Ausgabe Nr. 466

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AUS DER REDAKTION

Mit diesem Heft können wir als Redaktionsteam auf sieben von uns gestaltete Jahrgänge der Heereskunde zurückblicken. Wir freuen uns und sind dankbar, dass wir auch im „verflixten 7. Jahr“ wie in den anderen zuvor vertrauensvoll und uns gegenseitig ergänzend zusammenarbeiten konnten. Unser besonderer Dank gilt jedoch den Autoren, die unsere Arbeit unterstützt haben. Manche von ihnen mussten auf die Veröffentlichung ihres Beitrags lange warten, weil wir uns bemühen und auch in der Lage sind, den Inhalt unserer Hefte vielseitig zu gestalten und nicht die Eingänge chronologisch abzuarbeiten.

Nach 11-jähriger Pause können wir wieder etwas von der Schweizergarde in Rom bringen, die nicht nur Aufmerksamkeit als einem der ältesten Truppenteile in Europa verdient. Es wäre wünschenswert, wenn sich bald ein Autor findet, der die neuesten Entwicklungen bei dieser Garde und ihre Stellung innerhalb der Sicherheitskräfte des Vatikanstaates beschreibt.

Mit den Artikeln dieser Ausgabe soll deutlich werden, dass wir nicht nur an umfangreichen und sorgfältigst recherchierten Aufsätzen interessiert sind, sondern auch Fragen und Antworten unserer Leser veröffentlichen möchten. Mit der Information über das Radfahrersportabzeichen (aus einem entlegenen Randgebiet der Heereskunde) wird das Ergebnis einer beharrlichen Suche gezeigt, das andere bei ihren Recherchen ermutigen soll.

Nach diesem Rückblick wünschen wir unseren Lesern und Autoren ein nicht nur im Bereich der Heereskunde glückliches Jahr 2018.

Ulrich Herr und Werner Trolp


Militärgeschichte

Werner Knoll:
Zur Geschichte einer frühen preußischen Bildungseinrichtung

Abb.: Kadett und Unteroffizier.
Kopie nach: Adolph von Menzel, Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung, Berlin um 1900.
Da die meisten Eleven dem Kadettenkorps entstammten und ihre Uniformen sich glichen, ist diese Kopie hier aufgenommen.

Seit der Errichtung von Offiziersschulen am Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Militärreformen in Preußen, die jeder Bewerber nach der militärischen Grundausbildung noch vor seiner Ernennung zu absolvieren hatte, war ihr Besuch für jeden Kandidaten zur unabdingbaren Voraussetzung geworden.Mit ihrer Einführung waren die führenden militärischen Kräfte den in der Praxis gewachsenen Anforderungen an den Bildungsstand des Offiziers gefolgt und die Schulen entwickelten sich zu einem festen Bestandteil des Militärwesens. Dem Beispiel Preußens folgten schließlich (mehr oder weniger) nicht nur die deutschen Einzelstaaten, sondern viele Länder mit einer geordneten Organisation der bewaffneten Macht. Zwar waren im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts im Gefolge der Errichtung stehender Heere Einrichtungen zur Ausbildung von Offizieren entstanden, weil die regierenden Fürsten die Notwendigkeit eines gewissen Bestandes an gebildeten Offizieren und dessen ständige Ergänzung erkannt hatten, die allein die Kadettenkorps auf Grund des jugendliche Alters ihrer Absolventen nicht decken konnten. […]

Die bekannteste derartiger Schulen, zumeist als Akademien bezeichnet, ist die in der Festung Wilhelmstein, auf einer künstlich im Steinhuder Meer 1761/62 aufgeschütteten Insel, deren bekanntester Absolvent Gerhard Johann David Scharnhorst war. Die erworben Kennnisse gab er selbst als Lehrer weiter. Älter dagegen war die vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, (1620 – 1688) im Jahre 1655 in Zusammenhang mit seinen Plänen zur Errichtung eines stehenden Heeres gegründete Ritterakademie in Kolberg (Kolobrzeg), die auch nicht lange bestand. Am längsten, d.h. bis zu den Militärreformen in Preußen, existierte die von Friedrich II. gegründete Academie des nobles, in der Literatur auch unter dem Namen Academie royale des gentilhommes, Academie militaire oder Ecole militaire bekannt, wobei diese unterschiedlichen Bezeichnungen sich wiederholt auch in den die Akademie betreffenden Schreiben des Königs finden…


Militärbrieftauben

Ulrich Schiers:
Die Brieftaube und ihre Verwendung zum Nachrichtendienst

Abb.: Brieftaube im Gasschutzsack. Während eines Gasangriffs wird einer Meldetaube im Gasschutzsack eine Meldehülse angelegt. Die Tauben sind bei Beginn des Gasangriffs aus der Außenstation genommen und im Gasschutzkasten untergebracht.

Die Schnelligkeit und Findigkeit der Tauben haben von alters her den Gedanken nahe gelegt, sie zu zähmen und als Nachrichtenübermittler einzusetzen. Schon bei den alten Ägyptern meldeten die Seeleute, wenn sie von einer Reise zurückkamen, ihr bevorstehendes Eintreffen durch Brieftauben an. Im alten Rom wurden Brieftauben als Überbringer von Kriegsdepeschen eingesetzt. Im 7. Jahrhundert bestand in Persien eine öffentliche Taubenpost, welche sich im 12. Jahrhundert über Syrien und Ägypten ausdehnte. Auch bei der Belagerung Jerusalems durch die Kreuzfahrer kamen Brieftauben zum Einsatz. Mit den Kreuzfahrern gelangten die Brieftauben aus dem Orient nach Europa. Durch Kreuzungen verschiedener Rassen kamen durch die Zucht hervorragende Eigenschaften hervor, mit den man sie als Nachrichtenmittel einsetzen konnte. Doch wurden die Brieftauben in Europa zunächst meistens nur zivil verwendet. Militärische Bedeutung erlangten sie erst nach dem Krieg von 1870/71, als die Franzosen bei der deutschen Belagerung von Paris 354 Brieftauben, die mit einem Ballon nach außerhalb versandt wurden, zur Nachrichtenübermittlung einsetzten. Dieser durchschlagende Erfolg der nachrichtlichen Versorgung der eingeschlossenen Stadt veranlasste auch die deutsche Heeresleitung über den Einsatz von Militärbrieftauben nachzudenken…


Uniformkunde

Horst Oertle:
Tambouren der Schweizergarde

Abb.: Tambour der Päpstlichen Schweizergarde während des Pontifikats von Papst Leo XIII. (1878 bis 1903) in rot/weißer Galauniform. Ab 1850 wurde als Kopfbedeckung eine Pickelhaube mit weißem Helmbusch getragen. Die Trommel verfügte vermutlich über eine Messing-Zarge.[Zeitgenössische Darstellung: Archiv des Autors])

Wenn am Nachmittag des 6. Mai die Uhr des Apostolischen Palastes im Vatikan fünf geschlagen hat, unterbrechen Fanfaren jäh das Raunen der im Damasushof versammelten Zuschauer. Militärische Befehle und Trommelwirbel erschallen aus dem angrenzenden Cortile Sisto V. Unter dem Kommando des Oberstleutnants schreiten nun die Rekruten in Gran-Gala bedächtig im Feldschritt in den Innenhof des Papstpalastes. An der Spitze der Kolonne marschieren die Tambouren und Pfeifer und geleiten mit ihrem Spiel die jungen Schweizergardisten feierlich zur Eidesleistung.

Die Tambouren sind Teil des Spiels der Päpstlichen Schweizergarde, der banda musicale. Dieses formiert sich gemäß Gardereglement Art. 42 ad hoc aus den Angehörigen des Korps, die musikalisch über „die nötige Qualität“ verfügen. Der Kommandant bestimmt den Spielführer. Für ihre Tambouren kennt die Päpstliche Schweizergarde weder ein separates Reglement noch andere Richtlinien. Das Repertoire besteht im Wesentlichen aus den schweizerischen Ordonnanz-Märschen, dem Fahnenmarsch, der Schweizer- und der Franzosen-Tagwacht sowie – entsprechend dem Können der Tambouren – aus weiteren, anspruchsvollen Kompositionen. Je nach Korpsbestand stehen in der Regel zwischen zwei bis sechs Gardisten als Tambouren zur Verfügung….


Gerhard Große-Löscher:
Carl Campen. Oberbereiter und königlich hannoverscher Kavallerieoffizier
– Vorgestellt mit zwei Bildnissen –

Carl Campen ist eine der vielen Personen, die in Staatshandbüchern oder gar noch in anderer Literatur Erwähnung fanden. Dieser Carl Campen wäre für uns heutige Zeitgenossen zwischen den Buch- oder Aktendeckeln verblieben … wäre nicht ein kleines signiertes Bildnis im Dezember des Jahres 2016 auf einer Auktion aufgetaucht, welches von einem interessierten Sammler erworben wurde, der wiederum mit dem Verfasser dieser Zeilen über lange Jahre verbunden ist, gleichwie Herr Norbert Steinau vom Bomann-Museum Celle, der immer wieder nach entsprechender Korrespondenz engagiert liebenswürdige Hilfestellung leistet und Perspektiven aufzeigt, die auch, aber nicht nur aus den von ihm betreuten Sammlungen gespeist werden.

Abb.:
Sec. Lieutenant Carl Campen in der Uniform des 3. Göttingenschen Regiment Herzog von Cambridge Husaren.

Carl Campen wird auf dem feinst und akkurat ausgeführten Miniaturbildnis in der Offizieruniform des 3. Göttingenschen Regiment Herzog von Cambridge Husaren dargestellt. Auf der Rückseite des Bildes befindet sich die Zuschreibung und der Hinweis auf den Künstler „Carl Campen / gemalt in Göttingen / 1836 / vom / alten Maler Corsen“

Uniformkundlich ist zu bemerken, dass – der Datierung nach zu urteilen – Campen in seiner alten, bis ca. 1834 getragenen Uniform gezeigt wird. Beachtenswert ist die Pelzmütze mit dem Helmzierrat, den Auszeichnungsbandeaus „Peninsula/Göhrde/Waterloo“, hier unter der britischen heraldischen Krone. Dieser Helmbeschlag wurde mit dem Bildnis verkauft und kann hier im Bild gezeigt werden. Auffällig sind auch die vielen Fangschnüre mit Spiegeln und Quasten, einmal für den umgehängten Pelz und zum anderen für die Kopfbedeckung.

Mit der Militärreform 1833 unter König Wilhelm IV. (regierte von 1830 bis 1837) wurde die Organisation der Kavallerie geändert, d.h. u.a. reduziert und sämtliche Reiterei als Dragoner mit neuer Uniform und Kammhelmen formiert. Der junge Herr Campen, er war im Jahre 1836 erst 29 Jahre alt, hat sich vermutlich aus nostalgischen Gründen in der prachtvollen Husarenuniform malen lassen, um eine Erinnerung an seine ersten Jahre als Seconde-Lieutenant und Regimentsbereiter im 3. Husarenregiment zu haben.

Laut Taufeintrag wurde Carl Julius Christian Georg Campen am 5. Januar 1807 geboren…


Gerd Stolz:
Die Hoheitszeichen des Bundeskontingentes des Herzogtums Holstein
unter bundesunmittelbarem Oberkommando 1851

Die staats- und verfassungsrechtlichen Fragen sowie die politischen und militärischen Ereignisse werden in dem folgenden Beitrag nur insoweit angeführt, als sie zum Verständnis der uniformkundlichen Änderungen von 1851 notwendig sind; im Übrigen wird hinsichtlich des Deutschen Bundes und seiner militärpolitischen Ausgestaltung auf die Literatur-Hinweise und Anmerkungen verwiesen.

Als Herzog von Holstein und Lauenburg war der jeweilige König von Dänemark Mitglied des Deutschen Bundes seit dessen Gründung im Jahre 1815 auf dem Wiener Kongress. Die Eiderlinie2 als Grenze zwischen den Herzogtümern Holstein und Schleswig war somit zugleich die nördliche Grenze des Deutschen Bundes, denn das Herzogtum Schleswig gehörte nicht zum Deutschen Bund. Das oberste Organ des Deutschen Bundes war die unter dem Vorsitz des Vertreters Österreichs permanent tagende Bundesversammlung, deren Sitz und Tagungsort bis 1866 Frankfurt am Main war. Die Mitglieder des Deutschen Bundes behielten zwar ihre Souveränität weitgehend uneingeschränkt, waren jedoch an die Mehrheitsbeschlüsse der Bundesversammlung gebunden.

In seiner militärischen Ausformung war Deutsche Bund ein verteidigungspolitischer Zusammenschluss souveräner Staaten unterschiedlicher Größe und Geltung, doch lag die militärische Macht des Deutschen Bundes eindeutig in dem politischen Zusammenwirken Österreichs und Preußens.

Abb.:
Artillerie-Helm des Bundeskontingentes des Herzogtums Holstein aus dem Jahre 1851 in der Idstedt-Halle in Idstedt (Kreis Schleswig-Flensburg). Die Helmdekoration ist der achtstrahlige Stern mit dem holsteinischen Wappen (Nesselblatt) in der Mitte.
Die Kokarden sind in den holsteinischen Farben (rot-weiß).
[Foto: Ulrich Schiers, Klein Gladebrügge].

Als kontinental orientierter Block schuf sich der Deutsche Bund zu seinem militärischen Schutz nach Innen als auch Außen eine zahlenmäßig beachtliche Landstreitmacht, das Bundesheer. Den rechtlichen und politischen Rückhalt für die militärischen Regelungen und die daraus abzuleitenden Maßnahmen bot als Ergänzung zur Deutschen Bundesakte die Bundeskriegsverfassung gemäß den Beschlüssen der Bundesversammlung vom 9. und 12. April 1821. Sie enthielt detaillierte Bestimmungen zur Gliederung des Heeres, der Stärke der Waffengattungen, Bewaffnung, Ausbildung und Mobilmachung.

Alle Bundesstaaten – also auch Dänemark für die Herzogtümer Holstein und Lauenburg – beteiligten sich an dem Bundesheer mit Kontingenten, die bereits in Friedenszeiten aufgestellt und – einschließlich ausgebildeter Reserven – ständig einsatzfähig sein sollten. Die Streitkräfte des in zehn Armeekorps und eine Reserve-Infanterie-Division gegliederten Bundesheeres setzten sich zusammen aus dem Hauptkontingent, d.h. aus den stehenden Truppen der Mitgliedsstaaten, dem Reservekontingent, das in Friedenszeiten nur aus Kadern bestand, und einem Ersatzkontingent, für das jeder Bundesstaat im Kriegsfall zum Ausgleich der Verluste zu sorgen hatte. Das Bundesheer wurde in seiner personellen Stärke nach der Matrikel vom August 1818 aufgestellt, die ein Prozent der Bevölkerung betrug und nie geändert wurde.

Das Bundeskontingent des Herzogtums Holstein hatte ein Stärke von 5.400 Mann aller Waffengattungen, davon das Hauptkontingent 3.600 Mann, die Ersatzmannschaft und das Reservekontingent 1.800 Mann…


Rolf Selzer:
Eine weitere Armbinde der Militärpolizei des Ostasiatischen Expeditionskorps
und der Ostasiatischen Besatzungsbrigade

Das Thema der deutschen Militärpolizei in Ostasien wurde bereits 2008 in der Zeitschrift für Heereskunde aufgegriffen. Das Auffinden einer weiteren Armbinde erlaubt nun, das Thema wieder aufzugreifen und unser Wissen um diese Zeit wieder etwas zu vergrößern.

Eine Feldgendarmerie wie im Kriegsfall oder auch die bei größeren Manövern üblichen Gendarmerie-Patrouillen gab es bei den deutschen Truppen in China nicht. Auch die 1900/01 dem Oberbefehlshaber über die europäischen Interventionstruppen zur Niederschlagung des sogenannten Boxeraufstandes in China Alfred Graf von Waldersee beigegebenen zwei Leibgendarmen beziehungsweise die Infanterie- und Kavallerie-Stabswache versahen keine militärpolizeilichen Aufgaben, sondern verrichteten reine Schutzfunktionen! Während der Kampfhandlungen bestand auch kaum ein Bedarf an einer Feldgendarmerie.

Abb.:
Armbinde aus dem Bestand des Heimatmuseum Zörbig.
[Foto: Kunstmann]

Völlig anders wiederum war die Situation während des Winterbiwaks oder auch bei der Einquartierung der Truppen in verschiedenen chinesischen Städten. Zum einen mussten die lokalen polizeilichen Aufgaben übernommen und zum anderen das Zusammenleben von Soldaten aus verschiedenen Nationen geregelt werden. Hierzu wurde bei Bedarf eine international zusammengesetzte Militärpolizei errichtet: „Ungleich mehr war die Chinesenstadt mitgenommen. Ganze Stadtteile lagen hier in wüsten Trümmern, deren Balken stellenweise noch rauchten, die engen, winkeligen Straßen teilweise sperrend. Aber auch hier griff die sehr bald ins Leben gerufene `internationale Stadtverwaltung`, unterstützt durch eine starke internationale Militärpolizei sehr energisch ein; und als ich nach mehrwöchiger Abwesenheit wieder Tientsin passierte, waren die Spuren schon stark im Schwinden.“ Als weiteres Beispiel kann die Besetzung von Paotingfu gelten: „Dem deutschen Kontingent wurde, seiner Effektivstärke entsprechend, die Osthälfte der Stadt zugewiesen und zu deren Kommandanten durch General von Kettler der Oberstleutnant Petzel vom 3. ostasiatischen Infanterie-Regiment ernannt. Es wurde vereinbart, daß für die ganze Stadt eine internationale Polizei eingerichtet werden sollte, als deren Chef der deutsche Major Wynneken vom 2. ostasiatischen Infanterie-Regiment ernannt wurde, an dessen Stelle später Major von Brixen-Hahn vom deutschen Generalstabe trat.“


Aufgelesen –
HDv 122 Ausgabe 14. November 1934 Nr. 89. Mantelrolle


Rolf Noeske:
Ein Andenken an Kaiser Wilhelm I.

Unter dem Datum vom 22. März 1888 erhielt ein Graf von Adlerberg als erbetenes Andenken an den am 9. März 1888 verstorbenen Kaiser Wilhelm I. vom Intendanten der Königlichen Garderobe ein Paar Achselstücke, die der König von Preußen und spätere Deutsche Kaiser während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 getragen hatte, übersandt. Das Paar Achselstücke sind die eines Generalobersten mit dem Range eines Feldmarschalls. Zu diesem Dienstgrad wurde Wilhelm, Prinz von Preußen, der spätere König Wilhelm I. von Preußen, von seinem Bruder, König Friedrich Wilhelm IV., am 20. März 1854 ernannt bzw. befördert.

Doch wer war dieser Graf von Adlerberg? Warum wählte er den Begriff „Andenken“?…

Abb.: Ein Originalachselstück Kaiser Wilhelms I. des Paares, das dem Grafen Adlerberg zum Andenken übersandt wurde.


Blankwaffen

Georg Helmchen:
Ein Degen des Schaumburg-Lippischen-Infanterieregimentes 1751 – 1787 !?

Vor einigen Jahren wurde im Handel ein “preußischer” Infanteriedegen der Form II angeboten, bei dem zwar nicht bei der Gravur auf der Terzseite “Pro Deo Rege et Patria” – Mit Gott König und Vaterland – aber bei dem Wahlspruch auf der Quartseite “Ubi Gloria omne Periculosum Dulce” – Wo Ruhm winkt, ist jedwede Gefahr süß/-reizvoll, verlockend – leise Zweifel an der angenommenen Zuordnung zu Preußen aufkamen.

Aufklärung brachte einige Zeit später eine Recherche im Internet durch die Eingabe der Devise “Ubi Gloria …”, die allein zu den Aktivitäten des Schaumburg-Lippischen Militärs im Siebenjährigen Krieg an der Seite Preußens führte, da dies der Wahlspruch des zwischen 1751 und 1787 bestehenden Infanterieregimentes dieser Grafschaft war.

Reichsunmittelbarer, “Regierender Graf” war damals Friedrich Wilhelm Ernst, Graf zu Lippe-Schaumburg-Bückeburg (1724 bis 1777)2, ein bedeutender Militärtheoretiker und Heerführer seiner Zeit.

Seit 1748 an der Spitze der Regierung der Grafschaft Schaumburg-Lippe stehend, erweiterte er u.a. die bestehende Grenadierkompanie zu einem Bataillon, 1752 folgte eine zweite Kompanie, 1754 waren es vier Kompanien und bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges bestand das Infanterieregiment aus vier Füsilierkompanien und einer Grenadierkompanie, die dann 1757 nochmals auf sieben Füsilier- und zwei Grenadierkompanien aufgestockt wurden. Nach dem Hubertusburger Frieden 1763 wurde das Regiment auf vier Kompanien reduziert.

Unter dem Oberbefehl zunächst des Herzogs von Cumberland (Schlacht von Hastenbeck), dann des Herzogs von Braunschweig war das Schaumburg-Lippische Infanterieregiment maßgeblich und verlustreich daran beteiligt, Friedrich dem Großen bei seinen Feldzügen gegen die Allianz von Österreichern, Russen und Schweden den Rücken gegen die Franzosen und die Reichsarmee freizuhalten.

Der hier beschriebene Degen (Abbildung) dürfte aus der Zeit vor 1756 (das Infanterieregiment bestand bis 1787) stammen…


Otto Paetzold:
Frühes preußisches Tüllenbajonett mit hölzernem Handgriff?

[Foto: Leonie und Cecilia Paetzold]

Beschreibung
Tülle mit einmal gebrochenem Gang, an den Tüllenenden jeweils doppelte Kannelierung. Gerade, dreikantige Klinge, Unterseite flach ohne Hohlbahn, Oberseite mit Mittelgrat und beidseitiger Hohlbahn. Zugehöriger Holzgriff als Handhabe, welcher an der vorderen Tüllenmündung mittels einer großköpfigen Schraube mit kreuzförmigem Schlitz, die sich leicht entfernen lässt, fixiert ist. Gesamtlänge mit Griff 700 mm, Gesamtlänge ohne Griff 635 mm, Klingenlänge 521 mm, Tüllenlänge 82 mm, größte Klingenbreite 34 mm.

Im Laufe meines Sammlerlebens sind mir immer wieder Tüllenbajonette in die Hand gekommen, deren Identifizierung mir nicht möglich war. Ein Stück, welches mein Interesse sofort erweckte, möchte ich daher an dieser Stelle vorstellen. Interesse deswegen, weil es mich in seiner ganzen Aufmachung an ein altpreußisches Tüllenbajonett erinnert, wäre da nicht die immense Länge und der aufsteckbare, etwas irritierende Holzgriff…


Fortifikation

Horstmar Bussiek:
Bauten der Mindener Bahnhofsbefestigung – einst und jetzt

Vorbemerkung
Die über 1.200 Jahre alte Stadt Minden in Westfalen, einst Fürstbistum, bereits im 15. Jahrhundert Mitglied der Hanse und seit dem westfälischen Frieden von 1648 brandenburgisch-preußisches Fürstentum, ist seit jeher in unterschiedlichen Ausformungen befestigt gewesen; zur richtigen Festung im Sinne des Wortes jedoch wurde die Stadt an dem bedeutenden Weserübergang jedoch erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Unter Tilly waren die bis dahin schon vorhandenen Festungswerke ab 1625 verstärkt worden; die Schweden nahmen ab 1634 weitere recht umfangreiche fortifikatorische Maßnahmen vor. Nach Übernahme Mindens durch den Kurfürsten von Brandenburg im Jahr 1650 gab es keine sonderlichen Neubefestigungen; mit der Zeit begann die Festung langsam zu verfallen. Friedrich der Große befahl nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges während eines Besuchs in Minden, die inzwischen veraltete Festung – wie einige weitere – aufzuheben. Dieses geschah dann aber in Minden nur in Teilen; vorrangig fungierte die Stadt militärisch bis kurz nach 1800 als Garnison. Minden wurde unter der napoleonischen Herrschaft dem neugegründeten KönigreichWestphalen zugeschlagen; 1813 wurden die alten Wälle auf französischen Befehl mehr oder weniger behelfsmäßig wieder auf Stand gebracht, bevor Anfang November 1813 preußische Truppen die Stadt zurückgewannen. Die Rückkehr Napoleons von Elba nach Frankreich und dessen erneute – zeitlich begrenzte – Übernahme der Macht bewirkten, dass Friedrich Wilhelm III. am 11. März 1814 die Wiederherstellung der Festung anordnete. Damit gewann Minden – von 1815 bis 1873 stärkste preußische Festung zwischen Rhein und Elbe – nach dem Ende der Befreiungskriege erneut die wichtige Scharnierfunktion zwischen den preußischen Stammlanden und den westlichen Territorien sowie eine weit über die Region hinausgehende Bedeutung.

Abb.: Der Mindener Bahnhof, von Südwesten aus gesehen. Im äußeren Erscheinungsbild haben sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute nur marginale Änderungen ergeben.

Die Bahnhofsbefestigung der Festung Minden
Der Bau der 1847 fertiggestellten Köln-Mindener Eisenbahn (damals: Cöln-Mindener Eisenbahn/CME) sowie die Errichtung des repräsentativen und wehrhaft wirkenden Mindener Bahnhofs – im neugotischen Stil rechts der Weser erbaut – zwang das preußische Militär zu einer neuen Lagebeurteilung mit Blick auf die Erweiterung der Festung zur Einbeziehung der auch militärisch bedeutenden und in der grundsätzlichen Gleisführung bis heute unveränderten Eisenbahnanlagen, da deren Aufnahme in die links der Weser liegende Stadtbefestigung aufgrund der dortigen Enge nicht möglich war.

Somit kam es zwangsläufig auf dem hohen Ufer ostwärts des Brückenkopfs zum Bau der neukonzipierten Bahnhofsbefestigung, deren Bedeutung sich vorrangig aus der geographischen Lage Mindens als östlichste Festung der preußischen Westgebiete – den Stammlanden am nächsten gelegen – sowie aus der Nähe zur Grenze zum Königreich Hannover und zur Landmarke Porta Westfalica als Einfallstor von Norden nach Westfalen ergab…


Eine lange Suche bringt Klarheit:
Das Deutsche Radsportabzeichen von 1966

Nach vielen vergeblichen Versuchen, das hier abgebildete Abzeichen/Ehrenzeichen zu bestimmen, hatte schließlich eine Anfrage beim Radsportarchiv in Leipzig Erfolg.

Es handelt sich um das „Deutsche Radsportabzeichen“, das am 12. März 1966 von der Bundeshauptversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer in Hannover beschlossen wurde…


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 466 erwarten:

  • – Heereskunde im Internet – 15
  • – Heeresmuseale Nachrichten
  • – Bitte um Unterstützung zu zwei Buchprojekten:
    „Deutsche MGs und MG-Truppen 1895 bis 1918“ und „Deutsche Gebirgstruppen“
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen