Ausgabe Nr. 415

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Rolf Wirtgen:
Verleihung des Werner-Hahlweg-Preises 2004 für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften

Abb.:
Die Preisträger nach der Preisverleihung (v.l.n.r.): Klaus Jochen Arnold, Uwe Tresp, Dr. Elmar Heinz, Prof. Dr.-Ing. Wolfram Funk, Staatssekretär Dr. Eickenboom, Klaus-Jürgen Bremm und Präsident BWB Detlev Petry.

Am 24. September 2004 fand auf Einladung des Präsidenten des BWB, Detlev Petry, als Verwalter des Hahlwegschen Erbes, in Koblenz die siebte Verleihung des Werner-Hahlweg-Preises in einer niveauvollen Feier vor etwa 70 geladenen Gästen statt. Der eigens aus Berlin angereiste Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Dr. Eickenboom, würdigte in einer kurzen Ansprache das wissenschaftliche Lebenswerk des früheren Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde und nahm später persönlich die Überreichung der Urkunden und Preisgelder an die Preisträger vor.

Den 1. Preis erhielt Dr. Uwe Tresp für seine Dissertation “Söldner aus Böhmen, Entstehung und Organisation böhmischer Söldnerheere im Dienst deutscher Fürsten des 15. Jahrhunderts”. Den 2. Preis erhielt Dr. Elmar Heinz für seine Dissertation “Doppelrad und Doppeladler. Die Festung Mainz zwischen Kaiser, Reich und Kurstaat im 1. Koalitionskrieg (1792-97)”. Für den 3. Preis hatten sich zwei Preisträger qualifiziert: Klaus-Jürgen Bremm mit seiner Dissertation “Von der Chaussee zur Schiene. Militärstrategie und Eisenbahnen in Preußen von 1833 bis zum Feldzug von 1866” (siehe hierzu ZfHk Nr. 412 und 413 / 2004), sowie Jochen Arnold für seine Dissertation “Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion: Kriegführung und Radikalisierung im Unternehmen Barbarossa”.


Wolfgang Friedrich:
Die Uniformierung der kursächsischen Armee zur Zeit der Schlacht bei Jena im Jahre 1806

Im dritten und letzten Beitrag dieser Uniformreihe stellt der Autor zunächst das Aussehen der kursächsischen Generale und Adjutanten vor, geht dann auf die Rangabzeichen der Offiziere und Unteroffiziere ein und beschreibt abschließend allgemeine Bekleidungsstücke, die Bewaffnung und schließlich die Schabracken und Schabrunken der Artillerie und der Kavallerie. Diese Angaben gelten für die sächsische Armee bis zur Neuformierung und Neuuniformierung nach französischem Vorbild im Jahre 1810.

Abb.:
Die Uniformierung der kursächsischen Generale und der Flügeladjutanten im Jahre 1806


Uwe Tresp:
Der spätmittelalterliche böhmische Söldnermarkt und die Entwicklung des mitteleuropäischen Kriegswesens
Festvortrag, gehalten vom 1. Preisträger anlässlich der Verleihung des Werner-Hahlweg-Preises in Koblenz.

Abb.:
Die Schlacht von Wenzenbach
(Relief auf dem Kenotaph Kaiser Maximilian I. in Innsbruck)

Vor allem das 15. Jahrhundert brachte entscheidende Umwälzungen im Bereich des mitteleuropäischen Heerwesens. Aufgrund taktischer Veränderungen wuchs der Anteil der Fußtruppen in den Heeren. Sie glichen ihren technischen Nachteil gegenüber gepanzerten Reitern durch straffe Ordnung und größere Massen aus. Dafür wurde viel Personal benötigt, das man auf breiter Grundlage als Söldner rekrutieren konnte. Söldner waren zwar billiger als Berittene, aber sie ersetzten sie nicht, sondern ergänzten sie nur. Damit explodierten in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts Heeresgrößen und Kriegskosten.

Doch man wusste sich zu helfen – Böhmen geriet in das Blickfeld der Söldnerwerbung. Über drei Generationen hinweg waren die böhmischen Länder der wichtigste und billigste Söldnermarkt für den Osten und Süden Mitteleuropas. Dieser Markt wurde von einigen wenigen einflussreichen Hochadligen kontrolliert.

Schließlich wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts die böhmischen Söldner von den billigeren und erfolgreicheren Schweizern und Landsknechten auf dem internationalen Söldnermarkt verdrängt.


Die zeitgenössische Postkarte zeigt im Vordergrund die “Neue Evangelische Garnisonkirche am damaligen Kaiser-Friedrich-Platz (1938: Gardepionierplatz, 1947: Südstern)

Detlef Behrendt:
Die “Neuen Garnisonkirchen” der Berliner Regimenter.

Wenig bekannt sind heute die zeitgenössischen Bauwerke der einstmals starken, von den Garderegimentern geprägten Berliner Garnison während der Kaiserzeit, die auch den letzten Krieg überdauert haben.

So die beiden ehemaligen “Neuen Garnisonkirchen” für Soldaten evangelischer und katholischer Konfession am heutigen Südstern direkt bei der Hasenheide, die auf Veranlassung Kaiser Wilhelms II. gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und am 8. Mai 1897 in seiner und seiner Gemahlin Kaiserin Auguste Viktoria Anwesenheit eingeweiht wurden. Die Baukosten trug damals die Militärverwaltung, ein Teil kam jedoch aus der kaiserlichen Privatschatulle und war somit preußisches Vermögen.

Die Katholische Garnisonkirche wird heute von der katholischen Kirchengemeinde genutzt, die Evangelische wurde an das “Christliche Zentrum Berlin” verkauft. Für das an der Wand dieser Kirche angebrachte Denkmal, das an die Gefallenen der Garde-Pioniere des Ersten Weltkrieges erinnert – heute beschädigt und beschmiert – fühlt sich niemand verantwortlich.


Dieter Radtke:
Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generale und Stabsoffiziere vor der Schlacht bei Leuthen – Was hat Friedrich der Große wirklich gesagt?


Die Abbildung mit dem Titel: “Am Abend vor Leuthen” stammt von Richard Knötel. In der “Sprechblase” ist ein Auszug aus der Rede wiedergegeben, wie sie der damalige Leutnant von Retzow 1802 überliefert hat. – Zur größeren Darstellung auf das Bild klicken.

Im Feldzugsjahr 1757 musste der preußische König Friedrich II. empfindliche Niederlagen und hohe Verlust einstecken. Die entscheidende Wende sollte zum Abschluss die Schlacht bei Leuthen bringen – Sieg oder Untergang. In seiner denkwürdigen Rede am Abend des 3. Dezember 1757 vor den Generalen und Regimentskommandeuren seiner Armee versuchte Friedrich II. diese für die Schlacht zu motivieren. Seine Rede sollte von den Anwesenden an die Truppe übermittelt werden. Diese Rede ist in unterschiedlicher Form in vielen Werken wiedergegeben worden.

An Hand von sieben Personen (Quellen), von denen nicht alle bei der Rede anwesend waren und die mit erheblicher Zeitverzögerung über den Inhalt berichteten, versucht der Autor herauszufinden, was Friedrich II. damals wirklich gesagt hat – das Ergebnis ist verblüffend.


Walter Rosenwald:
Ivan Nikitic Kononov – Kommandeur des “Donkosaken-Reiter-Regiments 5”

Abb.: Ivan Nikitic Kononov als Oberst und Kommandeur der Plastun-Brigade
(Gemälde von Olaf Jordan)

Ivan Nikitic Kononov war während des Zweiten Weltkrieges eine bedeutende, wenn auch schillernde Figur der Kosakenbewegung, die auf deutscher Seite gegen die Rote Armee kämpfte. Leider liegt bis zum heutigen Tage keine umfassende und wissenschaftlichen Ansprüchen voll entsprechende Arbeit deutscher Historiker zu dem gesamten Komplex “russische Freiwillige auf deutscher Seite” vor.

Der Verfasser schildert den militärischen Werdeganges Kononovs. Dieser trat  im Jahre 1922 in die Rote Armee ein, in der er es bis zum 19. August 1939 zum Regimentskomandeur eines Schützenregiments brachte; im August 1941 musste er mit seinem Regiment bei Smolensk kapitulieren und wechselte mit dem größten Teil seines Regiments auf die deutsche Seite. Der Kern des alten Regiments bildete das 102. Freiwillige Donkosakenregiment.

Ab da begann wohl der schillerndste Abschnitt im Leben Kononovs. Als die Kosaken am 25. März 1945 beschlossen, sich der Wlassow-Armee anzuschließen, wurde Kononov beauftragt, diese Beschlüsse dem in Füssen weilenden General Wlassow mitzuteilen. Von dort kehrte er als frisch beförderter Generalmajor zurück.

Der Auslieferung des Kosaken-Korps an die Russen im Mai 1945 konnte sich Kononov entziehen und sich in der US-Besatzungszone verstecken. Später emigrierte er mit seiner Familie nach Australien, wo er 1963 bei einem Autounfall ums Leben kam.


Erich Scherer:
Beitrag zur Geschichte des Lazarettwesens während des Zweiten Weltkrieges –
Das Reserve-Lazarett C in Linz / Österreich

Erich Scherer schildert in seinem Beitrag den Aufbau, die Organisation und die Tätigkeit des Reserve-Lazaretts C in Linz (Österreich) ab dem 19. April 1940, als das für die oberösterreichische Stadt Linz zuständige Wehrbezirkskommando die Schaffung des Reserve-Lazaretts anordnete.

Geeignetes Objekt hierfür war die Kreuzschwesternschule in der Stockhofstraße. Bei seiner Übergabe am 5. Mai 1945 waren etwa 1.000 Personen, teilweise in Notbetten auf den Gängen untergebracht. Im Zeitraum von April 1940 bis zum September 1945 wurden insgesamt 39.266 Patienten von Militärärzten, Sanitätern, Kreuz- und DRK-Schwestern betreut.


Vincenz Oertle:
Notizen zum Zürcher Militärmaler Albert von Escher

Basel-Städtische Kavallerie 1818-1835 (Albert von Escher)

Nach seinem Artikel über die päpstliche “Fremdenlegion” (siehe ZfHk Nr. 414 – Oktober/Dezember 2004) stellt Vincenz Oertle nun in einer Kurzbiographie den 1833 in Zürich geborenen Retoucheur, Kunstmaler und Fotograf Albert von Escher vor, der dem bekannten Stadt-Bürger-Geschlecht Escher von Luchs entstammte.

Das von Escher geschaffene und für die Schweizer Uniformkunde bedeutende Werk umfasst im wesentlichen 33 Bände mit 690 Aquarellen der Schweizer Milizen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die 1870er Jahre. Hinzu kommen 200 Darstellungen von Schweizern in fremden Kriegsdiensten. Escher verstarb 1905 in Genf.


Gerhard Zimmermann:
Vom Kommiß zum “Blitz” –
Beiträge zur historischen Soldatensprache und zum Landserjargon
 – Teil 5

In seinem vorletzten Beitrag erläutert der Autor beispielhaft Begriffe zur Landser-Kriegstopographie, sowie zum “Sitzkrieg” und “Blitzkrieg” sowohl der deutschen als auch der englischen Armee in beiden Weltkriegen.