Ausgabe Nr. 460

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AUS DER REDAKTION

Neben den anderen anerkennenswert recherchierten Aufsätzen verdient der Beitrag über die Militärhubschrauber schon deshalb Beachtung, weil der Verfasser eine Anregung von uns aufgegriffen hat. In einem der früheren Hefte haben wir um die Behandlung technischer Themen gebeten. Es wäre wünschenswert, wenn wir weitere Artikel aus diesem Bereich (Waffen, Fahrzeuge, usw.) zur Veröffentlichung erhielten. Es gibt jedoch noch einiges im Bereich der Heereskunde, das bisher wenig beachtet wurde, zum Beispiel Verpflegung der Truppen in Frieden und Krieg.

Daneben weist die Frage nach „Prosit Couleur“ in diesem Heft in das kaum beachtete Feld der Reservistika. Mit dem Ende der Wehrpflicht ist das Brauchtum bei der Entlassung aus dem Grundwehrdienst (mit den vielen Auswüchsen und Stilblüten) praktisch erloschen. Sich damit zu beschäftigen, was in diesem Zusammenhang an Souvenirs oder an Wortschöpfungen (z.B. NVA: EK=„Entlassungskandidat“) entstanden ist, gehört sicherlich nicht zu den High Lights der Heereskunde. Es sollte jedoch nicht in der Versenkung verschwinden.

Im Zusammenhang mit dem Maikäfer-Krug könnte eine Sammlung der anderen Spitznamen der Regimenter der alten Armee zusammengestellt bzw. aktualisiert werden. In der bisherigen Literatur ist hierüber nur wenig zu finden – vielleicht waren die Autoren in der Vergangenheit in dieser Beziehung zu ernsthaft. Das gilt auch für Darstellungen aus dem militärischen Alltag: Wer als Rekrut die Pedanterie beim „Bettenbau“ erlebt hat, wundert sich, dass militärische Darstellungsgruppen hierfür und für vieles andere aus dem alltäglichen Kasernenleben kaum zuverlässige Quellen finden.

Ulrich Herr und Werner Trolp


Militärgeschichte

Klaus Roider:
Parallele Leben. Die kurzen Karrieren zweier Welser im Nürnberger Militär

Abb.:
Portrait Johann Carl Joachim von Welser

Die Reichsstadt Nürnberg verfügte im 18. Jahrhundert über ein ganz erstaunlich umfangreiches Militär. Seit der Reichsdefensionalordnung von 1681 waren die Reichsstände verpflichtet, auch im Frieden die Hälfte ihres Kontingents zur Reichsarmee aufrechtzuerhalten. Im Nürnberger Fall waren dies um 900 Köpfe. So war auch der Bedarf an Offizieren beträchtlich.

Die vier Nürnber ger Kavalleriekompanien verfügten über insgesamt zwölf, die sieben bis acht Infanteriekompanien über 21 bis 27 Stellen. Dazu kamen die Offiziere der beiden allerdings bis 1763 aufgelösten beiden Kompanien der Stadtmiliz und der Kommandeur der wenigen sogenannten Einspän niger. Während des Spanischen Erb folgekriegs existier ten dreieinhalb weitere Nürnberger Infanteriekompanien im Rahmen der kurzlebigen Neuen Infanterieregimenter des Kreises. So kennen wir im Betrachtungszeitraum von 1681 bis 1806 inzwischen insgesamt 302 Offiziere aus 140 Familien namentlich. Unter Berücksichtigung der wenigen Kenntnislücken mögen etwa zehn bis 15 noch unbekannte Personen hinzukommen.

Zwar sind Bildnisse Nürnberger und fränkischer Offiziere durchaus vorhanden, doch insbesondere farbige Darstellungen in Privatbesitz sind nicht leicht greifbar. Hier sollen ein Portrait und zwei Offiziere mit eigenartig parallelen Leben vorgestellt werden.

Unsere Protagonisten entstammen der ursprünglich Augsburger, dann in Nürnberg ratsfähigen Patrizierfamilie Welser von Neunhoff und Röttenbach bey St. Wolffgang…


Abb.: Reglement für die Dänische Kavallerie von 8. Januar 1703, S. 1.
[Persistente URL: digital.slub-dresden.de/id369408438]

Martin Meier:
Deutsch als Kommandosprache im dänischen Heer im 17. und 18. Jahrhundert

„… [Kommando:]
17. Macht euch fertig zum Schuß [Erklärung: Der Reiter] Hebt die rechte Hand wieder auff/ ziehet mit dem Daumen/ den Hahn geschwinde auf/ bringet die Pistole vor sich in die Höhe/ so daß die Pfanne vor das Kinn komme.
18. [Kommando:] Leget an …
19. [Kommando:] Gebt Feuer [Erklärung: Der Reiter] Ziehet den Abzug loß/ und bleibt im Anlegen biß befohlen wird.“

Als Friedrich IV. König von Dänemark und Norwegen im Jahre 1703 ein neues Reglement für die Kavallerie er ließ, knüpfte er an die traditionell im dänischen Militär seit Christian IV. fest verankerte deutsche Kommandosprache an. Bereits Friedrichs Urgroßvater wies an, alle Soldaten der dänischen Krone auf den in deutscher Sprache verfassten „Articulbrief“ zu verpflichten.

Nun besteht bekanntlich eine gewisse Diskrepanz zwischen normativem Anspruch und realen Gegebenheiten…


Hartmut Gräber:
Dr. Johann Friedrich Hager, Pensionair Chirurgus und Regimentsarzt – eine Recherche
(Ergänzung/Berichtignung zu Zeitschrift für Heereskunde Nr. 459)

Abb.: Grabkreuz Dr. Johann Friedrich Hagers auf dem Alten Berliner Garnisonfriedhof. [Foto: Tilo Wahl]

Hier ruht
in Gott
der Königl. Regimentsarzt a. D.
Dr. Johann Friedrich Hager
geb. den 12. Juli 1788 gest. den 10. Februar 1866


Dieter Radtke:
Der Feldmarschall von Leuthen: Fürst Moritz von Anhalt-Dessau

Am Abend des 5. Dezembers 1757 beförderte Friedrich der Große auf dem Schlachtfeld von Leuthen den 45-jährigen General der Infanterie Fürst Moritz von Anhalt-Dessau zum Generalfeldmarschall. In der Schlacht hatte Moritz nicht nur wieder seine herausragende Tapferkeit gezeigt. Sein Verdienst war es vor Allem, dass es bei Leuthen gelang, die Idee der schiefen/schrägen Schlachtordnung mit Erfolg in die Tat umzusetzen.

Nach Moritz wurde nur noch Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel von Friedrich zum Generalfeldmarschall ernannt…


Formations- / Organisationsgeschichte

Ulrich Schiers:
Das Freiwillige und Kaiserliche Motorboot-Korps

Abb.: Aschenborn

Nach dem Vorbild des schon zu Friedenszeiten gebildeten Freiwilligen Automobil-Korps entstand am 30. September 1914 das Freiwillige Motorboot-Korps. In der hierzu erlassenen Allerhöchsten Kabinetts-Ordre heißt es:

„Auf den Mir gehaltenen Vortrag genehmige ich für die Dauer des gegenwärtigen Feldzuges die Bildung eines Freiwilligen Motorbootkorps und ernenne zu seinem Befehlshaber den Vize-Admiral z.D. (zur Disposition) Aschenborn.”

In der A.K.O. vom 30. Sept. heißt es weiter:

“Auf den Mir gehaltenen Vortrag will Ich:

1. den Mitgliedern des freiwilligen Motorbootkorps, die in keinem militärischen Dienstverhältnis stehen und im Kriege als Führer ihrer Boote beim Heer vertraglich Verwendung finden, während der Dauer des Vertragsverhältnisses allgemein den militärischen Rang als Offizier beilegen;

2. den Bootssteuerleuten und Bootsmaschinisten des freiwilligen Motorbootkorps, die in keinem militärischen Dienstverhältnis stehen und im Kriege als Bootssteuerleute und Bootsmaschinisten vertraglich Verwendung finden, während der Dauer des Vertragsverhältnisses allgemein den militärischen Rang als Unteroffizier verleihen.

3. Die sonstigen Besatzungsmannschaften der Boote sind den Gemeinen des Landheeres gleich zu achten.

Außerdem bestimme Ich, daß…”


Militär-Technik

Horstmar Bussiek:
Deutsche Militärhubschrauber im Zweiten Weltkrieg – Entwicklung und Einsatz

Abb.: 1934: erste Flugversuche mit Flettners „Gigant“

Nur wenige Jahre nach dem Erstflug eines motorgetriebenen Flugzeugs bzw. Starrflüglers gelang am 13. November 1907 mit einer von dem Franzosen Paul Cornu konstruierten Flugmaschine unter Nutzung zweier gegenläufiger Rotoren, angetrieben von einem 24 PS starken Antoinette-Kolbenmotor, für fast eine halbe Minute ein ungefesselter, also freier Schwebeflug. Es war vermutlich – Konkurrenten gegen Cornu werden bis heute immer mal wieder in der Literatur aufgeführt – die Geburtsstunde des Hubschraubers, Jahrhunderte, nachdem die Chinesen Spielzeug nach dem Drehflügelprinzip steigen ließen und dann später, im Jahr 1483, Leonardo da Vinci seine Luftschraube (Helix Pteron) entwarf. (Hubschrauber verfügen über einen oder mehrere triebwerksgetriebene Rotoren, die nahezu waagerecht drehend für Auftrieb und Vortrieb sorgen. Bei Hubschraubern mit nur einem Hauptrotor ist zum Drehmomentausgleich ein vertikal angebrachter Heckrotor erforderlich.)

Bevor auf das eigentliche Thema eingegangen wird, sei ein Blick auf die Entwicklung der militärischen Nutzung des Drehflüglers in anderen Staaten gestattet. (Luftfahrzeuge, die ihren Auftrieb durch einen um eine vertikale Achse drehenden und wie auch immer angetriebenen Rotor erhalten, nennt man Drehflügler. Damit zählen so wohl der Hubschrauber als auch die in dieser Abhandlung im weiteren behandelten Tragschrauber und Flugschrauber zu den Drehflüglern.)

Während im Ersten Weltkrieg…


Uniformen

Hans Eichel:
Dünn gesät aber aufschlussreich – Die Beschriftungen
auf den Rückseiten der Emaille-Medaillons altpreußischer Ringkragen

Abb.: Vorderseite und fünfzeilige Beschriftung auf der Rückseite der Mittelemaille aus dem Garnison-Regiment Nr. VII. [Sammlung des Verfassers]

Es ist hinlänglich bekannt, dass der Ringkragen, Relikt der mittelalterlichen Halsberge und vormals ein den Hals schützendes Teil des eisernen Plattenharnisches, im Europa des 18. Jahrhunderts ein charakteristisches Ausrüstungsstück der Offiziere darstellte.1 So wurde er auch von Infanterie- und Artillerieoffizieren der altpreußischen Armee während des Dienstes zu Fuß getragen. Im Gefecht konnte er für so manchen Träger „Kugelfang“ und infolgedessen Lebensretter aber auch ein begehrtes Beutestück für den Gegner sein: „Der eine setzte mir die Pistole auf die Brust und verlangte […] den kleinen Küraß, so nennen die Österreicher den Ringkragen, der in der preußischen Infanterie Mode und meist von Silber ist, […].“

Der altpreußische Ringkragen bestand stets aus drei Teilen und zwar der Grundpatte, einer darauf aufgeschraubten gegossenen und durchbrochenen Metalltrophäe sowie der von dieser Auflage gehaltenen Mittelemaille, im 18. Jahrhundert schlicht Stein genannt.

Dennoch ist dieser damals allgemein gebräuchliche Ausrüstungsgegenstand bis heute eines der weitgehend unerforschten Spezialthemen zum äußeren Erscheinungsbild des Offizierkorps der altpreußischen Armee.

Die Ausgangslage

Umfasste die Berliner Zeughaus-Sammlung vor dem Zweiten Weltkrieg noch 37 Ringkragen respektive Ringkragenteile, fand Hans Bleckwenn im Rahmen seiner Reorganisationsarbeiten am Zeughausbestand ab 1951 davon nichts mehr vor. Trotzdem gelang es dem „bedeutendsten Erforscher der altpreußischen Armee“ mittels einer Auswertung von zumeist aus Privatbesitz stammenden Fotos, die sieben vollständige Kragen, zwei gegossene Auflagen und 20 Mittelemaillen dokumentierten, erstmals einen komprimierten Überblick zur Entwicklung der Formelemente bzw. Ausstattung von 31altpreußischen Ringkragen vorzulegen.

Darauf aufbauend stellte Klaus-Peter Merta 1991 eine Typologie altpreußischer Ringkragen vor,…


Militärisches Brauchtum/Reservistika

Wolfgang Gult:
PROSIT COULEUR! Ein Sammler fragt

Diesen Spruch findet man manchmal auf Reservistenkrügen und anderen Reservistenandenken von (Garde-) Regimentern. In der Regel sind dann zwei Soldaten von verschiedenen (Garde-) Regimentern abgebildet, welche sich die Hand reichen. Vor vielen Jahren hatte ich einmal bei einem Reservistenkrugsammler eine derartige Darstellung auf einem Pfeifenkopf gesehen und mir wurde dazu erklärt, dass es Freundschaften (Couleurbrüder) zwischen verschiedenen (Garde-) Regimentern gegeben hatte.


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 460 erwarten:

  • – Das besondere Bild:
    Soldaten des 6. Rh. Inf.-Rgts. Nr. 68 vor der Hauptwache im Koblenzer Schloss (1912)
  • – Heereskunde im Internet – 9
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Das besondere Bild:
    Bayerische Feldartilleristen einer Ersatzabteilung um die Jahreswende 1914/15
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen