Ausgabe Nr. 449

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Wolfgang Friedrich:
1745 kamen sie nur bis Leipzig, nicht bis Kesselsdorf –
die preußischen Grenadierbataillone Strantz und Ingersleben

Die jeweils beiden Grenadierkompanien der preußischen Füsilier-Regimenter Nr. 35 und 39 wurden im Juni 1745 als Grenadierbataillon dem Major Johann Albrecht von Strantz (vom Regt. zu Fuß Nr. 18) unterstellt und zogen in das Lager von Dieskau zum Korps des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, ebenso das Grenadierbataillon des Majors Rudolph August von Ingersleben (von der Armee, vorher Füsilier-Regiment Nr. 38).

Dieses Bataillon war ab Mai 1744 in Minden aus den beiden Grenadierkompanien des Füsilier-Regiments Nr. 45 (Teile der Garnison von Wesel), der Grenadierkompanie des Garnisonbataillons Nr. IX (aus Geldern) sowie der Grenadierkompanie des Garnisonbataillons Nr. XIII (errichtet 1743 in Minden) aufgestellt worden. Bei der Auflösung des Lagers von Dieskau am 1. Oktober 1745 wurde das Bataillon Strantz nach Nauen und das Bataillon Ingersleben nach Brandenburg verlegt. Im November trat das Korps des “Alten Dessauers” mit diesen beiden Grenadierbataillonen erneut zusammen und brach am 29. November von Halle nach Sachsen auf.

Am 30. November fiel Leipzig in preußische Hand und der König erhielt am 4. Dezember die Meldung, dass Leipzig “sozusagen ohne Schwertstreich” genommen sei. Während das Invasionskorps in Richtung auf Dresden weiterzog, blieben die beiden Grenadierbataillone Strantz und Ingersleben als Besatzung in Leipzig zurück.

Oberst von Strantz fiel am 9. Mai 1757 in der Schlacht bei Prag bei der Einnahme des Ziska-Berges durch das Regiment zu Fuß Nr. 18, Oberst von Ingersleben wurde am 19. Mai 1757 aus der preußischen Armee verabschiedet.

Abb.:
Grenadiermützen. Oben links: Grenadierbataillon Strantz: a) Grenadier vom Füsilier-Regt. Nr. 35, b) Grenadier vom Füsilier-Regt. Nr. 39. Unten links: Grenadierbataillon Ingersleben: a) Grenadier vom Füsilier-Regt. Nr. 45, b) Grenadier von den Garnison-Grenadieren G IX und G XIII.
Oben rechts: Infanteriesäbel M 1715 und Bajonett am Leibriemen. Unten rechts: Auflage des Ringkragens vom Füsilier-Regt. Nr. 35.

Bernd A. Windsheimer und C. Michael Schirren:
“NON SOLI CEDIT” –
Zu einem bemerkenswerten Degenknauf und einem altpreußischen Degen

Als vor fast acht Jahren ein Degenknauf als Bodenfund im damaligen Landkreis Ostvorpommern (Mecklenburg- Vorpommern) bekannt wurde, verursachte seine kulturhistorische bzw. militärgeschichtliche Einordnung noch einige Schwierigkeiten. Ein erster Kontakt der beiden Verfasser dieses Artikels bestätigte die Bedeutung des Fundes, ohne jedoch eindeutige Parallelfunde oder gar waffenkundliche Aussagen treffen zu können.

Man mag es als Duplizität der Ereignisse ansehen, dass im gleichen Jahr im Handel ein vollständiger Degen mit Scheide auftauchte, der B. Windsheimer schließlich zugänglich wurde, wichtige Fragen beantworten hilft und nun zusammen mit dem Knauf näher vorgestellt werden soll. Einen ganzen Tag lang lag dieser Degen im Jahr 2005 auf einer Waffenbörse in Frankreich, vom internationalen Fachpublikum unbeachtet, auf dem Tisch eines Händlers, bis sich ein Sammler “erbarmte” und das Stück erwarb.

Dabei handelte es sich um eine der ungewöhnlichsten Blankwaffen der altpreußischen Zeit.

Abb.:
Gefäß der Form I
mit zwei zusätzlichen Terzbügeln

Michael Elstermann:
Die Befreiungskriege
Vom Ende des Waffenstillstandes bis zur Konzentration in Leipzig

Teil 3

Abb.:
Porträt zweier Vettern der Familie von Scheuren als freiwillige Jäger 1813 [Museumslandschaft Hessen Kassel]. Die Uniformen sind die des kurhessischen Inf.-Regts. Kurprinz. Das Bild wird aufgrund der niedrigen Kragen, die in Preußen und vermutlich auch in Hessen, erst im Mai 1814 eingeführt wurden, eher auf den Feldzug 1815 zu datieren sein. Interessant ist die Trageweise der Offiziersschärpe. Das National auf dem Wachstuchüberzug ist unvorschriftsmäßig. Der linke Vetter trägt einen Umhang über der Uniform und ein ziviles Barett der altdeutschen Tracht, als Ausdruck des antifranzösischen deutschen Nationalgefühls.

Napoleon hatte den Friedensbedingungen Metternichs nicht zugestimmt, weil er um das Ende seiner Herrschaft fürchtete und damit den Weg geebnet zum Beitritt Österreichs zur Antinapoleonischen Koalition. Trotzdem kam es noch einmal in Prag vom 12. Juli bis 10. August zu einem Friedenskongress, aber auch diese letzte Chance wurde vertan, der Vertreter Frankreichs stimmte den Friedensbedingungen wiederum nicht zu.

An einer Einigung in Prag lag Napoleon zu dieser Zeit nichts mehr, da die Bedingungen für ihn inakzeptabel waren. Vielmehr wollte er Zeit gewinnen und versuchte zwischenzeitlich mit Russland zu verhandeln. Unmittelbar nach Ende des Waffenstillstandes trat Österreich der Koalition bei. Nun stand Frankreich erstmals alleine einem Bündnis aller europäischen Großmächte gegenüber, damit hatte sich das Kräfteverhältnis dramatisch verändert.

In den Allianzverträgen von Teplitz vom 9. September zwischen Österreich, Preußen und Russland vereinbarten die Beteiligten im Kern die Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichts auf der Basis der Grenzen von 1805. Metternich hat es damit geschafft, in den Mittelpunkt der Koalition zu treten.

Anstatt des Kampfes um Freiheit und nationale Einheit trat die Wiederherstellung des Gleichgewichts der europäischen Mächte. Dies erleichterte den Rheinbundstaaten im weiteren Verlauf den Seitenwechsel, hatten sie doch keine Zerschlagung ihrer Territorien zu befürchten.

Beide Parteien haben den Waffenstillstand natürlich zu Verstärkungen genutzt. Frankreich hielt Niederschlesien und Sachsen besetzt und verfügte über 442.000 Soldaten auf dem deutschen Kriegsschauplatz, dazu 69.000 Mann in der Elblinie sowie in Bremen und in zweiter Linie sowie 60.000 Mann in Festungen, teilweise im Rücken der Verbündeten, zusammen 572.000 Mann.

Preußen hatte nun knapp 200.000 einsatzfähige Soldaten, die russische Armee war ebenfalls auf knapp 200.000 Mann angewachsen, ein Teil davon allerdings in Polen. Die Österreicher stellten 127.000 Soldaten. Daneben gab es noch kleinere Kontingente wie 27.000 Schweden, 6.000 Mecklenburger und noch rund 9.000 aus den deutschen Kleinstaaten bzw. Hannoveraner, hier insbesondere die Kings’s German Legion. Damit konnten die Alliierten in dem Kampfgebiet über 514.000 Soldaten (davon 13,5% preußische Landwehr) verfügen und waren erstmals ähnlich stark wie Frankreich.


Otto Paetzold:
Das besondere Bild:

Brustbild des Wilhelm Heinrich Conrad Freiherr von Romberg (1773 – 1833)
als Kommandeur des preußischen Husaren-Regiments Nr. 11 zwischen 1815 und 1817

Das vorliegende Brustbild des Wilhelm Heinrich Conrad Freiherr von Romberg stammt aus der Sammlung des ehemaligen 2. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 11. Es zeigt ihn als Oberstleutnant in der Uniform der 11ten Husaren, deren erster Kommandeur er war.

Abb.:
Das Gemälde ist Eigentum des Historischen Museums
im Marstall, Paderborn-Schloss Neuhaus.
Öl auf Leinwand, ca. 85 x 85 cm (Rahmen)

Klaus-Ulrich Keubke:
Wappenfahnen für die Fanfarentrompeten des I. See-Bataillons 1910
Neues und vielleicht Unbekanntes aus dem Landeshauptarchiv Schwerin

Seit etwa zwei Jahren ist im Landeshauptarchiv Schwerin der Aktenbestand “Militär-Departement” (5.12-8/1) erschlossen und damit Nutzern zugänglich gemacht. Diese Behörde des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin ging letztlich aus dem im Juni 1808 geschaffenen Militär-Kollegium hervor. Im Januar 1849 war sie noch eine Abteilung des Staatsministeriums, um dann ab 4. April 1853 eine bis 1918/1919 wie ein Kriegsministerium wirkende selbständige Zentralbehörde zu werden. Am 31. August 1853 bestimmte Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, dass “der Direktor des Militair-Departements, insofern er diese Stelle definitiv bekleidet, den Rang als Generalmajor haben soll, wenn derselbe auch diese Militair-Charge noch nicht erreicht hat” (2.12-2/18 Militärwesen, Nr. 2642).

Oftmals finden sich auch in diesem Bestand “Militärdepartement” Schriftstücke, die weit über das mecklenburgische Militär hinausreichen bzw. gleich ganz und gar andere Armeen und Armeekontingente betreffen. So findet sich in der Akte Nr. 1945 (über mecklenburgische Fahnen und Standarten) auch ein kurzer Schriftwechsel des I. Seebataillons aus dem Jahre 1910 mit Dienststellen in Mecklenburg-Schwerin.


Das besondere Objekt:

Achselstück, getragen von Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin

als General der Kavallerie und Chef des I., III. und (ab 1893) IV. Bataillons des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89

Abb.:
Mit freundlicher Genehmigung der Firma Helmut Weitze Militärische Antiquitäten.


Ulrich Herr:
Eine bisher übersehene Uniform –
Die graugrüne Probeuniform für preußische Flügeladjutanten von 1906

Dass die Entscheidung über die ab 1907 erfolgte Einführung der feldgrauen bzw. graugrünen Uniformen für die gesamte preußische Armee Wilhelm II. regelrecht abgerungen werden musste, ist hinlänglich bekannt. In der preußischen Armee gab es seit 1905 bei Infanterie- und Jägereinheiten Trageversuche mit grauen Uniformen, bei denen sich schließlich das so genannte Feldgrau als ideal erwies.

Die oben erwähnten Truppenversuche können durch einen weiteren, bisher übersehenen und wesentlich kleineren Versuch ergänzt werden. Womöglich half aber ausgerechnet dieser Versuch, die Skepsis des Kaisers gegenüber in Grautönen gehaltenen Uniformen für die preußische Armee zu überwinden. Denn: “In seiner nächsten Umgebung mußten 1906 drei Flügeladjutanten, zu denen der Verfasser (Friedrich von Friedeburg – U.H.) auch gehörte, ein Jahr lang eine Probe aus graugrünem Stoff tragen – Waffenrock, Überrock und Hose, im übrigen mit Kragen und Abzeichen der alten Uniform –, um das Auge an die Neuerung zu gewöhnen.”

Wer den Kaiser überzeugt hat, in seinem militärischen Gefolge ebenfalls eine neuartige Uniform auszuprobieren, ist leider unbekannt. Auf einer 1906 vor dem Neuen Palais in Potsdam aufgenommenen Fotografie (siehe Abb.) sind diese drei Flügeladjutanten zu sehen.

Abb.:
Die Flügeladjutanten Wilhelms II. Major v. Friedeburg, Major v. Neumann-Cosel, Hauptmann Graf v. Soden (von links nach rechts) in der graugrünen Probeuniform im Jahr 1906. Deutlich erkennbar ist der hellere Farbton des Waffenrocks und der Hose im Gegensatz zur dunkelblauen Paradeüberdecke. Die Flügeladjutanten tragen den Paradeanzug.

Walter Kunstwadl:
Geplante Uniformen für den Militärmusikdienst der Bundeswehr

Abb.:
Das Modell 1 des Heeres, aus Serge-Grundstoff geschneidert, ist mit einer hellroten bonbonfarbenen Achselschnur mit zwei Troddeln auf der linken Seite sowie roten Kragenspiegeln mit einer silberfarbenen Lyra versehen. An einem Unterarm befindet sich ein Ärmelband, auf dem anderen ein rundes Tätigkeits abzeichen. Die Schulterklappen zeigen keine Abweichungen und Neuerungen.


Aufgelesen:

Die beiden Verfasser der 1882 in Berlin erschienenen “Geschichte des 1. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 8” haben es vorgezogen, anonym zu bleiben. Eine gewisse Begründung liefert das Vorwort, welches auszugsweise abgebildet ist:

Der um 1900 lebende Gothaer Militärschriftsteller Georg Lantz hat in dem ihm gehörenden Exemplar die Bemerkung “traurig genug!” daneben gesetzt.


Rolf Noeske:
Die Abzeichenfarben der Infanterie-Regimenter 1867 – 1914
ohne Bayern, Sachsen und Württemberg

Mit der Wiedergabe der Armeekorps der deutschen Armeen von 1914 die Zusammensetzung und Uniformierung betreffend, die aus dem von Paul Pietsch geschaffenen Gesamtwerk ausgewählt wurden, soll zur Einführung eine kurze Beschreibung der Vergabe der Abzeichen an die Infanterie-Regimenter erfolgen. In Ergänzung dazu werden auf der ersten Rückseite der jeweiligen Armeekorps die Veränderungen in der Zuordnung der Infanterie-Regimenter zu den Korps (Errichtung, Kommandierung und Versetzung) tabellarisch wiedergegeben. Hinsichtlich anderer Details wie die Verleihung von Namenszügen und anderen “Gnadenerweisen” seitens des Königs von Preußen wird auf die zahlreiche Literatur verwiesen. Bei den Bildtafeln, auf denen die Namenszüge nicht deutlich erkennbar waren, wurden diese ergänzt.


Frank Buchholz:
Flieger über England 1917

In der Zeitschrift für Heereskunde 1981, Seite 77–79 findet sich ein Artikel mit dem Titel
“Flieger über England 1917”, der ein wenig bekanntes Kapitel der Geschichte des Ersten Weltkrieges beleuchtet: Die Luftangriffe auf London nicht nur durch Luftschiffe, sondern auch durch Bombenflugzeuge in den Jahren 1917 und 1918.

Ein wiederaufgefundenes Fotoalbum mit Bildern aus dem Alltag des “Londongeschwaders” gibt nun Anlass, diesen Artikel aus dem Jahre 1981 fortzusetzen.

Abb.:
Start zum ersten Londonflug. Aufnahme datiert Juni 1917.
[Aus dem Fotoalbum eines Angehörigen des Bogohl 3.]