AUS DER REDAKTION
In diesem Jahrzehnt kann unsere Gesellschaft auf ihr 125-jähriges Bestehen und unsere Zeitschrift auf 100 Jahre zurückblicken. Diese beiden Jubiläen sind kein Anlass sentimental in der vermeintlich besseren Vergangenheit zu schwelgen, sondern sie sollten Ansporn sein, unsere Gesellschaft und ihr Publikationsorgan weiterhin attraktiv zu gestalten. Und dennoch sind Blicke zurück interessant. Der Beitrag über Martin Lezius, in den 1920er und 1930er Jahren aktiv in unserer Gesellschaft tätig, zeigt, dass auch damals ein geschätzter Fachmann und produktiver Autor heereskundlicher Literatur kaum allein von Buchhonoraren leben konnte.
Im Mai wird sich unsere Gesellschaft zur Jahreshauptversammlung in Bad Wildungen treffen und den interessanten Militariabestand der Museumslandschaft Hessen Kassel besichtigen. Als Einstimmung findet sich in diesem Heft ein kurzer Blick auf eine Episode der Militärgeschichte des Kurfürstentums Hessen-Kassel. Da auch ein Besuch in der Fürstlich Waldeckschen Waffensammlung in Bad Arolsen geplant ist, wird außerdem das Militär des Fürstentums Waldeck zur Zeit des Deutschen Bundes behandelt.
Bereits mehrfach wurde in unserer Zeitschrift über Darstellungsgruppen geschrieben. Dieses Thema soll wieder aufgegriffen werden. Schließlich halten solche Gruppen die „große“ Geschichte mit ihren kleinen Geschichten lebendig und vermitteln Wissen in einer Art und Weise, wie es ein Museum – sei es noch so gut gestaltet – kaum leisten kann.
Die internationale Vernetzung unserer Gesellschaft in diesem Jahrzehnt verdeutlicht zum einen das Gruß- wort des stellvertretenden Chefredakteurs der russi schen Zeitschrift „Altes Zeughaus“. Und zum ande ren soll 2022 die Jahreshauptversammlung in Zusammenarbeit mit der österreichischen Gesellschaft für Heereskunde stattfinden.
Eine abwechslungsreiche und interessante Lektüre wünschen Ihnen
Werner Trolp und Ulrich Herr
Historische Darstellungsgruppen
André Hanselmann, Freiburg i. Br. und Dr. Oliver Heyn, Auengrund:
Die spanische Rekrutenwerbung des Herzogs Ernst Friedrich III. von Sachsen-Hildburghausen (1768 – 1770)
Historischer Hintergrund und museale Rekonstruktion im Rahmen der „Living History“
Militärgeschichte
Ein Schreiben des letzten Kurfürsten von Hessen-Kassel aus dem Exil 1868
Ulrich Herr, Dresden:
Das Füsilier-Bataillon Waldeck in den 1860er Jahren
Die Literatur zur Militärgeschichte des Fürstentums Waldeck-Pyrmont ist ebenso übersichtlich wie Überlieferungen zu dessen Uniformierungsgeschichte lückenhaft sind. Auch dieser Beitrag kann keine auf Archivstudien beruhende Forschung ersetzen, versucht jedoch einen Blick auf die letzten Jahre des bis 1867 bestehenden Füsilier-Bataillons Waldeck zu werfen.
Das Fürstentum Waldeck mit der Residenz stadt Arolsen grenzte im Norden und Westen an das Königreich Preußen, im Osten und Süden ragte es weit in das Kurfürstentum Hessen-Kassel hinein. Hinzu kam noch das winzige Fürstentum Pyrmont, welches etwa 90 Kilometer nördlich vom Waldecker Landesteil entfernt lag. Waldeck-Pyrmont zählte mit seinen etwa 58.000 Einwohnern (1846) zu den kleinsten Staaten des Deutschen Bundes und stellte zu dessen Heer ein Bataillon. Dieses gehörte seit 1830 zur Reserve-Division und sollte im Kriegsfall die Besatzung einer Bundesfestung verstärken. Bei der Mobilmachung 1859 setzte sich das Bataillon aus 14 Offizieren, 51 Unteroffizieren, 14 Spielleuten und 522 Füsilieren zusammen. Hinzu kam eine Ersatzkompanie, für die keine Zahlen vorliegen. Im Frieden war jedoch ein Großteil der Mannschaften beurlaubt, da von der sechsjährigen Gesamtdienstzeit nur zwei Jahre aktiv abzuleisten waren. Die restlichen vier Jahre zählten die Soldaten zur Reserve und wurden nur im September einberufen. Die schwierige soziale Situation der Bevölkerung verdeutlicht der Umstand, dass die meisten beurlaubten Mannschaften im Sommer in der preußischen Provinz Westfalen und in den Niederlanden arbeiteten.
Uniformkunde
Andreas Bauer, Essen:
Seltene und bisher unbekannte Abzeichen der Telegraphentruppe im Ersten Weltkrieg
Ich möchte noch einmal ein Thema aufgreifen, welches vor Jahren in unserer Zeitschrift schon bearbeitet wurde. Und zwar geht es mir darum, unbekannte, bisher noch nicht identifizierte Abzeichen und seltene Uniformfotos der Alten Armee der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und eventuell durch Mithilfe der Leser das eine oder andere Abzeichen zu klären. In diesem Beitrag soll – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – mit der Telegraphentruppe begonnen werden…
Abb.:
Unteroffizier der Fernsprech-Abteilung H.
Über diese Formation ist nicht viel bekannt: Aufgestellt am 6. Mai 1915, aufgelöst am 28. August 1917, im September 1916 bei der 10. Armee (im Osten) und unterstellt dem Pionier-Regiment Nr. 36, einem sogenannten Gasregiment.
[Foto: Sammlung Bauer]
Biografien
Uwe Poblenz, Schwerin:
Dr. Martin Lezius – Soldat, Militärschriftsteller und Schriftleiter der Heereskunde
Ein Beitrag zur 120-jährigen Geschichte unserer Gesellschaft
Blankwaffen
Frank-D. Rex, Wertheim:
Ein Kürassieroffizier-Degen r/F des Grafen von Bylandt Baron zu Rheydt
Rolf Selzer, Herborn:
Das Seitengewehr der Füsiliere des Füsilier-Bataillons Lippe von 1849 bis 1867
Jens Wiesberger, Magdeburg:
Versuchs-Seitengewehre und die frühen Serien-Seitengewehre
zum Infanterie-Gewehr M./71
(Teil 3)
Preisverleihungen
Dr. Rolf Wirtgen, Neuwied:
Verleihung des Förderpreises für Militärgeschichte und -technikgeschichte 2019
Aus der Hand von Anette Lehnigk-Emden, Vizepräsidentin des Koblenzer Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), empfing Oberstleutnant Thorsten Loch am 28. November 2019 im Rahmen einer Feierstunde die nach 2017 zum zweiten Mal verliehene Auszeichnung. Die herausragende wissenschaftliche Leistung seiner an der Universität der Bundeswehr in Hamburg entstandene Habilitationsschrift „Deutsche Generale 1945 bis 1990. Profession – Karriere – Herkunft“ wurde mit einem Preisgeld von 7.500 € gewürdigt.
Ein vom Lehrstuhl für Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam organi siertes, zweitägiges Nachwuchskolloquium für Militärgeschichte mit 17 Vortragenden aus fünf Ländern bildete dabei den äußeren Rahmen. Dank der hohen Gesamtdotierung des Preises von 22.500 € zeichnete Vizepräsidentin Lehnigk-Emden weitere Preisträger aus…
Grußwort des stv. Chefredakteurs der russischen militärhistorischen Zeitschrift „Altes Zeughaus“
Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 475 erwarten:
- – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
- – Buchbesprechungen / Rezensionen