilen und auch militärischen Einrichtungen allgemein üblich.
Doch kurz nach 1900 begann sich eine weitere Form des Briefverschlusses zu verbreiten, die einerseits von nichtamtlichen Stellen, Vereinen und Privatpersonen benutzt, andererseits aber auch gesammelt wurden: die Militärmarken.

Den Anfang machte England während des Burenkrieges; in Deutschland ergriff erst im Jahre 1913 eine Privatfirma in Berlin die Initiative, solche Marken herauszugeben. Der unmittelbare Anlass war das 25-jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelm II., sowie die 100-jährige Wiederkehr des Befreiungskrieges von 1813.

Die Druckerei brachte farbige Blocks von je 6 Marken für jeden Truppenteil, wobei zunächst die besonders ausgezeichneten bevorzugt worden. Es entstand dadurch ein neues Sammelgebiet, für das die Druckerei besondere Alben herausbrachte. Heute sind davon nur wenige Stücke erhalten und eine Gesamtaufstellung von dem, was einmal erschienen ist, wird leider nicht mehr möglich sein.


Gerhard Zimmermann:
Vom Kommiß zum “Blitz” – Beiträge zur historischen Soldatensprache und zum Landserjargon

Die Geschichte der Sprache überhaupt ist eng verknüpft mit der Geschichte des Soldatentums. Viele der ursprünglich rein militärischen Wendungen sind in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch transportiert worden, ohne dass der Sprachbenutzer sich dessen immer bewusst ist. Selbst der überzeugte Pazifist, der jedem Militärischen abhold ist, muss den soldatischen Reflexen in seiner Sprachwendung Tribut zollen: Vielleicht muss er einmal “Spießruten laufen”, “Flagge zeigen” oder entpuppt sich als “Spätzünder”.

In der 1. Folge erläutert der Verfasser den Begriff “Militär” in der Soldatensprache: Kommiß, Barras, Fahne.


Das besondere Bild

stellt einen Stabsoffizier vom Oberkommando der Schutztruppen im Reichskolonialamt, Berlin vor.

Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1902 und zeigt Major Wilhelm von Wolff.

Der von ihm getragene Uniformtyp ist eigentlich nichts Besonderes, er wurde bereits in vielen Uniformkundewerken dargestellt und beschrieben.

Das Besondere ist, daß diese Uniform nur von zwei Offizieren im Deutschen Reich getragen wurde: dem Chef des Stabes des Oberkommandos der Schutztruppen und des ihm unterstellten 2. Stabsoffizier.

Für Blankwaffenexperten dürfte von Interesse sein, daß Major Wolff nicht den Kolonialdegen führt, sondern den hessischen Infanterie-Offizier- oder Artillerie-Offizier-Säbel. Obwohl beide Muster sich am Gefäß deutlich unterscheiden, läßt sich dieses auf dem Foto nicht identifizieren – da Major Wolff aus der Artillerie (zuletzt Hess. Feldart.-Rgt. No. 25) hervorging, ist davon auszugehen, daß er auf dem Foto den Artillerie-Offizier-Säbel trägt.


Hagen Seehase:
Colonel Jack “Jock” Churchill

Der Verfasser stellt in seinem Artikel zwei Offiziere vor, die sich während der Partisanenkämpfe im ehemaligen Jugoslawien im Sommer 1944 begegneten. Churchill geriet während eines Kommandounternehmens auf der Insel Brac mit Teilen seiner Truppe in deutsche Kriegsgefangenschaft und erfuhr durch den Kommandeur eines Bataillons der 118. Jägerdivision, Hauptmann Hans Thorner, entgegen eines bestehenden Befehls eine korrekte und faire Behandlung.

Bevor Jack Churchill – nicht verwandt mit dem ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill – aus dem Befehlsbereich Thorners verlegt wurde, dankte er ihm in einem Brief, in dem er ihn außerdem zu einem Besuch nach Kriegsende in seinen Wohnort Helensburgh (Schottland) einlud. Thorner behielt diesen Brief als Souvenir (siehe Abb.).

Thorner geriet bei Wien in amerikanische Kriegsgefangenschaft; die Tito-Regierung forderte seine Auslieferung wegen angeblicher Kriegsverbrechen, was auf Einspruch Jack Churchills und britischen Dienststellen verhindert wurde. Trotz wütenden Protests des Tito-Regimes – man ging so weit, Churchill als “Schwein” zu bezeichnen – kam Thorner in ein Kriegsgefangenenlager in Deutschland.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war Churchill als Stv. Kommandeur der Highland Light Infantry in Palästina eingesetzt.


Weiterhin aus dem Inhalt:

Militärgeschichte kurz gefasst – “Klamotten oder Ehrenkleid”

Erinnerungen an den Beginn der Befreiungskriege 1813
(Wiederaufstellung von Denkmälern in Berlin, Unter den Linden.)

Heeresmuseale Nachrichten:
– Das “Museum der Schweizer im Ausland” (Château de Penthes in Pregny bei Genf)
– Das Heimatmuseum Hohenlockstedt (Schleswig-Holstein) mit der Ausstellung zur Geschichte des einstigen preußischen Jäger-Bataillons Nr. 27 (den “Finnischen Jägern”) und der finnischen Armee
– Celler Bomann-Museum mit einer Großdiorama-Ausstellung (mehr als 30.000 Zinnfiguren) zur Schlacht von Waterloo. Diese Ausstellung läuft bis zum 16. November 2003.