Ausgabe Nr. 454

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Das winterliche Titelbild dieses ereignisreichen Jahres zeigt zwei preußische Soldaten im Schafspelz aus dem Feldzug gegen Dänemark vor 150 Jahren.
Für unsere Leser werden sich vielleicht aus diesem Motiv einige Gedanken über die vor uns liegenden Monate (Wetter/Politik) ergeben. Zunächst soll das Bild jedoch an die Aufsätze zum deutsch-dänischen Krieg hinweisen: Neben der ausführlichen Darstellung der Verwundetenpflege von 1864 bringt die Untersuchung zum Mythos um den Tod des Pioniers Klinke eine Zusammen-fassung und eine Wertung der vorliegenden Berichte zu diesem Thema. Sie erweitert so deutlich die bereits in der Zeitschrift für Heereskunde Nr. 340, S. 148–149 gegebenen Informationen.
Mit dem 2. Teil der Beantwortung der Frage nach strukturellen Defiziten der deutschen Armee im Marnefeldzug 1914 gedenken wir auch weiterhin des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.

Mit diesem Heft wollen wir die herkömmliche Gliederung unserer Zeitschrift um einen zusätzlichen Teil erweitern. Uns ist aufgefallen, dass auch andere Zeitschriften interessante Aufsätze für unsere Leser veröffentlichen. Deshalb beginnen wir zunächst versuchsweise in diesem Heft mit dem Blick in andere Zeitschriften. Wir freuen uns über Meinungsäußerungen zu dieser Absicht und auf Hinweise, die in die nächsten Hefte aufgenommen werden sollen. Allerdings werden wir wie bisher keine Aufsätze abdrucken, die bereits in anderen Medien erschienen sind.

Ulrich Herr und Werner Trolp


Gerd Stolz:
Die freiwillige Kranken- und Verwundetenpflege im dänisch-deutschen Krieg von 1864
Teil 1

Die deutsch- wie fremdsprachige Literatur und Überlieferung zum dänisch-deutschen Krieg von 1864 umfassen im Wesentlichen Werke zur politischen Situation in Europa und im Deutschen Bund im 19. Jahrhundert, kriegsgeschichtliche Darstellungen unterschiedlicher Provenienz und Qualität, die Erinnerungsliteratur von Kriegsteilnehmern, Regimentsgeschichten sowie militärhistorische, teils ausschließlich regionalgeschichtliche Abhandlungen einer großen Themenvielfalt.

Zu der Frage, wie die pflegerische Versorgung der Kranken und Verwundeten der dänischen Armee, des österreichischen (k.k.) und des preußischen Heeres 1864 erfolgte, gibt es nur einige wenige Titel sowie einige Bilder, ansonsten findet man nirgendwo weitere Hinweise – weder in Dänemark noch in Österreich oder in Deutschland.

In diesem Beitrag wird eine nach den noch erhaltenen und zugänglichen Quellen und der erreichbaren Literatur erstellte Übersicht zur freiwilligen Kranken- und Verwundetenpflege im dänisch-deutschen Krieg von 1864 mit ihren Anforderungen und Problemen gegeben.

Abb.:
Die Nacht in Oever-See den 6/2 64.
Zeichnung von Friedrich (genannt Fritz) von Löwenstern, signiert FSL.
[Mit freundlicher Genehmigung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, Kiel]
Auf dem Bild ist im Hintergrund auf dem Hügel die St. Georg-Kirche in Oeversee zu erkennen. Im Vordergrund (Mitte) werden Wagen mit Verwundeten beladen, links liegen mehrere Tote zu einem größeren Haufen zusammengetragen.

Friedrich von Löwenstern (1829 Schloss Wandsbek / Schleswig-Holstein – 1910 Oberalm bei Salzburg) trat 1846 beim Dragoner-Regiment Erzherzog Franz-Josef Nr. 3 in Wien in die k.k. Armee ein und nahm am dänisch-deutschen Krieg von 1864 als Major im Stabe von Feldmarschallleutnant von Gablenz teil. Er war der Gründer der “Freiherr von Löwenstern’schen Glas-Mosaik & Marmor-Waaren-Fabrik” mit mehreren Steinbrüchen in Österreich. Mit seinem Unternehmen war er an zahlreichen Bauten in den Ländern der Donaumonarchie, in Bayern und Großbritannien beteiligt.


Rolf Noeske:
Die Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864
Anmerkungen zum Tode des Pioniers Carl Klinke

Theodor Fontane schließt seinen Bericht über den preußischen Pionier Klinke, der beim Sturm auf die Düppeler Schanzen sein Leben verlor und dessen Tod dann heroisiert wurde, wie folgt:

„Mit der historischen Aufhellung – die ohnehin höchst mißlich ist und oft noch mehr vorbeischießt als die Dichtung – ist dem Bedürfniß des Volkes nicht immer am meisten gedient.“

Was damals wirklich geschehen ist, erfährt man – unter anderem – in diesem Artikel.

Abb.:
Lage an den Düppeler Schanzen vor dem Sturm am 18. April 1864.
Die Sturmkolonnen haben in der 3. Parallele ihre Ablaufpunkte bezogen (rot markiert). Für die Sturmkolonne 2 war die mit den roten Pfeilen markierte Angriffsrichtung vorgegeben. Wegen des morastigen und sumpfigen Geländes vor dem Ablaufpunkt (grün markiert) verlief der Sturm nicht wie geplant.

Frank Buchholz:
Strukturelle Defizite der deutschen Armee im Marnefeldzug 1914
Teil 2

Auch wenn es seit dem Kriege 1870/71 klar war, dass die schlachtentscheidende Rolle der Kavallerie Vergangenheit war, dass attackierende Kavallerie gegen Infanterie, die mit Hinterladern, Repetiergewehren oder gar Maschinengewehren ausgerüstet war, keinerlei Chancen hatte, hat es die Kavallerie verstanden, ihr hohes Ansehen bis in die ersten Wochen des Ersten Weltkrieges hinein zu bewahren. Kaiser Wilhelm II. liebte es, Manöver durch Masseneinsatz von Kavallerie siegreich zu entscheiden. Noch 1906 endete das erste durch Moltke geleitete Kaisermanöver durch eine große Kavallerieattacke.

Im Kaisermanöver 1912 wurde eine bayerische und eine preußische Kavalleriedivision sowie ein Kavalleriekorps gebildet, die am Ende ebenfalls durch große Attacken glänzten. Noch 1921 schrieb der vormalige Generalinspekteur der Kavallerie, Generalleutnant v. Poseck, in seinem Buch über den Einsatz deutscher Kavallerie in Belgien und Frankreich 1914 bedauernd:

„Zwar ist es der Kavallerie nicht vergönnt gewesen, in geschlossenem Massenangriff zu Pferde mit eingelegter Lanze den Feind niederzureiten. Weder Belgier, Franzosen oder Engländer nahmen den von uns oft genug gesuchten Reiterkampf geschlossener Divisionen jemals an. Auch haben sie selber es nie gewagt, uns in großen Verbänden zu Pferde anzugreifen. Trotzdem ist aber unsere gute Ausbildung zu Pferde und mit der Lanze nicht vergeblich gewesen.“

Abb.: Bayerische Kavallerie-Division zum Angriff bereit – Kaisermanöver 1912

Die deutsche Armee, die 1914 in den Krieg eintrat, erhob den Anspruch von sich, die beste Armee der Welt zu sein, die allen anderen Armeen auch in ihrer inneren Struktur, ihren taktischen Grundsätzen, ihrer Ausrüstung und Bewaffnung und ihrem Ausbildungssystem überlegen war. Sie erhob den Anspruch, mit ihrem Generalstab über eine perfekte Organisation zu verfügen, die mit den Planungen ihres ehemaligen Generalstabschefs Schlieffen das Rezept für einen sicheren Sieg auch in einem gesamteuropäischen Mehrfrontenkrieg in der Hand hielt.

Diese Armee, die mit ihrer Ausbildung, ihrer Bewaffnung und ihren Führungsgrundsätzen Vorbild für eine Vielzahl anderer Armeen in Russland, Japan, Schweden und vielen anderen Ländern in Europa und insbesondere auch in Südamerika war, ging mit dem Bewusstsein in die Mobilmachung für den großen Krieg, dass man binnen weniger Wochen siegreich heimkehren würde. Lediglich eine kleiner Kreis aus der militärischen Elite – u.a. der Chef der Generalstabes Moltke – hatte die Ahnung, dass dieser Krieg eben nicht in wenigen Wochen gewonnen sein würde, sondern zu einen womöglich jahrelang andauernden Abnutzungskrieg ausarten würde.

In diesem 2. Teil seines Aufsatzes schildert der Verfasser die Gliederung und Ausrüstung von Kavalleriedivisionen und stellt die Einrichtung der „Höheren Kavallerie-Kommandeure“ (HKKs) vor. Er berichtet über erste Einsatzerfahrungen und logistische Probleme der HKKs sowie über die Führung durch Weisungen (heute: Auftragstaktik). Er folgert letztlich, dass die deutsche Armee zu dieser Zeit trotz ihrer glänzenden Fassade über erhebliche strukturelle Mängel verfügte.


Horstmar Bussiek:
Eines Deutschen Karriere in der Fremdenlegion
Teil 3

Abb.:   Im Jahr 2010 wurde der Träger der Handprothese des Capitaine Danjou, Chef de Bataillon (Major) Roger Faulques, Großoffizier der Ehrenlegion, von hoch ausgezeichneten Soldaten eskortiert, die andere Waffengattungen repräsentierten, mit denen die Legion Seite an Seite gekämpft hat.
[© Légion étrangère]

Fortsetzung und Schluss des Berichtes über Leben und Karriere eines Fremdenlegionärs aus Hamburg (1. Teil: Zeitschrift für Heereskunde Ausgabe 448, 2. Teil: Ausgabe 452).

Der Verfasser gibt weitere Einblicke in die Vorstellungswelt und das Leben dieser außergewöhnlichen Truppe.


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 454 erwarten:

  • – Suche zum Kaufen oder Tauschen
  • – Blick in andere Zeitschriften
  • – Heereskunde im Internet – 6
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen
  • – Beilage:
    Pietsch-Tafeln zur Uniformierung der Infanterie- und Chef-Regimenter
    des XII. (1. Kgl. Sächs.) Armeekorps von 1868–1914
(Abb. verkleinert)