Ausgabe Nr. 480

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AUS DER REDAKTION

„Investition in die Zukunft der Vergangenheit“ werden in einigen Veröffentlichungen der letzten Wochen als Aufgabe der Archive bezeichnet. Nach unserer Meinung trifft diese Formulierung auch ein Anliegen dieser Zeitschrift. Aspekte der Kulturgeschichte der Streitkräfte werden aus möglichst vielfältigen Bereichen dokumentiert und den Lesern zugänglich gemacht. Dabei gibt es keine Beschränkung auf deutsche Streitkräfte und auch nicht auf den Heeresbereich. So bringt der Artikel über den Seekrieg 1870/71 eine Ergänzung zu den Berichten über die bekannten großen Schlachten vor 150 Jahren. Der Aufsatz über die Testpiloten der Luftwaffe ist der abschließende Teil eines Artikels, der bereits 2018 hier veröffentlicht wurde. Auch in diesem Heft hat die Uniform-/Blankwaffenkunde mit dem braunschweigischen Dragonern im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg einen gebührenden Platz.

Unter der Überschrift „Kriegsbeute“ wird die propagandistische Verwendung erbeuteter Waffen und Ausrüstungsstücke dargestellt. Ein Beispiel ist die Kanone Greif aus dem 16. Jh. auf der Festung Ehrenbreitstein, die mehrmals nach Paris und zurück transportiert wurde – heute spektakuläres Exponat und bedeutsames historisches Erinnerungssymbol. Ein weiterer Beitrag stellt persönliche Erinnerungsstücke aus dem 2. Weltkrieg vor und zeigt auf, wie mit der Erinnerung an das Kriegsgeschehen umgegangen wurde. Der Blick in die Protokolle des Reichstags bringt unsern Lesern eine differenzierte Sicht der Verleihung des Eisernen Kreuzes im 1. Weltkrieg.

Zu „guter(?) Letzt“ erinnert das Bild auf der vierten Umschlagsseite an die Einführung von Haarnetzen in der Bundeswehr unter Verteidigungsminister Schmidt. Die Episode „German Hairforce“ soll auch anregen, Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart deutscher Streitkräfte schriftlich niederzulegen und uns zur Veröffentlichung zu übermitteln.

Weil das Zusammentreffen in den Arbeitskreisen/ bei der Jahreshauptversammlung durch die Pandemie erheblich eingeschränkt ist, hat der Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern an Bedeutung gewonnen. Hierzu wollen wir mit dem Heft beitragen.

Ihr Ulrich Herr und Werner Trolp


Kriegsbeute

Dr. Thomas Weißbrich, Berlin:
1940, Paris-Berlin. Zur Geschichte deutscher und französischer Kriegsbeute

Abb.: Die Kriegsbeute aus dem Pariser Armeemuseum im Hof des Berliner Zeughauses, Frühjahr 1941.
[Foto: Deutsches Historisches Museum, GN 904]

Kurz nach der Besetzung von Paris am 14. Juni 1940 forderte ein Wehrmachtsoffizier den Militärgouverneur der Stadt, General Henri Fernand Dentz, auf, die im Ersten Weltkrieg von französischen Soldaten eroberten deutschen Regimentsfahnen zu übergeben.

Diese Episode steht am Anfang einer der großen Beuteaktionen des 20. Jahrhunderts. Das nationalsozialistische Regime nutzte die Besetzung der französischen Hauptstadt nämlich nicht nur, um die verlorenen Feldzeichen zurückzubringen. Sie nahm aus dem Musée de lArmée auch jene Stücke aus dem Weltkrieg und dem Deutsch-Französischen Krieg mit, die 20 Jahre zuvor aufgrund des Versailler Vertrages von den deutschen Armeemuseen hatten abgegeben werden müssen. Dazu kamen noch zahlreiche mittelalterliche Waffen und Rüstungen, die einst Napoleon von seinen Feldzügen als Beute mitgebracht hatte. Ende 1940 transportierte die Wehrmacht rund 2.000 Museumsexponate nach Berlin.

Anlässlich des 80. Jahrestages dieser Ereignisse sollen im Folgenden die deutsch-französischen Beutebeziehungen Revue passieren und die Spuren verschiedener Objekte verfolgt werden…


Militärgeschichte

Ulrich Schiers, Detmold:
Der deutsch-französische Krieg zur See, Anno 1870/71.

Abb.: Deutsche Kriegsschiffe.
[Aus: Krieg und Sieg 1870 – 71, Herausgeber: Dr. J. v. Pflugk-Harttung, Berlin 1895.]

Königin Isabella von Spanien verlor 1868 durch die September-Revolution ihren Thron. Die Anführer dieses Putsches suchten daraufhin in ganz Europa nach einem neuen König, der ihre Interessen vertreten sollte. Dabei fiel die Wahl auf Prinz Leopold aus dem Haus Hohenzollern. Als die Franzosen dies Anfang Juli 1870 erfuhren, drohten sie Preußen mit einem Krieg. Daraufhin zog Prinz Leopold sofort seine Kandidatur zurück. Da aber König Wilhelm I. es ablehnte, Kaiser Napoleon III. für alle Zukunft zu versichern, dass aus dem Hause Hohenzollern sich niemals jemand für den spanischen Thron zur Verfügung stellen würde, kam es zur französischen Kriegserklärung. Frankreich hoffte hierbei darauf, dass die Süddeutschen Staaten sich zumindest neutral verhielten oder ihnen sogar im Krieg gegen Preußen folgen würden. So kam es dazu, dass sich der Bundeskanzler Graf Bismarck am 19. Juli 1870 um 14.00 Uhr mit folgenden Worten an den Reichstag des Norddeutschen Bundestages richtete:

„Ich teile dem hohen Hause mit, das mir der französische Geschäftsträger heute die Kriegserklärung Frankreichs überreicht hat.“

Diese lautete wie folgt:

„Der unterzeichnete Geschäftsträger Frankreichs hat die Ausführung der Befehle, die er von seiner Regierung erhalten, die Ehre, folgende Mitheilung zur Kenntniß Sr. Excellenz des Herrn Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Sr. Majestät des Königs von Preußen zu bringen:

„Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen, indem sie den Plan, einen preußischen Prinzen auf den Thron von Spanien zu erheben, nur als ein gegen die territoriale Sicherheit Frankreichs gerichtetes Unternehmen betrachten kann, hat sich in die Nothwendigkeit versetzt gefunden, von Sr. Majestät dem Könige von Preußen die Versicherung zu verlangen. Daß eine solche Combination sich nicht mit der Zustimmung verwirklichen könnte. Da Se. Majestät der König von Preußen sich geweigert, die Zusicherung zu ertheilen, und im Gegentheil dem Botschafter Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen bezeugt hat, daß er sich für diese Eventualität, wie für jede andere die Möglichkeit vorzubehalten gedenke, die Umstände zu Rathe zu ziehen, so hat die kaiserliche Regierung in dieser Erklärung des Königs einen Frankreich eben so wie das allgemeine europäische Gleichgewicht bedrohenden Hintergedanken erblicken müssen. Diese Erklärung ist noch verschlimmert worden durch die den Cabinetten zugegangene Anzeige von der Weigerung, den Botschafter des Kaisers zu empfangen und auf irgendeine neue Auseinandersetzung mit ihm einzugehen.

In Folge dessen hat die französische Regierung die Verpflichtung zu haben geglaubt, unverzüglich für die Vertheidigung ihrer Ehre und ihrer verletzten Interessen zu sorgen, und, entschlossen zu diesem Endzweck alle durch die ihr geschaffene Lage gebotenen Maßregeln zu ergreifen, betrachtet sie sich von jetzt an als im Kriegszustande mit Preußen.”

Der Unterzeichnete hat die Ehre, Sr. Excellenz die Versicherung seiner hochachtungsvollen Ergebenheit auszudrücken.

Le Sourd.
Berlin, den 19. Juli 1870.”

Die französische Marine war nach der britischen Royal Navy damals die zweitstärkste Kriegsflotte der Welt. Sie bestand aus insgesamt 62 Kriegsschiffen, bewaffnet mit 697 Kanonen.2 Geplant war, dass die Marine mit starken Landungstruppen die norddeutsche Küste einnehmen sollte; zudem, durch eine Schiffs-Blockade, alle dort befindlichen Häfen vom Handel mit überseeischen Ländern auszuschließen. Die Kriegsflotte sollte dabei die preußischen Kriegsschiffe am Eingreifen hindern und soweit wie möglich ausschalten…


Verleihung von Orden und Ehrenzeichen

Knut Matzat, Schwerin:
Ein Knopflochband zum Mecklenburg- Schwerinschen Militärverdienstkreuz 1914


Stephan Schwarz, Zolling:
Ansehensverlust des Eisernen Kreuzes im Ersten Weltkrieg:
Eine Betrachtung unter der Berücksichtigung der Protokolle aus dem Deutschen Reichstag

Keine andere deutsche Auszeichnung hat eine so hohe Symbolkraft erlangt, wie das Eiserne Kreuz, obwohl es deutlich prächtigere Orden gab wie zum Beispiel den Pour le Mérite auch Blauen Max genannt. Das hohe Ansehen speiste sich ursprünglich aus drei Gründen:

1. Das EK wurde im Zuge eines Befreiungskampfes gegen einen verhassten Usurpator gestiftet und avancierte somit zum Symbol eines gerechten Freiheitskampfes.

2. Das Eiserne Kreuz sollte ursprünglich ohne Ansehen und Rang der Person alleine für herausragende Tapferkeit / Verdienste verliehen werden. Es griff somit den damals noch sehr revolutionären Gedanken der Gleichheit auf, den man sich in der Französischen Revolution auf die Fahnen geschrieben hatte. Eine gewisse Ironie der Geschichte lässt sich schon darin erkennen, dass ausgerechnet im Kampf gegen den französischen Kaiser die Gleichheit für die Erlangung des bekanntesten Abzeichens des Befreiungskampfes die Herzen der Kämpfer erfüllte.

3. Die Träger oder wie sie bald schon genannt wurden Ritter des Eisernen Kreuzes waren Teil einer Elite, egal welchen Rang sie hatten, das Eiserne Kreuz verlieh ihnen durch seine Seltenheit ein hohes Ansehen. Es wurden weniger Kreuze hergestellt und verausgabt als sie verdient wurden. So führte man Vererbungslisten ein, auf dass würdige Veteranen die Eisernen Kreuze von 1813 nach dem Tode bisheriger Träger erbten.

Abb.: Ein Eisernes Kreuz 2 Klasse mit Kerntyp B, basierend auf Kerntyp B 1870, frühester Typ EK 1914. Die Rückseite des Kerns ist genau die gleiche wie beim B-Typ EK II 1870. Das EK2 wurde an einem schwarzweißen Kämpferband verliehen und befindet sich an einer typischen Ordensschnalle eines unteren Offiziersdienstgrades.

Der überwältigende Sieg der deutschen Waffen im Feldzug 1870 / 71 und die anschließende Reichsgründung hoben die Träger des Eisernen Kreuzes, das rechtzeitig zum Kriegsbeginn erneuert worden war, endgültig in den Olymp. Wer sich eines verdient hatte, war höchst angesehen.

Mit der zweiten Erneuerung im Ersten Weltkrieg und der Möglichkeit des Deutschen Kaisers diese militärische Auszeichnung in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber aller Truppen allen deutschen Soldaten zu verlei hen, galt das Eiserne Kreuz – obwohl formell noch preußische Auszeichnung – als ein deutscher Orden. Schon gegen Ende des Ersten Weltkrieges kamen erste Stimmen auf, die einen Wert- bzw. Ansehensverlust der geheiligten Kriegsauszeichnung, wie sie 1914 noch bezeichnet wurde, beklagten. Heute scheint die vorherrschende Meinung zu sein: Das Eiserne Kreuz, gerade das der 2. Klasse war gegen Ende des Krieges eher ein Abzeichen anstatt einer Tapferkeitsauszeichnung.
Doch ist das wirklich so oder muss man die Argumente noch einmal hinterfragen, kann man das auch anders sehen? Diese Frage stellte sich der Autor als er zufällig auf Protokolle aus dem deutschen Reichstag von 1917 und 1918 stieß, in denen die Wortgefechte der Abgeordneten widergegeben sind….


Luftfahrt

Horstmar Bussiek, Minden:
Flugerprobung einst und jetzt
(Teil 2)

Die Auswirkungen des Versailler Vertrags auf Organi sation und Strukturen der deutschen Luftfahrt sowie die Entwicklung bis zum Ende der 1920er Jahre.

Durch die Bestimmungen des von der deutschen Seite nur unter Druck am 28. Juni 1919 unterschriebenen und am 10. Januar 1920 in Kraft getretenen Vertrags von Versailles waren dem Deutschen Reich, ohne hier weiter ins Detail zu gehen, u.a. Aufstellung und Betrieb von Luftstreitkräften untersagt worden. Auch die Entwicklung sowie der Bau von Flugzeugen wurden zuerst für sechs Monate, später dann bis zum 15. Mai 1922 verboten. Gleiches betraf den Import von Luftfahrzeugen. Das vorhandene fliegerische Gerät militärischer Art war – ohne weiter auf die zeitlichen Fristen und folgenden Verhandlungsschritte einzugehen – unter der Aufsicht der interalliierten Luftfahrtüberwachungskommission auszuliefern oder zu vernichten. Zivile Flugzeuge durften dann ab 5. Mai 1922 wieder hergestellt werden, wenn auch mit sehr beschränkten Leistungsparametern. Grundsätzlich verboten war der Bau von bewaffneten oder gepanzerten Maschinen.

Abb.: Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, geb. Schiller, hier während ihrer Tätigkeit bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof an einer frühen Version der Junkers Ju 87. Die bisher unveröffentlichte Aufnahme hat nicht die Qualität der Fotos, die im Internet von der Gräfin zu finden sind, dafür aber Seltenheitswert. Sie stammt aus dem Archiv des Erprobungsfliegers Richard Perlia, der zusammen mit ihr die Ernennungsurkunde zum Flugkapitän im Reichsluftfahrtministerium erhielt.

Die Firmen Junkers, Dornier und Rohrbach umgingen diese Zwangsmaßnahmen, in dem sie Werke im Ausland betrieben. Auch Ernst Heinkel verstand es, seine Konstruktionen bei der schwedi schen Luftwaffe, die an Seeflugzeugen interessiert war, in die Luft zu bringen. Die Stärke des Heeres war auf 100.000 Mann beschränkt, dazu kamen 15.000 Mann für die Marine. Die Wehrpflicht war abgeschafft worden. Auch durfte es im Deutschen Reich nach Artikel 16 des Versailler Vertrages keinen Großen Generalstab mehr geben. Das Truppenamt im Reichswehrministerium (RWM) übernahm mit rund 60 Offizieren in vier Abteilungen die Rolle des Generalstabs; auf Ebene der Gruppenkommandos und der nachgeordneten Divisionen waren in den dortigen Stäben Generalstabsoffiziere tätig, die nun Führerstabsoffiziere genannt wurden, und aus der Generalstabsausbildung wurde die Führergehilfenausbildung, die nicht mehr zentral, sondern in den Wehrkreisen durchgeführt wurde. Die militärische Führung war offensichtlich nicht bereit, die Verbote des Versailler Vertrags u.a. mit Blick auf einen späteren Aufbau einer fliegenden Truppe auf Dauer hinzunehmen…

Teil 1: „Testpiloten” erschienen in:
Zeitschrift für Heereskunde Nr. 470, Oktober/Dezember 2018, S. 170 – 177.


Erinnerungskultur

Rolf Noeske, Meckenheim:
Der Krieg war kein Thema – Erinnerungsstücke aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges

Die durch die Covid-19 Pandemie bedingte Situation führte auch bei mir dazu, mal wieder das Archiv gründlich zu durchforsten und zu entrümpeln. Dabei fiel mir wieder ein Ordner mit rund 50 Feldpostbriefen meines Vaters und meiner Mutter (siehe unten), aber auch andere wichtige Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg in die Hände. Und da stand ja noch eine geschnitzte Zigarettendose aus der Zeit der Kriegsgefangenschaft meines Vaters mit seiner Erkennungsmarke bei mir im Bücherschrank. Alles stumme Zeugen einer schrecklichen Vergangenheit.

Abb.: Schreiben des Abwicklungsstabes / Sachgebiet 134 vom 23.12.44

Mit der Rückkehr meines Vaters aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft war das Thema Krieg in unserer Familie, abgesehen von dem Überlebenskampf der Nachkriegszeit, beendet. Meine Eltern waren auch nie dazu bereit, über ihre Erlebnisse in den Kriegsjahren bzw. an der Front zu sprechen. So unterließen meine Geschwister und ich, weitere Fragen zu stellen.

Ich möchte aber anhand der schriftlichen Dokumente aus dieser Zeit, Fotos gibt es leider nicht, den Weg eines einfachen Soldaten an der Ostfront in der Heeresgruppe Mitte nachzeichnen. Ein Schicksal mit einem glücklichen Ausgang. Für viele Familien, deren Väter oder Söhne der Heeresgruppe Mitte angehörten, war der Ausgang katastrophal.

Hintergrund

Mit der „Operation Bagration“ begann am 22. Juni 1944 gegen den Frontbogen zwischen Bobruisk und Witebsk für die Wehrmacht ein Debakel weit größer als die Katastrophe von Stalingrad – der Durchbruch der Roten Armee an der Front der Heeresgruppe Mitte und deren völliger Vernichtung…


Formationsgeschichte

Gerhard Große Löscher, Göttingen:
Braunschweig-Wolfenbüttel’sche Militaria in Amerika
– eine freundliche Richtigstellung – und
der braunschweigische Dragonerdegen als Relikt der Schlacht von Bennington

Abb.: Braunschweigisches Trophäenensemble

Nicht nur ‚die Hessen‘ kämpften im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg für Groß-Britannien, hinzu kamen auch ca. 4.300 braunschweigische Soldaten.

Die Bosten Public Library stellte dem Verfasser freundlicherweise das alte Foto eines Militaria-Ensembles zur Verfügung welches in Deutschland weitgehend unbekannt sein dürfte.

Die Militärheraldik, das Spiegelmonogramm C der Füsiliermütze, das springende Ross auf dem Mützenblech und der Trommelzarge und nicht zuletzt das singuläre C auf dem Degengefäß weisen – entgegen der Aufschrift auf dem Sockel des Tisches – eindeutig auf braunschweigische Militaria, genauer auf solche des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel und die lange Regierungszeit des Herzog Carl von 1730 bis 1790 hin.

Otto Elster gibt in seiner Truppengeschichte genauste Angaben zur Formation, Ausrüstung und Geschichte der Truppen in Amerika. Hier ist der Focus auf den Degen gerichtet welcher auf der Trommel drapiert ist und dessen Gefäß nach dem Vorbild des preußischen Kürassier degens gestaltet wurde. Auf dem Knöchelschild wird ein großes C unter einem Fürstenhut gezeigt. Es handelt sich um den braunschweigischen Dragonerdegen, der in Deutschland wahrscheinlich nicht mehr aufzufinden ist. Dem Verfasser ist es deshalb ein besonderes Anliegen, einen dieser Degen aus der Sammlung Don Troiani hier mit zwei Bildern dem geneigten Publikum vorzuführen…

Abb.:
Braunschweigischer Dragonerdegen


Artilleriewesen

Manfred P. Schulze, Spandau:
D. F. Lewert, Mechanicus in Berlin – Lieferant der Königlich Preußischen Artillerie

Nach dem Sieg über Napoleon und der Neuordnung Europas hatte Preußen sein Staatsgebiet erheblich erweitern können, doch seine Armee musste neu aufgebaut und organisiert werden. Die ungeheuren Verluste an Menschen und Material durch die Befreiungskriege konnten, bedingt durch die ökonomischen Verhältnisse nicht so schnell ausgeglichen werden. Zwar waren bereits zwischen 1807 und 1813 die ersten Reformen des preußischen Staates erfolgt, doch erst nach 1813 konnten einige Prinzipien der französischen Revolution in Preußen Eingang finden.

Die Verwaltung des Staates wurde modernisiert. Die Frei heit der Person, des Besitzes, der Berufswahl und die Rechtsgleichheit gingen ein her mit einer Heeresreform und der allgemeinen Wehrpflicht. Die Gewerbefreiheit und die Aufhebung der Zunftrechte sowie die Errichtung von Universitäten und technischen Hochschulen waren wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung Preußens und seines Heerwesens.

Auf dem Gebiet der Artillerie hatte Preußen schmerzhaft erfahren müssen, wie wichtig eigene leistungsfähige Gießereien zur Geschützherstellung waren. Hatte doch die französische Armee nach dem Einmarsch in Berlin (1806) als erstes die gerade in Betrieb genommene neue Geschützbohrmaschine aus dem Berliner Gießhaus demontieren lassen und Preußen somit seiner wichtigsten Geschützgießerei beraubt. Doch nicht nur die Gießereien lagen danieder, auch andere Fertigungsstätten wie die Gewehrfabrik in Potsdam/Spandau hatten durch die französische Besatzung Schaden genommen. Erst durch die weitgehenden politischen und ökonomischen Reformen sind in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Voraussetzungen für eine der modernsten und konkurrenzfähigsten Industrien geschaffen worden. Der Aufbau einer staatlichen Rüstungsindustrie trug sicherlich mit dazu bei, den Aufstieg des Landes in den Kreis der europäischen Großmächte zu schaffen. Ver stärkt wurde dieser Erfolg durch eine Vielzahl von privaten Unternehmern die jetzt die Gewerbefreiheit nutzten und für alle Bereiche der Zivilgesellschaft ihre Produkte anboten. Sie waren auch in der Lage, das von den staatlichen Rüstungsbetreiben aus technologischen Gründen nicht herzustellende Material dem Militärfiskus zulieferten. Das galt ganz besonders für die Spezialwerkzeuge und die Instrumente, wie Messgeräte und Leeren, die zur Produktion des Heeresbedarfes und der Revision (der Abnahme, Kontrolle) für Kanonen, Munition und Handwaffen aus den Königlichen Instituten und den privaten Unternehmen, notwendig waren.

Abb.: Benneke Berlin 1806 für die Königlich Preußische Artillerie.

Für die neu gegossenen bronzenen und eisernen Geschütze der preußischen Artillerie waren z.B. verbesserte und einfacher zu handhabende Richtinstrumente erforderlich. Die Heeresverwaltung vergab diese Aufträge an die in Berlin gerade neu gegründeten technischen und mechanischen Werkstätten.

Johann Carl Wilhelm Benneke (Beneke), Mechanicus

In seiner „Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten“ schreibt Friedrich Nicolai 1779: „Mathematische Instrumente sowohl zur Mechanik als Optik werden sehr gut verfertigt von dem Mechanicus Johann Carl Wilhelm Benneke in der Leipziger Straße im Ortmannschen Haus“


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 480 erwarten:

  • – Heeresmuseale Mitteilungen:
    Sonderausstellung im Residenz-Schloss Detmold: „Fürst Leopold IV. zur Lippe“
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Ingolf Fischer: Internationale Waffenbörse Kassel, Herbst 2020 –
    Ein Tiefschlag für Heereskundler, Militaria- und Waffensammler
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen