Ausgabe Nr. 467

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AUS DER REDAKTION

Der Umschlag der vorliegenden Ausgabe steht ganz im Zeichen der anstehenden Jahreshauptversammlung, die unsere Gesellschaft wieder einmal nach Rastatt führen wird. Neben der Vorstandswahl stehen wieder interessante Vorträge sowie eine Exkursion ins benachbarte Elsass auf dem Programm. Zeit zum Fachsimpeln wird genügend sein und dennoch werden wir uns mit den aktuellen Problemen unserer Gesellschaft, wie dem Mitgliederschwund beschäftigen müssen.

In der heutigen, von modernen Medien geprägten Zeit ist zwar ein aktueller und ansprechender Internetauftritt wichtig. Weiterhin zählen aber die „Klassiker“: Eine interessante Zeitschrift als Bindeglied, die öffentlichkeitswirksame Arbeit der Arbeitskreise und Stammtische sowie Neugierde weckende Präsentationen auf den Fachbörsen und -messen als wirksame Mittel, dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken. Nur Jammern, dass angeblich früher alles besser und das Militärische höher angesehen war, hilft nicht weiter. Unsere Gesellschaft und die Attraktivität unseres Hobbys lebt vom Engagement der Mitglieder und ihrem seriösen Auftreten! Und wenn man sich genauer umsieht, ist es durchaus nicht so, dass heutzutage alles, was mit Militär zu tun hat, verpönt ist. Zwei Beispiele aus dem Jahr 2017: Der Arbeitskreis Blankwaffen tagte auf Schloss Burgk. Die Museumsdirektion stellte unentgeltlich einen technisch gut ausgestatteten Tagungsraum zur Verfügung und profitierte andererseits vom Wissen der Heereskundler. Außerdem fanden in Thüringen die 4. Internationalen deutschen Kavalleriemeisterschaften statt, an denen knapp 100 vorwiegend in historische Uniformen gekleidete Reiter teilnahmen, um sich u.a. im Umgang mit der Lanze, im Schießen mit dem Karabiner 98 und im Patrouillenreiten zu messen. Finanziell gefördert wurden diese Meisterschaften von der rot-rot-grünen Landesregierung, der linke Ministerpräsident schrieb für das Programmheft das Grußwort!

Mit Optimismus und Engagement in unserer Gesellschaft werden wir die Zukunft unserer Gesellschaft sichern! Dessen sind sich sicher:

Werner Trolp und Ulrich Herr


Militärgeschichte

Michael Feik (†):
Ein badischer Mannschaft-Infanterie Helm vom Jahre 1849 aus der „revolutionären“ Festung Rastatt

Im Jahre 1966/67 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten am Ludwig-Wilhelm-Gymnasium in Rastatt statt. Bei dieser Gelegenheit kam die revolutionäre Geschichte Rastatts wieder einmal zum Vorschein. Unter einem alten Dielenboden, der ausgetauscht werden musste, fanden Arbeiter die Ausrüstungsgegenstände eines unbekannten badischen Wehrmannes aus dem Jahre 1849 in einem hervorragenden unberührten Zustand.

Abb.: Die hier gezeigten 1966/67 im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium gefundenen Gegenstände sind heute in der Dauerausstellung des Stadtmuseum Rastatt zu besichtigen.
[Aus: Fundatio Rastadiensis 1715–1967. Rastatt 1967]

Am 12. Mai 1849 war die Garnison Rastatt zu den „Aufständischen“ übergelaufen, auch unter dem Begriff „Soldatenmeuterei“ bekannt. Haupttriebfeder war jedoch nicht wie allenthalben berichtet revolutionäres Gedankengut der Soldaten, sondern vielmehr einfache pragmatische Aspekte wie schlechte Verpflegung, Umgang von Offizieren mit ihren Mannschaften und der Wunsch, seine Offiziere aus vorgenannten Gründen selbst wählen zu dürfen. Bedingt durch den parallelen Bau der badischen Staatseisenbahn von Mannheim nach Basel und der Bundesfestung Rastatt war zudem das Preisgefüge in Rastatt unverhältnismäßig stark angestiegen.

Der Fund aus dem Jahre 1967 kann zeitlich deshalb so genau bestimmt werden, da sich in der Umhängetasche das durch den Verlag Macklot in Karlsruhe 1849 gedruckte „Exerzierbüchlein für badische Wehrmänner“ befand. Rastatt war ab dem 3. Juli 1849 durch das II. preußische Armeekorps unter General von der Groeben umschlossen, während das I. preußische Armeekorps unter General Hirschfeld und das Neckarkorps unter General von Peucker weiter nach Süden zogen. Es ist zu vermuten, dass unser unbekannter Wehrmann kurz vor dem 23. Juli 1849, dem Tage der Kapitulation von Rastatt, sich auf diese Weise seiner Ausrüstungsgegenstände entledigt hat. Ob ihm die Festungshaft dadurch erspart blieb, bleibt für immer ein Geheimnis. Fakt ist, dass in dem ganzen Durcheinander von Soldaten und Bürgern bei der Übergabe so manchem Revolutionär die Flucht in Zivilkleidern über die Felder Richtung Rhein, ins benachbarte Elsass und von dort in die Schweiz gelungen ist…


Klaus-Ulrich Keubke:
Die Leibgarde zu Pferde des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin 1748 bis 1810

Am 17. September 2016 hielt Herr Herbert Reibetanz aus Siegen auf dem Treffen des Arbeitskreises Blankwaffen der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde im Staatlichen Museum Schwerin einen Vortrag mit dem Thema „Ein mecklenburgischer Offizierpallasch um 1800 der Leibgarde zu Pferde des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin“. Er regte damit an, sich näher mit der Geschichte dieser Leibgarde zu Pferde anhand der überlieferten Akten im Landeshauptarchiv Schwerin zu beschäftigen. Die Mehrzahl der Akten befindet sich im Bestand 2.12-2/18 Militärwesen, einige wenige noch im Bestand 2.26-1 Großherzogliches Kabinett I. Im Bestand Militärwesen sind es 183 Akten, die unter den Nummern 2322 bis 2505 abgelegt sind. Der Umfang der Akten reicht von einem Blatt bis zu hunderten Blättern. In der Literatur finden sich nur einige wenige Hinweise in dem von Freiherr von Langermann und Erlencamp und von Voigts-Rhetz verfassten Band „Geschichte des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89“ (Schwerin 1895).

Abb.:
Reiter der Leibgarde zu Pferde um 1780.
Nach der Publikation von Alfred Freiherr Quadt-Wykradt-Hüchtenbruck/Conrad v. Warnstedt/Paul Friedrich v. Kühlewein mit dem Titel „Die Messe der Offiziere des I. und III. Bataillons Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89“, Schwerin 1908 (S. 50) handelte es sich um die „Reproduktion nach einem alten Bilde im Besitz der Familie Stuhr-Schwerin. Geschenkt am 28. Januar 1890 von Herrn Oberleutnant d. L. Archivar Dr. Stuhr“. Werner Behm gab in seinem Werk „Die Mecklenburger 1812 im russischen Feldzuge“, Hamburg 1912 (S. 23) an: „Aus der Sammlung von Herrn Hoflieferant Ernst Cohen in Schwerin i. M.“.

1. Vorgeschichte und Errichtung

Die hier vorzustellende Leibgarde zu Pferde bestand von 1747 bis 1810. Sie hatte durchaus Vorläufer schon vor 1700 und vor allem zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Insbesondere auf Grund der inneren Verhältnisse in Mecklenburg-Schwerin, d.h. der gescheiterten Versuche Herzog Karl Leopolds absolutistisch zu herrschen, hatte eben dieser Landesfürst in der ihm verbliebenen Festung Dömitz nur wenig Militär behalten können.

Dazu gehörte auch etwas Kavallerie. Sie war nicht sehr stark, denn die „Rolle von dem Hochfürstl. Mecklenburgischen Leib Regiment zu Pferde“ vom 26. November 1727 wies als Kommandeur den Major Hans-Ulrich von Wenckstern sowie einen Quartiermeister, vier Korporale, einen Pauker, fünf Trompeter, zwei Feldscher und 99 Reiter aus. Einige dieser Männer hatten sich zwei Jahrzehnte später in der neuen Leibgarde zu Pferde des Herzogs Christian Ludwig II. eingefunden…

Abb.: Offizierpallasch. [Sammlung R]

Bernhard Wenning und Ulrich Herr:
Prinz Adolph zu Schwarzburg-Rudolstadt (1801 – 1875) –
ein nachgeborener deutscher Prinz in österreichischen Diensten

Die Bestände des Schwarzburger Zeughauses im Thüringer Wald standen bereits 1994 im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung unserer Gesellschaft. Damals war lediglich eine kleine Auswahl an Objekten im Schloss Heidecksburg in Rudolstadt ausgestellt und das Zeughaus auf dem Schloss Schwarzburg in der Nähe Rudolstadts leerstehend und ruinös. Im Mai 2018 wird es endlich an seinem angestammten Ort wieder im neuen Glanz erstanden sein, mit den historischen Waffen und Ausrüstungsgegenständen eingerichtet und feierlich eröffnet werden. Trotz Verlusten durch die überstürzte Auslagerung des Zeughauses 1940 und durch Entnahmen von Objekten in den ersten Nachkriegsjahren sind immer noch etwa 5.100 Objekte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert erhalten.

Den über die Jahrhunderte gewachsenen Zeughausbestand ergänzten Objekte, die die Militärkarrieren von Mitgliedern des Fürstenhauses Schwarzburg-Rudolstadt veranschaulichten. Dazu zählten in erster Linie deren Uniformen, die zusammen mit den ihnen verliehenen Orden und Ehrenzeichen sowie von ihnen geführten Waffen ausgestellt waren. Jedoch sind ausgerechnet diese Uniformen nahezu vollständig verloren gegangen, lediglich bei den Kopfbedeckungen und Blankwaffen sind die Verluste nicht so groß.

Abb.: Prinz Adolph zu Schwarzburg-Rudolstadt in der hechtgrauen Uniform eines österreichischen Feldmarschallleutnants.
Gemälde eines unbekannten Künstlers, Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt, Inv.Nr.: M 265.
[Foto: Lars Krauße]

Von dem im Mittelpunkt dieses Beitrags stehenden Prinzen Adolph zu Schwarzburg-Rudolstadt (1801 – 1875) waren um 1900 im Schwarzburger Zeughaus vorhanden:

– Inv.-Nr. Oss 2600 hechtgraue österreichische Feldmarschallleutnantsuniform mit Ordensschnalle und dem Stern des großherzoglich hessischen Ludwigsordens
– Inv.-Nr. Oss 2601 weiße österreichische Feldmarschallleutnantsuniform mit Ordensschnalle, dem Band des mecklenburgischen Hausordens der wendischen Krone und dem Stern des österreichischen Leopoldordens
– außerdem zwei Hüte, eine Schärpe sowie vier Blankwaffen.

Erhalten haben sich aus diesem Konvolut lediglich zwei Blankwaffen, außerdem existiert ein zum Bestand des Schlosses Heidecksburg in Rudolstadt gehörendes Porträt des Prinzen in österreichischer Generalsuniform…

Abb.: Geschenkdegen, der 1846 vom Offizierkorps des im ungarischen Kecskemét stationierten Chevaulegers-Regiments Nr. 7 seinem Kommandanten, dem Prinzen Adolph, übereignet wurde. [Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt, Fürstliches Zeughaus Schwarzburg, Oss 2604.]

Uniformkunde

Das besondere Bild –
Ein Porträt des Fürsten Leopold II. zur Lippe

Abbildungen des Fürsten Leopold II. zur Lippe (1796–1851; regierte seit 1820) in Uniform sind nicht sehr häufig. Dieser Umstand und die auffällige Kragenstickerei lassen eine Beschäftigung mit seinem Porträt lohnenswert erscheinen…

Abb.: Leopold II. zur Lippe im Paraderock der lippeschen Offiziere zwischen 1845 und 1850. Zeitgenössische Lithografie.
[Sammlung H]

Wolfgang Friedrich:
Das Augusteische Zeitalter der sächsischpolnischen Union des 18. Jahrhunderts und seine Ausprägung auf die kursächsische Uniformierung

Am 24. Juni 1697 wurde der sächsische Kurfürst Friedrich August I., bekannt als August der Starke, in Wola bei Warschau zum König der polnisch-litauischen Adelsrepublik, der Rzeczypospolita obojga nadarówe, gewählt – er war extra hierfür zum katholischen Glauben konvertiert. Am 15. September fand in Krakau seine Krönung als August II. statt. Aber erst auf dem Pazifikationssejm im Juli 1699 erfolgte vom gesamten polnischen Adel seine Anerkennung als König. Obwohl das Kurfürstentum Sachsen im Heiligen Römischen Reich als ökonomisch am weitesten fortgeschrittener deutscher Territorialstaat eine bedeutende Rolle spielte, bedeutete dies doch eine erhebliche Bedeutungs- und Standeserhöhung.

Diese Standeserhöhung war um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert durchaus kein Einzelfall. So landete Wilhelm III., Prinz von Oranien und Erbstatthalter der Niederlande (Enkel König Karls I. von England) 1688 mit einem Heer in England und erhielt vom Parlament die britische Krone. Diese Krone bekam dann 1714 Georg Ludwig, Kurfürst von Hannover (welches erst 1692 vom Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zum Kurfürstentum erhoben worden war) und nannte sich nun Georg I. König von Großbritannien und Irland. Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg (und Herzog von Preußen) krönte sich 1701 selbst als Friedrich I. zum „König in Preußen“. Victor Amadeus II., Herzog von Savoyen (Savoyen war bis 1801 Teil des Heiligen Römischen Reiches) erhielt 1713 vom Kaiser den Königstitel und die Insel Sizilien, musste aber 1720 Sizilien gegen Sardinien an die österreichischen Habsburger austauschen und war nun König von Sardinien.

Abb. 2: Sächsische Infanterie um 1716:
Stabsoffizier vom 1. Garde-Regiment, Grenadier vom Regiment Kurprinz, Tambour vom Regiment Browne.

Das Kurfürstentum Sachsen war ein Ständestaat, in welchem die Interessen des Adels und der Städte (d.h., deren patrizische Oberschicht) von den Landständen vertreten wurden. Für die Stände war die Bewilligung der vom Kurfürsten geforderten Steuern ein Druckmittel und sie forderten im Gegenzug Mitsprache recht in politischen Angelegenheiten. Nach der Verfassung war das aus dem sogenannten Kronpolen und dem Großfürstentum Litauen gebildete Königreich Polen eine Republik mit einem gewählten König an der Spitze. Tatsächlich aber lag die Macht in den Händen des hohen polnischen und litauischen Adels, der Magnaten. Diese achteten sorgfältig darauf, dass nur der Kandidat zum König gewählt wurde, dessen Hausmacht nicht groß war und ihnen damit nicht gefährlich werden konnte. Um seine Machtbasis in Polen zu erweitern, verblieb dem König nur der Weg, sich mit dem niederen Adel, der Schlachta, in Konföderationen gegen die Magnaten zu verbünden.

Nur der Adel besaß das Recht zu wählen und gewählt zu werden. Der Widerspruch, das dafür berüchtigte „Liberum veto“ eines einzigen Abgeordneten genügte um den Reichstag (Sejm) aufzulösen und alle vorher gefassten Beschlüsse ungültig zu machen. Der Adel versammelte sich praktisch auf den Sejm-Tagungen nur dazu, um zu verhindern, dass seine Privilegien beschnitten wurden…

Abb.: Wappentafel III:
9.1 Gefäß eines Offizierspallasches mit polnisch-litauischem und kursächsischen Allianzwappen,
9.2 Gefäß eines (polnischen) Dragoneroffizierspallaschs mit polnisch-litauischem Wappen und kursächsischem Mittelschild,
9.3 Ringkragenauflage mit polnisch-litauischem Wappen und kursächsischem Allianzwappen auf Wappenmantel, Zeit August II.,
9.4 Ringkragenauflage mit polnisch-litauischem Wappen und kursächsischen Mitteischild – angeblich Zierspange vom Pferdegeschirr der Krönungskarosse August III. 1733,
9.5 Ringkragenauflage mit litauischem Wappen für Offiziere des litauischen Regiments Garde zu Fuß 1717 (?).

Andreas Bauer:
Die Verbandsabzeichen der deutschen und k.u.k. Truppen im Ersten Weltkrieg
(Teil 1)

Im k.u.k. Heer war es während des Ersten Weltkriegs Tradition, an der Kopfbedeckung – der Kappe – besondere Abzeichen aus Metall für Unterstellungen, wie auch zu Ereignissen zu tragen. Diese Abzeichen waren nicht offiziell, wurden aber toleriert, teils sogar zur Stärkung des Korpsgeistes gern gesehen. Die sogenannten Kappenabzeichen waren frei verkäuflich und konnten auch von Zivilisten erworben werden. Teilweise wurden sie auch in größerer Anzahl an der Kappe getragen. In Deutschland war die Sachlage anders. Das Tragen der k.u.k. Kappenabzeichen war generell verboten. Die einzigen Ausnahmen waren das Edelweißabzeichen des Alpenkorps und das Hirschgeweih des Karpathenkorps, welches ein deutscher Entwurf auf österreichischer Anregung war. Im Allgemeinen kann man sagen, dass Kappenabzeichen sowohl auf österreichisch-ungarischer als auch auf deutscher Seite in den Jahren ab 1915 an der Ost-, Balkan und Italienischen Front getragen wurden. Deutsche Soldaten befestigten sie jedoch nicht nur an der Mütze, sondern nachweislich zeitgenössischer Fotos auch am Waffenrock.

Ich möchte hier nur auf die Kappenabzeichen eingehen, die (auch trotz Verbots) nachweislich von deutschen Soldaten getragen wurden oder die einen deutschen Bezug hatten (d.h. eine k.u.k.-Formation mit einem deutschen Kommandeur).

1. Abzeichen deutscher Verbände

 

Das Edelweiß-Abzeichen

Abb.: Varianten des Edelweiß-Abzeichens des Alpenkorps. [Alle Abbildungen: Sammlung B]

Am 12. Juni 1915 wurden 20.000 Edelweiß-Abzeichen vom k.u.k. Landesverteidigungs-Kommando Tirol an das Alpenkorps übergeben. Durch einen Korpsbefehl vom 20. Juni 1915 wurden die Abzeichen verteilt, jedoch lehnte das preußische Kriegsministerium die erbetene Tragegenehmigung zunächst ab. Der Kaiser genehmigte dann allerdings das Geschenk der Verbündeten am 5. September 1915, der bayerische König am 11. September, der württembergische am 20. September und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin am 28. September. Diese Tragegenehmigungen galten jeweils für die entsprechenden Kontingente der deutschen Armee.

Trageberechtigt waren aber nur die Soldaten, die von Juli bis Oktober 1915 in Tirol gekämpft und das Abzeichen dort auch erhalten haben. Die offizielle Bezeichnung lautete: Kämpfe in Tirol vom 28. Mai – 13. Oktober 1915. Das Abzeichen war ein stängelloses Edelweiß aus Silberblech mit sieben gleich großen Pollen, wie es bereits vom k.u.k. 14. Armeekorps mit einem Durchmesser von ungefähr 4 cm getragen wurde.

Zu dieser Zeit bestand das Alpenkorps aus: bayerisches Infanterie-Leib-Regiment, Jäger-Regimenter Nr. 1 – 3, Gebirgs-MG-Abteilungen Nr. 201 – 210, Reserve-MGAbteilung Nr. 4, 3. Eskadron/ bayerisches 4.Chevaulegers-Regiment, Feldartillerie-Abteilungen Nr. 187, 203 und 204, Gebirgs-Kanonen-Abteilungen Nr. 1 und 2, Fußartillerie-Batterien Nr. 101 und 102, Pionier-Kompanien Nr. 101 und 105, bayerische Pionier-Kompanien Nr. 102 und 106, Gebirgs-Minenwerfer-Abteilungen Nr. 191, 193, 194, 269 – 272, bayerische Feldflieger-Abteilung Nr. 9 und Gebirgs-Fernsprech-Abteilung Nr. 29.5 Auf einigen Fotos tauchen auch Edelweiße mit drei großen und drei kleinen Pollen auf…

Abb.: Soldat der 2. Kompanie des bayerischen 5. Fußartillerie-Regiments um 1916. An der Mütze ist das Edelweiß-Abzeichen deutlich erkennbar. Vermutlich handelt es sich um ein eigenmächtig angelegtes Abzeichen.

Ausrüstung – Kavallerie

Wolfgang Klepzig:
Die Entwicklung eines Ausrüstungsgegenstandes bis 1918 – Die preußische C-Kandare

Mit Einführung der „Reitvorschrift“ D.V.E. Nr. 12 vom 29. Juni 1912 wurde nicht nur die Vereinheitlichung und Verbesserung der Pferdeausrüstung in Form der S-Kandare im Reichsheer durchgesetzt. Auch die Weiternutzung der Kürassierkandare – aufgrund ihrer Form auch als C-Kandare bezeichnet – wurde mit dieser Vorschrift bestimmt. Mit Ende des Ersten Weltkriegs hörte dann die Nutzung der C-Kandare als militärischer Ausrüstungsgegenstand auf – im Gegensatz zur S-Kandare. Dieser Beitrag soll als Fortsetzung des 2013 in unserer Zeitschrift erschienen Beitrags über die S-Kandare verstanden werden und beschreibt die Geschichte der C-Kandare.

1. Allgemeines

Kandaren in der Form der C-Kandare gab es außer in der preußischen Armee anscheinend lediglich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der bayerischen Armee. Hier gehörte sie zur Ausrüstung der als leichte Kavallerie geltenden Chevaulegers.

Zurzeit Friedrich des Großen verwendete die preußische Kavallerie die C-Kandare noch nicht. Die ersten bildlichen Nachweise sind in dem Uniformwerk von Gottlieb T. Doepler von 1805/1806 zu finden. Auffällig ist hier, dass neben den Kürassieren auch die Dragoner dieses Gebissmodell führten, wogegen die Husaren gerade Anzüge nutzten wie später bei der Kandare 88. Gemäß A.K.O. vom 1. Juli 1816 und 1. September 1817 erhielten die Dragoner ebenfalls gerade Anzüge.

Es ist zu vermuten, dass der Grund zur Einführung der C-Kandare aus militärischen/ reiterlichen Erfahrungen, ähnlich derer von 1912 für die Einführung der S-Kandare, zu suchen ist. Ob nun die Feldzüge gegen Napoleon die Einführung bewirkt haben? Aus reiterlicher Erfahrung kann jedenfalls festgestellt werden, dass auch diese Kandare ein Greifen mit der Unterlippe und/ oder mit der Zunge des Pferdes nicht möglich ist.

2. Einführung und Verbreitung der C-Kandare

Abb.: Aufgezäumtes Pferd für einen Offizier des Regiments der Gardes du Corps. Deutlich ist die C-Kandare erkennbar.

Leider konnte der Verfasser keine Einführungsdokumente auffinden woraus hervorgeht, wann diese Kandare konkret eingeführt wurde. Eindeutig ist auf jeden Fall, dass diese Kandarenform 1805/06 bereits eingeführt war und im Laufe des 19. und 20. Jahrhundert immer ein sichtbares Zeichen vor allem der preußischen Kürassiere blieb. Zu vermuten ist, dass die ersten Gebisse noch aus Eisen gefertigt wurden. Kürassiere und Dragoner führten den Abbildungen von Doepler nach zu urteilen auf den äußeren Kappen silberne Buckel.

1825 wurde die erste brauchbare Reitvorschrift für die preußische Kavallerie herausgegeben. Es war die „Instruction zum Reit-Unterricht“ in drei Teilen und einem Anhang. Im dritten Teil befindet sich eine Falttafel mit Gebiss-Erklärungen. Hier wird die C-Kandare erstmals beschrieben, wie sie mit geringen Änderungen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs militärisch genutzt wurde. In folgenden Truppengattungen war die C-Kandare bis Ende 1918 vorschriftsmäßig:

– Regiment der Gardes du Corps: Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften
– Garde-Kürassier-Regiment, Kürassier-Regimenter Nr. 1 – 8: Unteroffiziere und Mannschaften
– Eskadronen Jäger zu Pferde (aufgestellt ab 1897) bzw. Regimenter Jäger zu Pferde (aufgestellt ab 1905): Unteroffiziere und Mannschaften
– Stabsordonanzen (seit 1900)
– 2. Zug der Leibgendarmerie (aufgestellt 1889)

3. Vorschriftenlage

 

3.1. Mannschaften und Unteroffiziere

Mit Einführung der „Reitvorschriften“ war die C-Kandare als militärischer Ausrüstungsgegenstand genau reglementiert. Folgende Vorschriften beziehen sich auf deren Gestaltung:…

Abb.: General mit der Uniform des Garde-Kürassier-Regiments (wahrscheinlich Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin) im Paradeanzug um 1912. Die Offiziere dieses Regiments verwendeten im Gegensatz zu denen der Gardes du Corps die S-Kandare.

Sammlerinformationen

Rolf Selzer:
Die Stempel des „Kasseler Fundus“ / Der „Kasseler Fundus“

Kaiser Wilhelm II. war schon durch seine Gymnasialzeit mit Cassel vertraut. Hinzu kam, dass von 1891 bis 1918 Schloss Wilhelmshöhe die Sommerresidenz der Kaiserfamilie war. Dies führte u. a. auch dazu, dass aufgrund seiner Initiative 1909 ein neuer Theaterbau – das „Hoftheater Cassel“ – entstand.

Der mangelhafte Bestand an entsprechenden Waffen, Ausrüstungs- und Uniformteilen bei historischen Theateraufführungen veranlasste den Kaiser, eine größere Anzahl solcher Stücke vom Zeughaus Berlin an das Königliche Staatstheater Cassel überweisen zu lassen. Was in der Praxis bedeutete, dass dort Originalstücke neben Theaternachbildungen sowie daraus entstandene Mischformen nunmehr im später so genannten „Kasseler Fundus“ vertreten waren.

Inwieweit nach 1945 auf Veranlassung der amerikanischen Militärverwaltung Requisiten anderer Theater nach Kassel kamen, ist in diesem Zusammenhang unerheblich. Diese Stücke standen, wenn die Überlieferung stimmt, mit dem Fundus in keinem Zusammenhang. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass erst in den Nachkriegsjahren eine Inventarisierung und Stempelung dieser Stücke erfolgte. Dafür spricht auch, dass die heute auffindbaren Exponate mehrheitlich preußischer Herkunft sind. Wann genau jedoch alle diese Stücke mit Inventar stempeln ver sehen wurden, ist unklar. Ein Anhaltspunkt kann, muss aber nicht, die Schreibweise sein. Mit Beschluss des preußischen Innenministeriums vom Dezember 1926 erfolgte nämlich die Änderung der Schreibweise Cassel in Kassel.

Dies spiegelt sich möglicherweise auch in den Stempeln wieder. In diesem Fall „K 2 : 9 IL 13 : 928“ (Abbildungen 1 bis 4). Hier steht das „K“ für Kassel und die „2“ für die Unterteilung Blankwaffen (1 = Ausrüstungsteile / 3 = Schusswaffen), „9“ für Säbel (die „2“ vermutlich für Seitengewehre) sowie „IL 21“ für die Inventarliste 21 mit der folgenden Nummer. Der Abstand der Zeichen zueinander sowie die verwendeten Doppelpunkte variieren zuweilen…

Abb.: Der Stempel auf dem Griffbügel und der Kasseler Stempel auf der Parierstange.

Blankwaffen

Nachtrag zum Beitrag:

„Die kurzen Seitengewehre 98 für Kavallerie im Truppenversuch von 1909“
von Jens WiesbergerZfH Nr. 465, S. 149–153

Da jetzt ein viertes aptiertes Kavallerie-Versuchsseitengewehr in der Version Klinge mit Hohlkehle und Sägerücken aufgetaucht ist und seinen Weg in die Sammlung von Christian Mèry (Frankreich) gefunden hat, konnte dieses Seitengewehr näher untersucht werden…


Walter Meier:
Ein Bajonett mit Holzgriff aus der Grafschaft Schaumburg-Lippe um 1770

Abb.: Farbige Zeichnung aus dem Grenadier-Registerbuch von 1770 (Ausschnitt).
Über dem Gewehr ist ein Bajonett mit Holzgriff dargestellt, welches zudem in der Verwendung als Pike gezeigt wird. [Niedersächsischen Landesarchiv – Standort Bückeburg, F2 1260]

In der Zeitschrift für Heereskunde Nr. 466 stellt auf Seite 206f Otto Paetzold ein Bajonett mit hölzernen Handgriff vor. Er verortet dieses als frühes preußisches Bajonett. Im letzten Absatz bittet er um Kommentare aus der Leserschaft.

Dies soll hiermit geschehen. In meinem Besitz befindet sich ein ebensolches Bajonett, ein weiteres liegt im Bestand des Heimatmuseums Bückeburg vor. Die Herkunft dieser Bajonette ist eindeutig. Sie befanden sich bis Mitte der 1960er Jahre auf der Festung Wilhelmstein, stammen also aus dem Besitz des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe. Diese Bajonette mit Holzgriff sind nach meiner Überzeugung dem Schaumburg-Lippischen Militär um 1770 zuzuordnen. Die Abmessungen dieser Bajonette stimmen ziemlich gut mit den von Rüdiger Franz angegebenen Maßen überein, weichen jedoch von dem im eingangs erwähnten Beitrag beschriebenen Bajonett ab.

Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe war 1748 an die Regierung gekommen. Er begann mit einer „Aufrüstung“. Die Gründe darzulegen, würde hier zu weit führen. Vom Jahre 1749 liegt eine Lieferrechnung der Firma Splitgerber & Daun Potsdam über die Lieferung von 100 Infanterie-Gewehren mit Bajonett vor.2 Hierbei dürfte es sich sicherlich um das preußische Modell 1740 gehandelt haben…


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 467 erwarten:

  • – Heereskunde im Internet – 16
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen