Ausgabe Nr. 457

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AUS DER REDAKTION

An dieser Stelle wollen wir im 5. Jahr unserer Tätigkeit als Redakteure einmal unser Alltagsgeschäft thematisieren. Wie man als zukünftige Eltern manchen mit und durch den Nachwuchs verbundenen Stress und Ärger nur vage erahnen kann – hatten wir auch nur eine vage Vorstellung von dem, was uns als „Eltern“ unserer Zeitschrift erwarten würde. Nun haben wir Ende 2010 ein bereits seit Jahrzehnten „erwachsenes Kind“, ein „gut bestelltes Feld“ übernommen und uns seitdem bemüht, dieses weiter gedeihen zu lassen. Die Zutaten kamen und kommen von unseren sach- und fachkundigen Mitgliedern. Aber unsere Zeitschrift besitzt auch Anziehungskraft für Autoren, die nicht unserer Gesellschaft angehören. Aus dem so vorhandenen Vorrat gilt es jeweils eine interessante Mischung aus den verschiedenen Epochen und Spezialgebieten entstehen zu lassen. Aus diesem Grund entstehen teilweise Wartezeiten bis zur Veröffentlichung, andere Beiträge erscheinen relativ zeitnah. Insbesondere sehr lange Beiträge, von denen in einem Heft nur wenige unterzubringen sind, müssen unter Umständen warten. Hierfür bitten wir um die Autoren um Geduld und Verständnis.

Unserem Satzstudio, das die Zeitschrift grafisch gestaltet und für den Druck vorbereitet, senden wir dann die auf eine bestimmte Norm gebrachten Beiträge und Bilder zu. Die von uns zu erbringenden Vorarbeiten verursachen für uns Arbeit, die mitunter für ein Ehrenamt an die Grenzen der Belastung gehen.

Aus diesen Gründen bitten wir alle Autoren, die dies bisher nicht beachteten, zukünftig die auf unserer Internetseite aufgeführten wenigen Mindestanforderungen zu erfüllen. Bitte informieren Sie sich hier. Bereits jetzt bedanken wir uns bei den Autoren, die die in der Vergangenheit bereits öfter vorgestellten Anforderungen berücksichtigt haben und bei allen anderen für die zukünftige Berücksichtigung, Sie erleichtern uns die Arbeit.

Doch jetzt lehnen Sie sich zurück und genießen (hoffentlich) die Lektüre dieses Heftes. Dies wünschen sich

Werner Trolp und Ulrich Herr


Militärgeschichte

Martin Klöffler:
Der Preußische Generalstab in den Befreiungskriegen 1813 – 1815
Teil 2: Geschäftsgang und Ausstattung

Abb.:
Skripturkasten (Écritoire) aus einem französischen Katalog um 1810, hier kombiniert mit einem Necessaire im unteren Fach. Die oberen Fächer waren für Papier und Schreibzeug bestimmt. Es handelte sich immer um Eigentumsstücke des Offiziers, der die Kästen nach eigenem Geschmack und Vermögen ausstattete.

„Der Generalstabsoffizier hat fast überall mit Mißtrauen zu kämpfen,
und es gehören oft Jahre dazu, dasselbe zu besiegen.“

Der vorangehende erste Teil dieses Aufsatzes behandelte Organisation und Aufgaben des Generalstabes, der zweite Teil wird sich mit dem Tagesgeschäft, d.h. dem eigentlichen Geschäftsgang des Generalstabs im Kriege und der Ausstattung beschäftigen, wo die Quellenlage erheblich dürftiger ist.

Geschäftsgang
Decker schreibt im Kapitel „Geschäftsgang beim Generalstab – Büreau-Einrichtung“ die Aufgaben des Generalstabs und die Einteilung in die zuständigen Geschäftsbereiche, Sektionen genannt, die jeweils ihren Sektionschef erhielten, die sich mit dem Entwurf Gneisenaus gut decken.

Verschriftlichung
Obwohl keineswegs ganz neu, wurden Formulare und Schriftwechsel, also zum Beispiel Relationen, Gesuche, Befehle, Dispositionen, Instruktionen, Konventionen, Kapitulationen, Vorträge, Memoires, Reglements, Vorschriften weiter standardisiert, siehe die Anleitung von Rumpf „Der Adjutant oder der Militairgeschäftsstil in allen Dienstangelegenheiten“ von ca. 400 (!) Seiten. Dieses Kompendium war auf private Initiative erschienen, eine amtliche sanktionierte Standardisierung hat sich bisher nicht nachweisen lassen. Dies bedeutete zwar eine Bürokratisierung, machte aber die Abläufe nachvollziehbarer. Daraus lässt sich auch ablesen, dass den nicht ganz so schriftfesten Offizieren eine Handreichung geboten werden sollte, was bei der unterschiedlichen schulischen Bildung des Offizierskorps nicht weiter wundert. Die meisten Beispiele stammen übrigens aus den Befreiungskriegen…


Hans-Georg Asmus:
„Militärbeamte“ und „Zivilbeamte“ der Militärverwaltung
Ein Beitrag zur Klärung des historischen Ursprungs für die unterschiedlichen Kategorien der Beamten der Militärverwaltung im Deutschen Heer (1871 – 1918)
(Teil 1)

Abb.: Ein Zivilbeamter: Proviantamtsbeamter um 1900.

Bei der Beschäftigung mit dem Thema „Beamte der Militärverwaltung“ in den vier Haupt-Kontingenten des Deutschen Heeres stößt man eher früher als später auf das Begriffspaar Militärbeamte (MilB) und Zivilbeamte der Militärverwaltung (ZivB). Fragt man nach den charakteristischen Merkmalen dieser beiden Beamtenkategorien, erhält man durchaus vielfältige Antworten.

Diese beziehen sich vornehmlich auf die Verschiedenheit im Status und die sich daraus ergebenden – zum Teil erheblich abweichenden – Rechte und Pflichten als „militärische“ Beamte. Auch ist die Quellenlage für die sie deutlich voneinanderabgrenzenden Uniformen recht zufriedenstellend. Das Gros der Informationen bilden natürlich die Arbeiten, die den fachlichen Bereich betreffen, in dem die Beamten ihren Dienst zu versehen hatten. Will man hingegen wissen, welches die historischen Wurzeln für die Unterteilung des Personals gewesen sind, dessen Dienstpflichten einheitlich, allein aufgabenspezifisch getrennt, in der Erledigung ein und desselben Zwecks bestanden, nämlich administrativ die Verwendungsfähigkeit der Militärmacht des Staates materiell und ideell permanent zu gewährleisten, dann sucht man vergebens nach einer geschlossenen Darstellung.

Allenfalls finden sich dazu an den verschiedensten Stellen verstreut – zeitgenössische Periodika, Fachliteratur, Lexika, historische Dokumenten- und Gesetzessammlungen – und auch dort immer nur knappste Hinweise.

Es ist das Hauptanliegen dieses Beitrags, durch Zusammenfügung der einzelnen „Fundstücke“ eine möglichst umfassend klärende Antwort auf diese offene Frage zu versuchen…


Aufgelesen

Zur Beteiligung des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha an Offiziergeschenken


Michael Feik:
Die Gehaltsabrechnung vom September 1870
für den preußischen Generalleutnant von Werder

Vor Jahren tauchte ein interessantes Konvolut von Abrechnungen höherer Offiziere der preußischen Armee auf dem Auktionsmarkt auf, hierunter auch die Septemberabrechnung des Jahres 1870 für den damaligen Generalleutnant August von Werder (1808 – 1887)…


Joachim Hilsenbeck:
Die königlich württembergische Kompanie
der königlich preußischen Eisenbahntruppen

Abb.: Premierlieutenant Hundert, (württembergische) 4. Kompanie Eisenbahn-Regiment Nr. 2, aufgenommen 1896 / 97. Er trägt den Überrock mit schwarzem Samtkragen und den Infanterie-Offizierdegen n/M. mit württembergischem Wappen und Stern am Griff. Daran ist noch das silberne Portepee mit zwei Durchzügen in den württembergischen Landesfarben erkennbar. Neben ihm steht der Offizierhelm nach preußischer Probe mit rundem Augenschirm und rundem Tellerbeschlag aber als Helmzierrat das württembergische Wappen mit dem Stern zum Orden der Württembergischen Krone. [Sammlung Charles Vanhoenacker.]

Das nebenstehende Foto von Hofphotograph A. Grundner, Berlin, datiert: Berlin, 27. Januar 1897 zeigt uns den württembergischen Premierlieutenant Hundert vom preußischen Eisenbahn-Regiment Nr. 2, abgestellt vom Infanterie-Regiment (2. Württ.) Nr. 120. Das Foto widmete er „Seinem hochgeehrten Vorgesetzten bei der K[öniglichen] M[ilitär] E[isenbahn] Herrn Hptm. Pophal“, der zu dieser Zeit beim Eisenbahn-Regiment Nr. 3 in Berlin diente. Diese Aufnahme eines württembergischen Eisenbahnoffiziers ist eine Rarität, denn lediglich von 1887 bis 1899 und dann wieder ab 1913 gab es eine württembergische Eisenbahnkompanie mit jeweils etwa vier Offizieren sowie jeweils ein bis zwei württembergische Offiziere bei der Betriebsabteilung der Militär-Eisenbahn.

Dass geschlossene Einheiten nichtpreußischer Kontingente unter preußischem Kommando auftraten, war eine Eigenart der Verkehrstruppen.

Aus diesem Grund soll zunächst kurz auf die Entwicklung der Eisenbahntruppen als Bestandteil der Verkehrstruppen eingegangen werden. In Preußen begann unmittelbar nach dem deutsch-französischen Kriege durch A.K.O. vom 19. Mai 1871 die Friedensformation der Eisenbahntruppen mit der Errichtung eines Eisenbahn-Bataillons. Es wurde aus geeigneten Mannschaften der Infanterie, Pioniere und der bisher bestehenden Feld-Eisenbahn-Abteilungen aufgestellt und dem Chef des Generalstabes der Armee unterstellt. Am 30. Dezember 1875 (zum 1. Januar 1876) wurde ein II. Bataillon errichtet und die Formation nun als Eisenbahn-Regiment bezeichnet, am 1. April 1887 ein III. und IV. Bataillon zu je drei Kompanien aufgestellt; es traten je eine königlich sächsische(15.) und königlich württembergische Kompanie (16.) dazu. Das Regiment wurde durch A.K.O. vom 20. Februar 1890 zum 1. April 1890 geteilt. Das III. und IV. Bataillon bildeten nun das Eisenbahn-Regiment Nr. 2, wobei jedoch die Bataillone und Kompanien ihre bisherigen Nummern behielten; die beiden Regimenter formierten die Eisenbahn-Brigade…


Andreas Bauer:
Einige Dokumente zum Einsatz einer Feuerwalze an der Westfront am 15. Juli 1918

Abb.: Pauskarte zur Feuerverteilung der Feuerwalze (Ausschnitt).

Viele Menschen bringen die Feuerwalze immer mit einem deutschen Angriffssystem in Verbindung. Das ist soweit auch richtig, wurde sie ja zum ersten Male von der deutschen Armee während der Schlacht am Narotschsee vom 18. März bis 30. April 1916 und im Mai 1916 bei Verdun eingesetzt. Ursprünglich stammt die Idee allerdings von dem französischen General Nivelle.

Ziel der Feuerwalze war es, dass die vorgehende Infanterie hinter einer Feuerwand aus detonierenden Sprenggranaten vorging, die in etwa 2 Minuten 100 Meter voranschritt, um die feindliche Infanterie in ihren Gräben und Unterständen zu halten. Die angreifenden Soldaten waren bei diesem Verfahren etwa 30 bis 50 Meter hinter der Walze. Ohne eine exakte Einhaltung des Zeitplanes seitens der Artillerie konnte ein Angriff dieser Art zum Desaster führen. Deswegen wurde im Laufe der Zeit auch die Feuerwalze mit neuen Angriffstaktiken der Infanterie koordiniert.

Ein deutscher offensiver Artillerieangriff bestand aus Infanteriekampfartillerie (Ika), Artilleriekampfartillerie (Aka) und Fernkampfartillerie (FeKa). An der Feuerwalze nahmen nur Ika und Minenwerfer teil. Das Fortschreiten der Feuerwalze richtete sich natürlich auch nach den feindlichen Gegebenheiten. Auf verstärkte Stellungen wurde länger eingewirkt. Ein genaues, minuziöses Einspielen der verschiedenen Batterien war Voraussetzung. Sobald die Feuerwalze die ersten Infanteriestellungen erreicht hatte, und auf die hinteren Artilleriestellung zuging, beteiligte sich auch die Aka an dem Angriff. In den späteren Jahren wurde von deutscher Seite eine doppelte Walze eingesetzt. Angefangen mit Gas folgte eine zweite Welle mit Sprenggranaten, so dass das Gas sich verflüchtigt hat, wenn die Infanterie vorrückte. Das war bei dem unten besprochenen Angriff jedoch nicht der Fall…


Uniformen

Otto Paetzold:
Eine Pulverflasche der friderizianischen Artillerie


Klaus-Ulrich Keubke:
Die Parade der Mecklenburg-Schweriner Infanterie
am 17. September 1846 am Haselholz bei Schwerin


Ulrich Herr:
Zur Bekleidung der Offizierburschen im württembergischen XIII. Armeekorps bis 1914


Blankwaffen

Rolf Selzer:
Das herzoglich nassauische Pionier- und Artillerie-Faschinenmesser


Bilder zur Handhabung des Säbels aus der NVA-Exerziervorschrift


Hans-Jochen Dunkel:
Nachtrag zu „Der Paradesäbel der NVA“
in Nr. 443 (Januar / März 2012), S. 40 – 43


Auszeichnungen

Walter Kunstwadl:
Das Fahnenband der Bundesrepublik Deutschland


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 457 erwarten:

  • – Aufgelesen: Auszug aus dem Gothaer Tageblatt vom 4. April 1908
  • – Das besondere Bild: Zwei Fähnriche um 1900
  • – Heeresmuseale Mitteilungen
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen