Ausgabe Nr. 468

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AUS DER REDAKTION

Wie es lange Zeit in dieser Zeitschrift üblich war, geben wir mit diesem Heft wieder die neu eingetretenen Mitglieder bekannt. Ihre Namen und Wohnort erscheinen am Anfang des Teils „Aus der Gesellschaft“. Dieser Teil schließt mit den Namen unserer Verstorbenen.

Die sinkenden Mitgliederzahlen sollten uns noch mehr anregen, die Fähigkeiten und Anwendungsmöglichkeiten der Heereskunde für möglichst viele historisch Interessierte deutlich herauszustellen und verstärkt das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken.

Ein Beitrag hierzu ist u.a. der Gesamtindex 1926 – 2017 unserer Zeitschrift, der auf der Website unserer Gesellschaft veröffentlicht ist und als PDF-Datei heruntergeladen werden kann. Dieses Angebot trifft bereits auf steigendes Interesse, wie die Bestellungen von Fotokopien aus unserem Archiv zeigen. Fotokopien erhalten unsere Mitglieder übrigens kostenlos. In diesen Index sind Berichtigungen und Ergänzungen bis zum Jahr 2017 eingearbeitet, die aktualisierte Version ist seit Ende April im Internet zugänglich.

Weil wir die Vielfalt der Themen in unserer Zeitschrift erhalten wollen, werden wir auch künftig Artikel aus Reichswehr und Wehrmacht wie auch der NVA veröffentlichen. Allerdings achten wir dabei auf die Zielsetzung unserer Gesellschaft, die Kulturgeschichte der Streitkräfte. Texte mit überwiegend kriegsgeschichtliche Darstellung oder weltanschaulich begründeter Stellungnahme bleiben deshalb auch künftig unberücksichtigt.

Ulrich Herr und Werner Trolp


Militärgeschichte

Ulrich Herr:
Mit Mut und Glück durch die Wirren der Napoleonischen Kriege –
Der sachsen-weimarische Generalmajor Johann August Ludwig Freiherr von Linker und Lützenwick (1777 – 1856)

Abb.: Generalmajor Freiherr von Linker und Lützenwick um 1840.
Gemälde eines unbekannten Künstlers.
Er trägt folgende Orden und Ehrenzeichen (von links nach rechts):
Ritterkreuz des sachsen-weimarischen Hausordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken, preußisches Eisernes Kreuz 2. Klasse, sachsen-weimarische Militärverdienstmedaille „Treuen Kriegern“, preußische Kriegsdenkmünze 1813, sachsen-weimarisches Dienstehrenzeichen für 20 Dienstjahre, rechts darunter preußisches Eisernes Kreuz 1. Klasse.
[Helmut Weitze Militärische Antiquitäten]

Darstellungen von Kleinstaatengeneralen aus der Zeit des Deutschen Bundes (1815 – 1866) sind, abgesehen von Fürsten und ihren männlichen Verwandten, sehr selten. Somit stellt das hier zu behandelnde Porträt des sachsen-weimarische Generalmajors Johann August Ludwig Freiherr von Linker und Lützenwick (1777 – 1856) eine Rarität dar. Zudem lassen die dargestellten Orden und Ehrenzeichen eine interessante Biografie erwarten, denn neben drei sachsen-weimarischen fallen drei preußische Orden und Ehrenzeichen auf: die preußische Kriegsdenkmünze 1813 und die beiden Klassen des 1813 gestifteten Eisernen Kreuzes. Letztere sind während der Befreiungskriege nicht an Angehörige fremder Armeen verliehen worden.

Linker, wie er im Folgenden verkürzt genannt wird, trat 1798 als Fähnrich in das herzoglich sachsen-weimarische Scharfschützen-Bataillon ein. Das Bataillon bestand aus 600 Mann, von denen aber ein großer Teil aus Kostengründen zumeist beurlaubt war. Je zwei Kompanien garnisonierten in Weimar und Eisenach, in Jena bestand außerdem eine Garnisonkompanie. Bereits 1799 wird als jüngster Leutnant geführt.

1806 nimmt Linker, inzwischen zum Premierleutnant befördert, mit dem Scharfschützen-Bataillon6 am 14. Oktober an der Schlacht bei Auerstedt teil. Die Schlacht ging bekanntlich für die preußische Armee, in deren Verband das Bataillon gekämpft hatte, verloren. In den Wirren des Rückzugs kam Linker von seinem Bataillon ab, schloss sich den nach Erfurt abziehenden preußischen Truppen an und geriet schließlich mit diesen bereits am nächsten Tage in französische Gefangenschaft. Auf Ehrenwort wurde er nach Weimar entlassen…


Post vom Kaiser – der blaue Brief
Zur Übersendung einer A.K.O. an einen Oberstleutnant im April 1882


Björn Opfer-Klinger:
Leipzig als Standort der deutschen Luftwaffenindustrie 1911-1918

Leipzig im Ersten Weltkrieg? – Nur wenige Bereiche kommen einem spontan bei dieser Frage in den Sinn.

Leipzig war durch die extra eingerichtete Zensurstelle in der noch jungen Nationalbibliothek besonders für Oberost ein wichtiger Baustein in der Propaganda, wenn es um die Versorgung der Ostfront mit Büchern und Broschüren ging. Natürlich war Leipzig mit dem Generalkommando des II. Königlich Sächsischen Armee-Korps und der dort stationierten 2. Königlich Sächsischen Division auch ein wichtiger Standort der Sächsischen Armee, aber die Bedeutung der Stadt für sächsische bzw. deutsche Luftwaffe vor und während des Ersten Weltkrieges ist nahezu unbekannt. Allerdings gilt es auch zu bedenken, dass die Luftwaffe generell als Waffengattung 1914 noch ein Schattendasein führte. Erste militärische Einsätze in höchst bescheidenen Rahmen einzelner Flugzeuge hatte es erst im Tripolitanienkrieg 1911/12 und in den Balkankriegen 1912/13 gegeben. Andererseits gehörten Zeppeline und zunehmend auch Flugzeuge zur Fortschrittsbegeisterung, die die zwei Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg nicht nur die deutsche Gesellschaft geprägt hatte. Leipzig als pulsierende Handels- und Industriestadt bildete da natürlich keine Ausnahme.

Nichts schien zukünftig unmöglich. Dies betraf natürlich auch die Vorstellung des Fliegens. Bis heute erinnert in Leipzig das 1911/12 erbaute Zeppelin-Haus des Rauchwarenhändlers Felix Reimann in der Nikolaistraße von der Verehrung für den damals bereits betagten Grafen Zeppelin. Zu dieser Zeit begann allerdings bereits das Flugzeug den großen Zeppelinen den Rang abzulaufen. Ähnlich wie in der jungen Autoindustrie vor Einführung der serienmäßigen Fließbandproduktion, entstand seit 1910 auch im Flugzeugbau eine breite Vielzahl an kleinen Herstellern mit individuellen Einzelprodukten spezialisierter Konstrukteure und Fluglehrer. Diese profitierten zugleich von der Automobilentwicklung mit der damit verbundenen Maschinenbauindustrie. In Leipzig gehörte dazu beispielsweise der Jungunternehmer Wilhelm Morell, der ab 1902 Tachometer und Drehzahlenmesser für Autos, Lokomotiven und U-Boote konstruierte. Dank seines 1909 auf den Markt gebrachten Mota-Tachometers für Automobile entwickelte sich das kleine mittelständische Unternehmen Morell zu einem bekannten Markennamen und weitete seine Produktpalette auch auf den jungen Industriezweig der Luftfahrt aus. Im August 1912 zog Morell erneut in eine größere Produktionsstätte um, wo auch ein modernes Luftstromlaboratorium eingerichtet wurde. Bald vertrieb das Unternehmen äußerst erfolgreich ortsfeste Windmesser für Luftschiffhäfen, Flugplätze und Wetterwarten in ganz Mitteleuropa und entdeckte auch frühzeitig das Osmanische Reich als weiteren Absatzmarkt für sich.

Eine ähnliche Entwicklung nahm die 1904 von Gustav Köllmann gegründete Zahnräderfabrik…

Abb.: Werbeplakat der Germania Flugzeugwerke.

1. Weltkrieg / Ehrungen für Militärpferde

Ulrich Schiers:
Ehrenschild “Kriegskamerad”


Gerd Stolz:
Die Preußensäulen bei Neukamp und Groß Stresow auf der Insel Rügen


Schusswaffen

Walter Meier:
Die Schaumburg-Lippische Karabinier-Pistole

Die Grafschaft Schaumburg-Lippe (ab 1807 Fürstentum) war eines der kleinsten Territorien im Deutschen Reich. Diese Kleinheit erforderte politisches Geschick, wenn man selbständig bleiben wollte. Der 1748 zur Regierung gelangte Graf Wilhelm erkannte, dass es des Beistands eines Mächtigen bedurfte, wenn dieses Ziel erreicht werden sollte. Ein solcher Beistand (d.h. Garantie der Existenz) war aber nur zu haben, wenn man etwas bieten und somit wenigstens teilweise auf Augenhöhe verhandeln konnte.

Graf Wilhelm baute zu diesem Zweck eine Militäreinheit auf, die er dann als Hilfstruppe zur Verfügung stellen konnte (ein damals übliches Verfahren). Kerntruppe war ein Infanterie-Regiment mit zum Schluss ca. 800 Mann Bestand. Daneben forcierte er auch den Aufbau einer verhältnismäßig starken Artillerie, deren Rohre größtenteils in Bückeburg gegossen wurden. An dieser Waffengattung war er persönlich sehr interessiert. Graf Wilhelm wurde dann auch zum Oberbefehlshaber sämtlicher Artillerie der alliierten Streitkräfte auf dem nordwestdeutschen Kriegsschauplatz während des Siebenjährigen Krieges ernannt. Neben der Artillerie hat eine andere Truppe des Grafen Wilhelm Aufsehen erregt, das Karabinierkorps. Dies war eine hauptsächlich für den Kleinkrieg und Aufklärungsaufgaben vorgesehene Truppe, vielleicht vergleichbar mit modernen Fernspähern. Die Karabiniers waren sicherlich eine eigenständige Schöpfung des Grafen Wilhelm. Sie waren auf die Bedürfnisse des kleinen Landes hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Ressourcen sowohl materiell als auch der Kopfzahl (max. ca. 80 Mann) sowie der Kampfesweise nach optimal abgestimmt.

Die Karabiniers haben sich im vorgesehenen Aufgabenbereich ganz besonders ausgezeichnet und waren bei den Franzosen als „les Diables de Buckbourg“ gefürchtet. Diese Einheit hatte allerdings (wie das bei Elite-Verbänden oft so ist) auch beträchtliche Verluste zu verzeichnen. Als Graf Wilhelm 1762 nach Portugal berufen wurde – als Oberbefehlshaber der verbündeten Streitkräfte, die den Angriff der Spanier und Franzosen auf Portugal abwehren sollten – begleiteten ihn ein Teil der Karabiniere, die sogenannte Leibkarabinier-Kompanie. Die übrigen Karabiniers gehörten Anfang 1763 zur Besatzung von Münster und kehrten von dort aus in ihre Garnison Bückeburg zurück.

Abb.: Pistole Typ 1

Nach dem Siebenjährigen Kriege und besonders nach Tode des Grafen Wilhelm im Jahre 1777 war allerdings auch bei dieser Einheit die Blütezeit vorbei. Das Korps wurde am 17.02.1787 aufgelöst. Es verblieb aber bis 1867 eine Schlosswache von ca. 12 Karabiniers in der alten (kleinen) Uniform bestehen. Nach Auflösung des Schaumburg-Lippischen Militärs anlässlich der Militärkonvention mit Preußen wurde am 05.07.1867 ein „Carabinier-Unteroffizierkorps“ für den inneren Schlossdienst in Stärke von 18 Unteroffizieren geschaffen. Dieses pflegte in der alten (etwas abgewandelten) Uniform bis 1893 die Tradition der Karabiniers aus der ruhmreichen Zeit des Grafen Wilhelm.

Zur Bekleidung und Ausrüstung der Karabiniers während des Siebenjährigen Krieges hier eine Schilderung des Schaumburg-Lippischen Majors von Düring in seinem Buch von 1828:

„Die Uniform bestand in einem Koller von schwarz gefärbter Elendshaut mit scharlachroten Tuchkragen und Umschlägen, vorn herunter zugehäkelt. Einem gelben von gutem Wildleder angefertigten Beinkleide, bis über die Knie reichend und in Stiefeln von halbgebrannten Leder mit einem Paar kurzen angeschnallten Sporen.

Die Brust wie den Rücken bedeckt ein schwarz angelaufener auf 80 Schritte gewehrschussfreier Kürass mit schuppigen Armschienen. Den Kopf schützte eine Art Blechhaube oder Helm von starkem Eisenblech mit Bärenfell verbrämt, mit eisernen Panzerketten zum Festschnallen unter dem Halse und sowohl vorne als hinten mit einem eisernen Schirme versehen. Als Devise stand auf grünem Grund vor dem Helme „Pulchrum mori succurit in extremis“.

Die Patronentasche mit einem „W“ und einer Krone verziert, hing am schwarzen schmalen Riemen, der über den breiten gelbledernen Karabinerträger lief, und fasste eben 40 an Patronenhülsen, gewürgte und gepflasterte Kugeln.

Waffen: Eine gezogene Büchse von gleichem Kaliber wie Fußjäger, eine Doppelpistole am Sattel und an gelbledernen, mit einer schwarzen Säbeltasche, worauf ein „W“ mit einer Krone, versehenen Wehrgehänge, einen leicht gebogenen Pallasch ohne Korb und Bügel, also mit einem so genannten Mamelucken Gefäße und halbeiserner Scheide.“

Die erwähnte Doppelpistole soll Gegenstand einer näheren Untersuchung sein…

Uniformkunde

Andreas Bauer:
Die Verbands- und Erinnerungsabzeichen der deutschen und k.u.k. Truppen im Ersten Weltkrieg
(Teil 2)


Gerhard Große Löscher:
Zwei biedermeierliche Offizierportaits aus Kurhessen

Abb.: Hüftstück eines kurhessischen Premier-Lieutenants aus dem Leibgarde Regiment

Im Dezember 2017 wurde ein Hüftstück eines Offiziers in einer Auktion angeboten. Der uniformkundige Betrachter des Gemäldes konnte unschwer feststellen, dass es sich um einen kurhessischen Subalternoffizier handeln musste. Der silberfarbene Stern am Tschako ist der zum Gardestern mutierte Stern des kurhessischen Ordens vom goldenen Löwen mit der Devise „VIRTUTE ET FIDELITATE“. Der Rangstern in den silbernen Epaulettefeldern weist ihn als Premier Lieutenant im Leib-Garde-Regiment aus. Leider finden sich am Bild keine Signatur oder Hinweise auf die Person des in repräsentativer Pose gemalten jungen Mannes. Das Portrait ist ein schönes Beispiel biedermeierlicher Portraitmalerei.

Der Betrachter spürt die unangestrengt gerade Haltung des Oberkörpers, welche durch den hohen, geschlossenen Kragen unterstützt wird. Die Mundwinkel des jungen Mannes scheinen unter dem Oberlippenbart etwas verschmitzt zu lächeln und der Portraitierte blickt den Betrachter direkt an. Die Bildkomposition legt einigen Wert auf die Uniform und deren Details, die immerhin zwei Drittel des Gemäldes ausfüllt.

Die Uniform, für Offiziere und Mannschaften gleichermaßen war damals ein dunkelblauer Rock (Kollet) mit ponceauroten Kragen und Aufschlägen, weißen Knöpfen, weiße Achselklappen und Schleifen. Für die Offiziere wird in einer Uniformbeschreibung besonders erwähnt:
„Die Offiziere haben gestickte silberne Schleifen und Achselklappen (sic!) mit silbernen Halbmonden und in Gold gestickten Kronen.“
Die Krone ist im Bild auf der linken Epaulette oberhalb des Epauletthalters erkennbar.

Der Tschako mit Behang und Haarbusch wird selbstbewusst präsentiert, – ist der feinst gemalte (versilberte) Stern beschlag doch der eindeutige Hinweis auf die Zugehörigkeit zum Leib-Garde-Regiment. Die auf der Brust drapierten Fangschnüre für den Tschako bilden einen schönen Kontrast zu der sonst schlicht dunkelblauen Uniformbrust. Standesgemäß trägt der Offizier seinen Degen mit Portepée an der linken ‚Schwertseite‘. Hier zeigt sich die genaue Ausführung des Künstlers an den roten Durchzügen beim Portepéeband und nicht zuletzt an der silbern schimmernden Knaufauflage des Degens. Der kurhessische Gardestern auf dem Knauf des Degens wurde malerisch angedeutet…


Das besondere Objekt –
Ein Erinnerungsstück an den Grundwehrdienst in den Luftstreitkräften der NVA


Roger Reckewell:
Fechtauszeichnungen – Braunschweiger Realien


Gerhard Große Löscher und Henning Heese:
Präzisierungen zum Lebensweg des Carl J. Campen
Ergänzung zum Aufsatz:
„Carl Campen. Oberbereiter und königlich hannoverscher Kavallerieoffizier“,
ZfH Nr. 466, S. 17/190 ff.


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 468 erwarten:

  • – Heeresmuseale Nachrichten
  • – Heereskunde im Internet – 17
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Aufgelesen – Sicherheits-(?)Schlösser 1962