Ausgabe Nr. 451

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Alexander Querengässer:
Die Sächsische Landwehr 1813 – 1816

Abb.:
Gemeiner der sächsischen Landwehr nach Friedrich Naumann
[Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin]

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (14. – 19. Oktober 1813) sah das Königreich Sachsen einer ungewissen Zukunft entgegen. Zwar hatten große Teile der Armee am 18. Oktober die Fronten gewechselt und waren zu den Verbündeten übergelaufen, aber König Friedrich August I. hatte das Ende des gewaltigen Ringens immer noch als Napoleons Verbündeter miterlebt. Infolgedessen befand er sich nun als Gefangener der Verbündeten in Berlin.

Das Königreich kam unter russische Militärverwaltung. Diese forderte von dem Land, das innerhalb von nur zwölf Monaten zwei Armeen verloren hatte, die Aufstellung neuer Truppen. Für diese Aufgabe war die 4. Sektion des Gouvernements zuständig, deren Leitung zunächst Generalmajor Hans Adolf von Carlowitz und kurz darauf Generalmajor Johann Justus Vieth von Golsenau übernahm.

Bereits Anfang November ließ der russische Generalgouverneur, Fürst Repnin, eine Verordnung bezüglich der Aufstellung einer Landwehr im Land publik machen. General Vieth von Golsenau beschäftigte sich in der Folge mit dem Plan zur Aufstellung dieser Regimenter nach preußischem Vorbild. Sie sollten nach den Vorstellungen der Alliierten eine Stärke von 20.000 Mann erreichen. Zur Spezifizierung der Landwehrverordnung erließ der General ein “Eides=Rotul für die freywilligen Sachsen und die Sächs. Landwehr”, welches Fragen der Aufstellung, Ausrüstung und des Einexerzieren klärte.

Der Verfasser berichtet weiter detailliert über Aufstellung, Organisation, Uniformierung und Rangabzeichen der sächsischen Landwehr – auch der Landwehrkavallerie – und beschreibt und bewertet ihren Einsatz beim III. Bundeskorps ab März 1814, ihre Feuertaufe und Niederlage bei der Schlacht von Courtray, die Rückkehr nach Dresden sowie die Zeit bis zur Auflösung der Landwehr am 1. Oktober 1816.


Wolfgang Friedrich:
Die Gendarmerien und deren Uniformen in napoleonischer Zeit
Teil 1 – Kaiserreich Frankreich

Nach französischem Vorbild erfolgte in den Jahren der Herrschaft Napoleons in vielen deutschen Staaten die Gründung von Gendarmerien, die hauptsächlich im ländlichen Gebiet zum Einsatz kamen und als militärisch organisierte Formation Einheit zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit dienten.

Abb.:
Elite-Gendarmerie der Kaisergarde:
Gendarmen-Schüler 1813, Trompeter in Marschuniform 1806/07 (v.l.n.r.).

In diesem Beitrag berichtet Wolfgang Friedrich zunächst über die französische Gendarmerie als Vorbild.

Im zweiten Teil behandelt er die Gründungen in den von Napoleon bzw. dessen Verwandten regierten Königreichen Italien, Neapel und Westphalen sowie dem Großherzogtum Berg und abschließend neben den Rheinbundstaaten: Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen-Darmstadt sowie Sachsen-Gotha-Altenburg, außerdem das Königreich Preußen sowie Russland.

Michael Elstermann:
Die Befreiungskriege 1814
Von der Überschreitung des Rheins durch Blücher bis zur Einnahme von Paris

Teil 5

In der Neujahrsnacht hatte Blücher bei Kaub den Rhein überschritten und den Krieg nach Frankreich getragen. Die deutschen linksrheinischen Gebiete waren von Frankreich bereits im 1. Koalitionskrieg erobert und direkt in das französische Staatsgebiet eingegliedert worden.

Napoleon war nach der Völkerschlacht direkt nach Frankreich geeilt und versuchte wieder einmal, eine neue Armee aufzustellen. Bisher war ihm das stets gelungen, allerdings hatte er bereits beim letzten Mal im Frühjahr 1813 alle denkbaren Reserven dafür genutzt. Nun gelang es ihm nicht mehr, eine erneute große Armee auszuheben.

Auch im französischen Kernland waren die Bürger unzufrieden und entzogen sich in ungeheurem Maße der Wehrpflicht. Dass die im Frühjahr mit viel zu jungen Soldaten ausgehobene Armee bereits im Herbst des gleichen Jahres wieder vernichtet war, schreckte alle ab. Napoleon gelang es nur, eine Armee mit einer Größe von 70.000 Mann aufzustellen…

Abb.:
Kosaken in Paris während der Besetzung durch die alliierten Truppen im Jahr 1814.
Szene vor dem Café Hardy (20, Boulevard des Italiens) [Georg Emanuel Opiz (1775–1841)]

Ulrich Herr:
Carl Christian Radefeld (1788 – 1874)
Offizier in den Kontingenten der Herzogtümer Sachsen-Hildburghausen und Sachsen-Meiningen, Bürgerwehroffizier sowie Kartograph

Carl Christian Radefeld (1788 – 1874) entstammte einer alteingesessenen Hildburghäuser Bürgerfamilie, die vor allem Juristen, Mediziner, Theologen und Philologen hervorgebracht hat. Möglicherweise wäre er ohne den Befreiungskrieg 1813 gegen Napoleon Zivilist geblieben, denn nach seinem Abitur studierte Radefeld Jura, um anschließend in einer Meininger Kanzlei zu arbeiten. Obwohl in die Tochter seines Chefs verliebt, trat er 1813 ins Militär des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen ein…

Abb.:
Hauptmann Radefeld in Gesellschafts- oder Galauniform des Meininger Schützen-Bataillons zwischen 1845 und 1848.1 An der Schnalle befinden sich: (v.l.n.r.) Verdienstkreuz des Ernestinischen Hausordens, Kriegsdenkmünze der sächsischen Herzogtümer für 1814/15 und Medaille für die Freiwilligen des V. deutschen Armeekorps 1814 mit breitem silbernen Rand für Offiziere. Beide Medaillen spiegeln die Feldzüge Radefelds wider [Selbstporträt, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Hildburghausen]

Thomas Brackmann und Hermann Schmelzer:
Die Pauken und Paukenbehänge des Königlich Sächsischen Karabinier-Regiments
(2. Schweres Regiment)

Das Karabinier-Regiment erhielt am 16. Dezember 1905 von seinem Chef, Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach (1876 – 1923), Kesselpauken aus Silber sowie reich bestickte Paradepaukenbehänge geschenkt.

An den Paradekesselpauken befand sich vorne das vergoldete gekrönte Wappen des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, welches links mit Lorbeer- und rechts mit Eichenblättern umfasst war.

Die Stimmschrauben waren oben mit vergoldeten Kronen verziert und saßen unten in vergoldeten Adlerköpfen.

Die Paradepaukenfahnen bestanden aus zwei übereinander angebrachten Behängen. Der untere war aus schwarzem, der obere aus kornblumenblauem Samt. Der obere Behang hatte rundum laufend fünf Felder. Die Felder zeigten (v.l.n.r.):

1. den Stern zum Großkreuz des Hausordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken
2. das Große Majestätswappen des Königreichs Sachsen
3. den gekrönten Namenszug WE
des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach
4. das Große Staatswappen des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach
5. das goldene, umkränzte Verleihungsdatum 16. Dezember 1905.

Abb.:
Der Kesselpauker des Regiments mit den Dienstpauken und Dienstpaukenbehängen. Einige der beschriebenen Felder sind gut zu erkennen [Archiv der Verfasser]

Klaus-Ulrich Keubke:
Zur Weltausstellung 1900 in Paris und Problemen der Darstellung deutscher Uniformen

Abb.: Entwurf Richard Knötels für die Figur eines Hornisten vom Füsilier-Regiment Nr. 90
[Mit freundlicher Genehmigung des Wehrgeschichtlichen Museums]

Seit August diesen Jahres haben wir das Gesamtwerk Richard Knötels in Gestalt einer DVD in unseren Händen.

Aus der auf ihr befindlichen Datei “06 Deutsche Heeresuniformen (WA 1900)” geht hervor, dass Knötel Entwürfe für zwei weitere Gruppen mit den Uniformen des Deutschen Reiches um 1899 und den Uniformen der Kolonialtruppen zu dieser Zeit vorgelegt hatte. Im begleitenden Text heißt es:

“Diese Gruppen wurden je doch nach Intervention durch Kaiser Wilhelm II. gestrichen. Es sollte vermieden werden, das französische Publikum mit Uniformen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zu konfrontieren.”

Das ist war zwar richtig, aber doch nicht ganz genau wiedergegeben.

Für die Gruppe VI waren 20 Figuren mit Uniformen des Deutschen Reiches um 1899 vorgesehen; die Entwurfszeichnungen von Richard Knötel sind auf der DVD in der oben genannten Datei enthalten. Darunter befand sich als Figur VI.6 auch ein Hornist des Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilier-Regiments Nr. 90 (I. und III. Bataillon in Rostock, II. Bataillon in Wismar).

Zu dieser Figur und damit indirekt auch zu den anderen Figuren finden sich im Bestand 5.12.-8/1 (Militärdepartement) des Landeshauptarchivs Schwerin zwei Schriftstücke, die nämlich über das mecklenburgische Militär hinausreichen und die anderen Armeen und Kontingente betreffen.

So gibt es dort die Akte Nr. 1920 “betreffend die Darstellung der Uniformen des deutschen Heeres auf der Pariser Weltausstellung 1900,  speciell derjenigen eines Hornisten des Füsilier-Regiments N° 90”. Aus ihr geht hervor, dass die Gruppe von Figurinen mit den aktuellen deutschen Uniformen letztlich aufgrund politischer Einwände von Seiten Frankreichs nicht zustande kam…

Edgar Stephan:
Martin Nöll – Aus dem Nachlass eines großherzoglich hessischen Soldaten

Martin Nöll, dessen militärischer Nachlass hier auszugsweise vorgestellt werden soll, wurde am 9. Februar 1878 in Langenbergheim, Kreis Büdingen (Großherzogtum Hessen) geboren.

Er diente vom 13. Oktober 1899 bis zum 19. August 1900 als Musketier in der 10. Kompanie des Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 in Gießen und gehörte zu den Freiwilligen, die von diesem Regiment für das Ostasiatische Expeditionskorps abgestellt wurden. Insgesamt handelte es sich um 86 Mannschaften, vier Unteroffiziere und sieben Offiziere und Beamte. Mit Ausnahme eines Offiziers, der von einem Chinesen ermordet wurde, sollten alle anderen nach der Niederschlagung des so genannten Boxeraufstandes unversehrt in ihre Heimat zurückkehren.

Nach einer kurzen Ausbildung auf deutschen Truppenübungsplätzen ging es nach China. Nöll war vom 20. August 1900 bis zum 8. September 1901 der 2. Kompanie des 6. Ostasiatischen Infanterie-Regiments zugeteilt und vom 9. September bis 8. November 1901 der 3. Transport-kompanie des Lazarettschiffes “Crefeld”.

Bevor die “Crefeld” Lazarettschiff wurde, hatte sie zusammen mit anderen Schiffen ab 7. September 1900 die zweite Staffel des Ostasiatischen Expeditionskorps nach China transportiert…

Abb.:
Seite aus dem Militärpass, unter anderem mit den ihm verliehenen Ehrenzeichen.
“Ch.D.” steht für die 1901 gestiftete China-Denkmünze. Desweiteren sind die ihm während des Ersten Weltkriegs verliehenen Auszeichnungen aufgeführt.

Arne Schöfert:
Schutztruppen-Offiziere im Reichs-Kolonialamt

Nach den beiden großen Aufständen in Deutsch-Südwestafrika (1904/06) und Deutsch-Ostafrika (1906/07), die im Reich zu einer regelrechten “Kolonial-Krise” geführt hatten, setzte sich in der Reichsregierung die Auffassung durch, dass die deutsche Kolonialpolitik dringend reformiert werden müsse. Mehr oder weniger offen wurden die Gründe für die Aufstände in einer verfehlten Kolonialpolitik und der mangelhafte militärische Ablauf der Bekämpfung der Aufstände in einer ineffizienten Trennung der Zuständigkeiten gesehen.

Wolfgang Reith stellt zutreffend dar: “Entscheidend für eine Reorganisation der Kolonial-verwaltung und der Schutztruppen waren vor allem die Erfahrungen aus dem Herero- und Hottentotten (Nama)-Krieg 1904 bis 1906 in Südwestafrika, die ‘zur Genüge bewiesen, daß die jetzt noch bestehende Organisation des Oberkommandos der deutschen Schutztruppen den heutigen Anforderungen nicht genügt’. Es habe, wie es deshalb seinerzeit in einer ‘Denkschrift über die Errichtung eines Reichskolonialamtes’ hieß, die auch die ‘Grundzüge einer neuen Ordnung des Kolonial-Militärwesens’ behandelte, an genügender Erfahrung auf diesem Gebiet gefehlt, denn die bisherigen Einrichtungen seien ‘auf die einfachen Verhältnisse zugeschnitten, wie sie in der zweiten Hälfte des letztvergangenen Jahrzehnts bestanden’. So wurde als Änderung vorgeschlagen, ‘eine militärische Zentralbehörde zu schaffen, an deren Spitze ein General mit genügender kolonialer Erfahrung steht, die einen Teil des Reichskolonialamtes bilden und dem Staatssekretär dieses Amtes und dem Reichskanzler unterstehen soll.

Für die Bildung dieser Zentralbehörde, Kommando der Schutztruppen genannt, soll die Einrichtung der Departements im Kriegsministerium maßgebend sein, die sich ja auch bekanntlich in verschiedene Abteilungen gliedern’.”…

Der Verfasser berichtet nach Beschreibung der Gründe für die Errichtung des Reichs-kolonialamtes weiter über die Eingliederung des Oberkommandos der Schutztruppen sowie Aufgaben und Personalstärken des RKAs und stellt abschließend tabellarisch die Uniformierung der Schutztruppenoffiziere des Reichskolonialamts ab Mai 1907 mit den Änderungen vom Dezember 1913 und vom Februar 1916 dar.

Abb.:
Kleiner Sitzungssaal im Reichskolonialamt. Links ein von Wissmann gestifteter Spiegel, dessen Rahmen aus Elefanten-Stoßzähnen bestand. [Aus: Das Reichskolonialamt. In: Kolonie und Heimat, 1908]

Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 451 erwarten:

  • – Anekdoten – Dichtung und Wahrheit: “Nur zwei Kanonen”
  • – Aufgelesen: “Die schwarz-rot-goldene Kokarde von 1848 im Bataillon Lippe”
  • – Das besondere Bild: Kronprinz Wilhelm (1882–1951)
    in der Paradeuniform des Kürassier-Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2
  • – 1913 – Das Thüringische Ulanen-Regiment Nr. 6 feiert sein 100-jähriges Bestehen
  • – Heereskundliches im Internet
  • – Karikatur: “Das verladene Gewehr”
  • – Werbung: Auszug aus einem Werbeprospekt der Firma Mohr & Speyer um 1853/54
  • – Nachtrag zu: “100 Jahre S-Kandare” in: Nr. 447, S. 42
  • – Nachtrag zu: “Barclay de Tolly” in: Nr. 450, S. 172
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen
  • – Beilage: Pietsch-Tafeln zur Uniformierung der Infanterie- und
    Chef-Regimenter des XI. Armeekorps