Ausgabe Nr. 483

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AUS DER REDAKTION

Im kommenden Jahr begeht unsere Gesellschaft das 125-jährige Bestehen. Dies ist natürlich ein Grund zum Feiern und Zeit, sich wieder mal eingehender mit unserer eigenen Geschichte zu beschäftigen.

Aus diesem Grund soll die im Februar 2023 erscheinende Ausgabe sich ausschließlich mit verschiedenen Aspekten unserer Gesellschaft beschäftigen. Vorgestellt werden einige Persönlichkeiten, die zum einen mit unserer Gesellschaft verbunden waren und zum anderen interessante Lebensläufe aufweisen.

Außerdem wurden in den ersten wenigen Jahrzehnten unserer Bestehens Vereine mit ähnlichem Interessenschwerpunkt gegründet. Einige, so die etwas ältere Gesellschaft für Historische Waffen- und Kostümkunde sowie die 1924 gegründete KLIO – Deutsche Gesellschaft der Freunde und Sammler kultur historischer Zinnfiguren gibt es noch heute, andere, wie den zu Beginn des letzten Jahrhunderts im hessischen aktiven Verein der Militärwaffenfreunde kennen vermutlich nur die wenigsten. Und nicht zuletzt werden wir uns auf die Spurensuche nach der Geschichte unseres Vereinssymbols, des preußischen Kürassierhelms von 1808 begeben.

Falls Sie Ideen für Beiträge haben, die in den skizzierten Rahmen passen können, nehmen Sie bitte zwecks entsprechender rechtzeitiger Absprachen Kontakt zur Redaktion auf. Falls Sie für die Geschichte unserer Gesellschaft interessantes Material an unser Archiv abgeben möchten, wenden Sie sich bitte an Frank Weisgerber vom Arbeitskreis Westfalen. Die Adressen finden Sie auf der 2. Umschlagseite bzw. in “Aus der Gesellschaft”. Sie können uns auch gern auf der Jahreshauptversammlung in Bückeburg ansprechen.

So wünschen wir Ihnen ein gesundes und glückliches Jahr und verbleiben mit besten Grüßen

Ihr Werner Trolp und Ulrich Herr


Militärgeschichte

Gerhard Bauer, Dresden und Wolfgang K. Hamann, Berlin:
Ein kleines Stück Karton und viel Kultur-Geschichte –
Eine Tanzkarte für einen Ball im Regiments-Haus des 1. Garde-Regiments zu Fuß

Abb.: Tanzkarte für einen Ball beim 1. Garde-Regiment zu Fuß, Potsdam 1884. Vorderseite.
[MHM, Inv.Nr.: BBAY0997]

Darf man John Ford, dem Regisseur klassischer „Kavalleriewestern“ wie „Fort Apache“ und „She wore a Yellow Ribbon“ glauben, zählten selbst in entlegensten militärischen Außenposten Garnisonbälle zu den Höhepunkten im Jahreslauf. An Standorten wie Potsdam oder Berlin, wo einige der vornehmsten preußischen Regimenter stationiert waren, waren solche Veranstaltungen natürlich ungleich glanzvoller als in den verstaubten Forts der US Cavalry. Ihr Besuch war für Regimentsangehörige Pflicht und Einladungen dazu für Kameraden anderer Truppenteile und zivile Gäste eine Ehre, zumal wenn sie in das Regiments-Haus des 1. Garde-Regiments zu Fuß gebeten wurden. Die hier gezeigte Tanzkarte, eine Schenkung von Wolfgang K. Hamann (Berlin) an das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden stammt aus dem Nachlass von Hermann Heyse (1864–1904), einem Sergeanten der 2. Eskadron des Regiments der Gardes du Corps.

Wir wissen zwar nicht, wie ein Sergeant der Gardes du Corps an die Tanzkarte eines Balles, der im Offizierskasino des 1. Garde-Regiments zu Fuß stattfand, gelangte, doch verwundert es nicht, da beide Regimenter gesellschaftlich eng miteinander verbunden waren. Heyse vererbte die Tanzkarte an seine Tochter Hildegard.

Tanzkarten wurden den Damen, die einen Ball besuchten, am Eingang des Festsaals zusammen mit einer Ballspende überreicht…


Andreas Bauer, Essen:
Das „Husarenstück“ des Leutnants v. der Linde – Übernahme des Forts de Malonne 1914

Ich möchte heute kurz den Leutnant v. der Linde vorstellen. Vielen ist er unbekannt; er war aber im Ersten Weltkrieg der erste junge Frontoffizier, der mit dem Orden pour le mérite, der höchsten Tapferkeitsauszeichnung, die der preußische König an Offizier vergeben konnte, ausgezeichnet wurde. Er bekam den Orden am 18. September 1914 für die Einnahme des belgischen Forts de Malonne bei Namur. Vor ihm wurden in diesem Kriege nur General der Infanterie v. Emmich (7. August 1914) und Generalmajor Ludendorff (8. August 1914) für den erfolgreichen Handstreich auf die Zitadelle Lüttich, der österreichische Kaiser Franz Joseph I. (27. August 1914) sowie für die Schlacht bei Tannenberg Generaloberst v. Hindenburg (2. September 1914) mit diesem hohen Orden ausgezeichnet.

Abb.: Zeitgenössische Postkarte auf die Verleihung des Orden pour le mérite an v. der Linde. [Sammlung Bauer]

Otto Hans Jürgen v. der Linde wurde am 13. Januar 1894 in Regenwalde in Hinterpommern geboren. Sein Leutnantspatent bekam er am 18. August 1913 im 5. Gar de-Regiment zu Fuß (Garnison: Spandau). Über diesen Dienstgrad kam er trotz der Auszeichnung mit dem höchsten preußischen Tapferkeitsorden während des Krieges nicht hinaus, da – im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg – weiterhin nahezu ausschließlich nach dem Dienstalter befördert wurde. Herausragende Leistungen und Tapferkeit wurden stattdessen mit Ordensverleihungen belohnt. Dementsprechend wurde er als Oberleutnant verabschiedet. Nach 1935 war v. der Linde Reser ve offizier im Infanterie-Regiment 5 und erreichte im Zweiten Weltkrieg den Dienstgrad Oberst. Er starb am 23. Mai 1984 in Wienhausen bei Celle.

Wofür bekam Leutnant v. der Linde den Pour le mérite? Am 23. August 1914 um 3 Uhr erhielt Leutnant v. der Linde morgens den Auftrag, mit ein paar Grenadieren das Fort de Malonne südwestlich von Namur aufzuklären…


Henning Heese, Werder:
Offiziersbilder aus dem Großen Hauptquartier in Kreuznach im Jahr 1917

Im Ersten Weltkrieg benannte man die Führungsorganisation mit der Obersten Heeresleitung (OHL) und dem Kaiser als obersten Kriegsherrn Großes Hauptquartier (G. H. Qu.). Es setzte sich aus verschiedenen Formationen zusammen. Dazu gehörten im Wesentlichen der Reichskanzler (Reichsamt des Innern) und das Auswärtige Amt, der Admiralstab, der Generalstab des Heeres, die Chefs der Zivil-, Militär- und Marinekabinette, das Reichsmarineamt, der Stab des preußischen Kriegsministers, die Militärbevollmächtigen der Königreiche Bayern, Sachsen und Württemberg sowie verbündeter Mittelmächte und preußische Hofbehörden (Oberhofmarschallamt und Obermarstallamt). Der Standort wechselte je nach militärischer Lage.

Abb.: Besuch des bulgarischen Königs Ferdinand beim Deutschen Kaiser. Vorbeimarsch der Stabswache des Großen Hauptquartiers im Kurgarten am Kurhaus in Kreuznach, 1917. Wilhelm II. trägt die Uniform seines bulgarischen Regiments, Zar Ferdinand eine preußische Uniform. [Privatarchiv Heese]

Das Große Hauptquartier war nicht nur der Sitz der Obersten Heeresleitung, sondern auch Ort wichtiger Treffen der politischen und militärischen Spitzen. So kam eine größere Zahl von Besuchern ins Hauptquartier. Dazu gehörten die deutschen Bundesfürsten, vornehmlich die Könige von Bayern, von Württemberg und Sachsen. Verschiedentlich waren aber auch Kaiser Karl von Österreich, der Zar Ferdinand von Bulgarien Gäste des Deutschen Kaisers und der OHL. Fortlaufend zählten Politiker, wie Reichskanzler, Minister, Staatssekretäre zu den Besuchern.

Ein Fotoalbum in meinem Besitz, auf dem ein silbernes Medaillon mit einem Löwen prangt, enthält Porträtfotografien von namentlich benannten 27 Offizieren und drei Beamten in alphabetischer Ordnung aus dem Großen Hauptquartier zu Weihnachten 1917. Ihm liegt noch eine maschinengeschriebene Personalaufstellung zu verschiedenen Formationen mit dem Titel „SILBERLOEWE“ lose bei…


Arne Schöfert, Wolfsburg:

Die Vivat-Bänder mit Kolonialthemen aus dem Ersten Weltkrieg

Heute wissen nur wenige etwas mit dem Begriff Vivat-Band anzufangen. Die große Zeit dieser schmückenden Fest- und Feierbänder ist längst vorüber. Im 18. Jahrhundert war dies anders. Schon seit der Zeit Friedrichs des Großen war es durchaus üblich, dass man zu Anlässen besonderer Ereignisse an der privaten Kleidung eine Art Festband trug.

Abb.: Vivatbänder aus dem Verlag Amsler & Ruthardt [Sammlung Schöfert]

Diese Ereignisse konnten privater, staatlicher oder allgemein öffentlicher Natur sein. Der Begriff „Vivat!“ bedeutet „Es lebe!“ kann aber in der Bedeutung als allgemeiner Freudenausruf verstanden werden.

Die Bänder waren zwischen 3 und 12 cm breit und wurden an der Kleidung angebracht, obwohl man sich das bei Längen bis zu 3 m kaum vorstellen kann. In der Regel waren die bemalten oder bedruckten Bänder nur um die 30 cm lang und leicht an der Kleidung anzustecken. Unerlässlich war ein kurzer, dem Anlass entsprechender Sinnspruch (möglichst in gereimten Versen), der durch ein Bild ergänzt werden konnte. Diese Bilder konnten Porträts, Wappen, allegorische Figuren, militärische Symbole oder anderes sein.

Wie kann man sich das vorstellen? Nach einem großen Sieg des Landesvaters wurde dieser durch ein Festband gewürdigt, das sich der Patriot an die Jacke steckte. Oder der Familienpatriarch feiert den 75. Geburtstag und die Festgesellschaft trug ein Band mit dem Antlitz des Herrn und einem Sinnspruch darunter, das sein Leben würdigt. Größere Auflagen, die gewerbsmäßig bedruckt und verkauft wurde, waren in der Regel aus Seide. Private Bänder aus dem, was sich gerade anbot.

Spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts waren sie aus der Mode gekommen, bis sich ein eifriger Sammler ab 1885 genauer mit dem Thema befasste. Der Geheime Regierungsrat Gustav Gotthilf Winkel (1857–1937) bekam in seiner Studienzeit einige dieser Bänder in die Hände und stieg so tief in das Thema ein, dass man ihn später als den „Vivat-Winkel“ bezeichnete. Damals tauchten die Bänder noch laufend in Nachlässen oder öffentlichen Sammlungen auf, wobei die Besitzer nicht immer wussten, was sie hatten. Winkel konnte über 500 Bänder nachweisen und veröffentlichte in der Folge viele Artikel zum Thema, wobei sich sein Wissensstand durch Rückmeldungen darauf stetig vermehrte.

Sein größter Coup war dann 1913 die Reaktivierung dieser verlorenen, friderizianischen Sitte…


Archivkunde

G.-Michael Dürre, Berlin:
Die Unterlagen des ehemaligen Krankenbuchlagers Berlin

Abb.: Titelseite Hauptkrankenbuch. Auszug aus der Kriegssanitätsordnung von 1907.

Die ärztliche Versorgung von deutschen, verbündeten und feindlichen Soldaten in deutschen Lazaretteinrichtungen wurde im Ersten Weltkrieg in Lazarettbüchern und sonstigen Unterlagen dokumentiert. Die bei den Sanitätseinrichtungen, hauptsächlich den Korpslazaretten am Sitz der stellvertretenden Generalkommandos in der Heimat, aufbewahrten Lazarettbücher wurden an die am 1. November 1917 errichteten Hauptkrankenbuchlager abgegeben:

Berlin = Preußische Armee einschließlich XIV. (badisches) Armeekorps
Dresden = Sächsische Armee
München = Bayerische Armee
Stuttgart = Württembergische Armee

Zum Kriegsende 1918 erfolgte bei der Admiralität der Kaiserlichen Marine ebenfalls die Gründung eines Hauptkrankenbuchlagers. Diese Hauptkrankenbuchlager verwahrten außer den Lazarettbüchern (wegen der Vielzahl von Eintragungen Sammelurkunden genannt) auch Krankenblätter und andere Unterlagen über die Lazarettbehandlungen verletzter oder erkrankter Soldaten (diese werden Einzelurkunden genannt). Nach dem Ende der Behandlung hatte man diese Einzelurkunden an die Ersatztruppenteile gesandt.

Untergebracht war der gesamte preußische Bestand in Berlin in den Gebäuden der Landwehr-Inspektion und Bezirkskommandos General-Pape-Straße. Die im Behördensprachgebrauch „Krankenbücher“ genannten Lazarettbücher wurden sortiert und durchnummeriert.

