Ausgabe Nr. 411

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Abb.: Prinz Wilhelm von Preußen, Kronprinz des Deutschen Reiches

Deisenroth, Karlheinz:
„Immer feste druff!?“
Militärisch-politische Aspekte im Reichslande Elsaß-Lothringen am Beispiele des XV. Armeekorps 1871 bis 1918

„Hoffe, daß die Offiziere in jeder Beziehung gegen die Unverschämtheiten des Zaberner Plebs [sic!] geschützt werden. Es müßte ein Exemplum statuiert werden, um den Herren Eingeborenen die Lust an derartigen Vorfällen zu versalzen. Besten Gruß!, gez. Wilhelm, Kronprinz“.

Mit diesem dreisten Telegramm an den Komman-dierenden General XV. Armeekorps und einem ähnlichen an den Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 99 mischte sich der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, Wilhelm, vor nunmehr 90 Jahren in einen Vorgang ein, der als „Zaberner Affaire“ in die Geschichte eingegangen ist und am Vorabend des Weltkrieges blitzartig den Vorhang hob vor einem seit der Wiedereingliederung des Elsaß und Teilen von Lothringen in das Reichsgebiet schwelenden Dauerbrand, der die Luft in den Reichslanden schon lange vorher belastet hat. …

Im weiteren beleuchtet der Verfasser den historischen und politischen Hintergrund und zeigt die verhängnisvolle Auswirkung des Vorgangs in Zabern am 28. Oktober 1913 auf, in der es letztlich um das Verhältnis von bewaffneter Macht zu politisch-ziviler Führung, um die angemaßte Vorrangstellung des vornehmsten Standes im Staate gegenüber dem Anspruche des Parlaments ging.


Hans Heinrich XI. Fürst von Pleß

Alexander Seyferth:
Unterstützungsvereine im Krieg 1870/71

Bereits mit der Mobilmachung begann man staatlicherseits parallel mit der Mobilisierung privater Hilfe für die vielfältigen Anforderungen der Verwundetenpflege, mit der Unterstützung von Familien eingezogener Landwehrmänner und der Wohlfahrt für Witwen und Invaliden. Spontan gründeten sich in vielen Regionen Deutschlands zahlreiche Vereine, die das Los der Verwundeten und der Angehörigen der Eingezogenen verbessern wollten. Einer der größten karitativen Zusammenschlüsse war der “Hülfs-Verein zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger”. Am 19. Juli 1870 erließ König Wilhelm I. von Preußen eine Allerhöchste Kabinettsordre, mit der diese Vereine unter die Oberhoheit eines “Central-Comités” in Berlin gestellt wurden. Zum Vorsitzenden und gleichzeitig staatlichen Kommissar wurde Hans Heinrich XI. Fürst von Pleß bestellt. Die Arbeit der Unterstützungsvereine und ihre Auswirkung auf das Leben der verwundeten Soldaten hinter der Front und im Heimatland werden vom Verfasser einer kritischen Würdigung unterzogen.


Ulrich Herr:
Seltene und unbekannte deutsche Abzeichen aus dem Ersten Weltkrieg

In einem weiteren Beitrag stellt Ulrich Herr interessante Uniformierungsdetails der deutschen Heere während des Ersten Weltkrieges vor und fragt nach deren Bedeutung, da deren Ursprung weitgehend unbekannt ist und auch nicht in den vorhandenen Standardwerken zur feldgrauen Uniform abgehandelt wurde.

Abb.:
Ein Soldat, der mit sichtlichem Stolz seinen Winkel für Handgranatenwerfer präsentiert


Abb.:
Büste des A. Ricard de Montferrand, die 1850 von dem in Rußland arbeitenden Bildhauer Antonio Foletti geschaffen wurde

Peter Sauerwald und Erast Schubersky:
Orden und Ehrenzeichen auf Statuen dargestellt am Beispiel der Auszeichnungen A. Ricard de Montferrands aus dem Jahre 1850

Bereits im römischen Reich war es üblich, Statuen und Grabdenkmäler verdienter Militärs in voller Rüstung, geschmückt mit ihren Auszeichnungen darzustellen. Mit dem Untergang des römischen Reiches verlor sich diese Auszeichnungskultur.

Regelrechte Orden werden erst seit dem 15. Jahrhundert auch als Verdienstzeichen getragen. Hierbei sei zunächst an den 1430 begründeten Orden vom Goldenen Vlies gedacht. Von da an kamen diese Auszeichnungen durch Maler und Bildhauer auch in das Bedeutungsfeld der öffentlichen Personendarstellung.

In diesem Rahmen sind naturalistisch vielfarbig ausgeführte Marmorbüsten mit verfolgbarem Ordensschmuck schon etwas besonderes, wie z.B. die Büste des Architekten und Erbauers der Isaak-Kathedrale in St. Petersburg, Auguste Ricard de Montferrand, die vier klar identifizierbare Orden zeigt.

Dieses Thema ist eigentlich kein ursächliches der Heereskunde. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß anhand der Ordenskunde schon mehrfach unbekannte Persönlichkeiten auf Gemälden identifiziert werden konnten.


Erich Scherer:
Beitrag zur Geschichte “Chur Fürßtlich Sachß. Regimentter” während des Dreißigjährigen Krieges

In diesem Beitrag stellt der Verfasser erstmalig alle im Kurfürstentum Sachsen ab 1631 für die Dauer des Dreißigjährigen Krieges errichteten Regimenter zu Fuß, zu Ross und die Dragoner zusammen dar. Diese Regimenter entstanden aufgrund der militärischen Erfordernisse partiell durch Werbung, existierten manchmal nur einige Jahre und wurden dann wieder aufgelöst.


Vincenz Oertle:
Die Askaris des II./Infanterie-Regiment 69

Anhand der “Askari-Reliefs” am Portal der ehemaligen “Lettow-Vorbeck-Kaserne” in Hamburg-Wandsbek erinnert der Autor an die Traditionspflege des IR 69, welche die ehemalige kaiserliche Schutztruppe in Afrika zum Inhalt hatte. Nach Räumung der Kaserne durch die Bundeswehr wurden die Reliefs in dem geplanten “Tansania-Park” auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne wieder aufgestellt.

Abb.:
Ein Askari-Relief – Die rechte Seite des Portals
zur ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne


Ulrich Herr:
Fridericus Rex – Schicksalswende

Ulrich Herr erinnert in seiner kleinen cineastischen Betrachtung an den 4. und letzten Teil der Stummfilmserie “Fridericus Rex”, dessen Premiere am 18. März 1923 im Berliner UFA-Palast stattfand – inmitten einer Zeit der Krisen. Die “Fridericus Rex”-Filme blieben von Auseinandersetzungen nicht verschont. Weil sie eindeutig für die Monarchie Propaganda zu machen schienen, riefen SPD und KPD zum Boykott auf.


Fritz Waltermann:
Zwei “umgearbeitete” altpreußische Mützenbleche

Merkwürdigerweise findet man auf Auktionen altpreußische Mützenbleche, die auf den zweiten Blick doch keine zu sein scheinen – und doch sind sie echt. Entweder hat ein katholischer Deserteur des Füsilier-Regiments Nr. 33, der aus der katholischen Grafschaft Glatz stammte, darin seine Aversion gegenüber Preußen zum Ausdruck gebracht oder ein gepresster Sachse, der als Grenadier im Garnisonregiment Nr. VII dienen musste, ebenfalls nach seiner Desertion.

Abb.: Das umgehämmerte Mützenblech des Füsilierregiments Nr. 33


Gerhard Zimmermann:
Vom Kommiß zum “Blitz”

In diesem Beitrag zur historischen Soldatensprache und zum Landserjargon stellt der Verfasser die unterschiedlichen Bezeichnungen des Soldaten für die Feuerwaffen (das Gewehr, die Artillerie und den Panzerkampfwagen) vor und erläutert sie.


“Aufgelesen”:

Ulrich Herr:
Der Interimsstab preußischer Generalfeldmarschälle

Anfangs galt in den Augen des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich III.) die von österreichischen Feldmarschällen abgeschaute Rohrreitgerte mit goldenem Knopf und einer schwarz-silbernen Quaste des Prinzen Friedrich Karl als besonderes Zeichen seiner Feldmarschallwürde als Produkt der Eitelkeit, auch Wilhelm I. gefiel sie nicht. Offiziell wurde diese “Reitgerte mit Portepee” als Interimsstab für Feldmarschälle durch Kaiser Wilhelm II. mit A.K.O. vom 26. Oktober 1900.

Die Abbildung zeigt Kaiser Wilhelm II. mit dem Interimsstab in der linken Hand bei der Auszeichnung von Soldaten an der Westfront am 2. Juni 1917.