Während des Krieges 1914–1918 wurden Sanitätseinrichtungen auf den Kriegsschauplätzen auch bundesstaatenübergreifend benutzt….


Ausrüstung – Kavallerie

Wolfgang Klepzig, Lünen:
Die Reitausrüstung der Kavallerie-Offiziere im Deutschen Reichsheer mit Stand 1914
(Teil 4)

In den ersten drei Teilen, in der die Reitausrüstung in Form der Dienst-Hauptgestelle (Zaumzeuge) und Vorderzeuge behandelt wurde, möchte ich im Folgenden einige weitere Stücke, die in der Vorschlagliste des Deutschen Offizier-Verein (D.O.V.) Armeemarinehaus für Offiziere im Teil 1 genannt wurden, vorstellen. Diese Stücke wurden in der Form so noch nicht im Bild vorgestellt und stammen vom D.O.V. Armeemarinehaus, aber auch von anderen Herstellern.

Abb.: Feldmäßig ausgerüstetes Offizierpferd von links.
[Aus: D.O.V.-Preisliste 29, Frühjahr 1914, S. 81.]

Betrachtet werden Ausrüstungsgegenstände, wie sie gemäß der Offizier-Bekleidungsvorschrift (O.Bkl.V.) für Preußen und seine Kontingente, Bayern und Sachsen mit Stand 1914 vorschriftsmä ßig waren, aber auch nicht reglementierte Ausrüstung wie sie z.B. vom D.O.V. dem angehenden bzw. Offizier angeboten und von diesem auch benötigt wurden. Die Ausrüstungsstücke wurden in dieser Komplexität letztmalig in der Preisliste 29 vom Frühjahr 1914 durch den D.O.V. Armeemarinehaus zum Kauf angeboten. Dieses ist im Vergleich mit der Kriegspreisliste, 3. Ausgabe, Dezember 1915 und dem Kriegswarenverzeichnis, 5. (und letzte) Ausgabe, März 1917 festzustellen. Alle in den zuletzt genannten Katalogen angebotenen Stücke waren fast ausschließlich auf Kriegszweckmäßigkeit ausgelegt, sodass im Jahr 1917 keine Parade-Reitausrüstung mehr angeboten wurde.

Ab der 3. Ausgabe vom Dezember 1915 wurden auch Ausrüstungsstücke für Mannschaften an Offiziere durch den D.O.V. verkauft, so z.B. Mannschaftspacktaschen und Hilfspacktaschen, wobei aber für die Verschnallung der Packtaschen ein von Offizieren normalerweise nicht verwendeter Armeesattel 89 benötigt wurde. Allerdings durften Offizieren einen solchen verwenden, worauf eine Fußnote in der 1911 erschienenen O.Bkl.V. hinwies…


Blankwaffen

Rolf Selzer, Herborn:
Die Blankwaffen des herzoglich nassauischen Militärs 1866

Abb.: Die herzogliche Chiffre für Herzog Adolf.

Der Offizier-Säbel von 1849

Eingeführt wurde der Säbel mit herzoglichem Befehl vom 7. November 1849 für die Offiziere von Armee und Gendarmerie (Landjäger-Korps). Das Modell wurde nicht von den Militärbeamten im Offizierrang oder den Portepee-Unteroffizieren geführt.

Interessant ist bei dem vorliegenden Säbel der auf der Klinge eingravierte Besitzername: Alefeld. Es dürfte sich nach den Umständen hierbei um den am 14. April 1828 geborenen Friedrich Alefeld handeln. Als Regimentseleve in das 2. Regiment eingetreten, 1848 Lieutenant, 1848/49 in Schleswig-Holstein und Baden, bei Freiburg am 28. April 1848 verwundet, 1856 Oberlieutenant, bis 1865 Regimentsadjutant und 1865 Hauptmann beim 1. Regiment. Am 20. November 1866 in preußische Dienste getreten und als Hauptmann und in das 1. Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 87 einrangiert. Dies er folgte als Chef der 4. Kompagnie mit Patent vom 1. Februar 1865. Möglicherweise wurde der „vor dem Feinde getragene“ Säbel wieder als „Feldzugsäbel“ verwendet. Es ist durchaus denkbar, dass Alefeld statt des preussischen „Säbels für berittene Infanterie-Offiziere von 1849“ wieder seinen alten nassauischen Offiziersäbel im Krieg 1870/ 1871 führte…

Weiter stellt der Autor bebildert oder mit zeitgenössischen Fotos oder Texten belegt vor:

Zwei Modelle des „leichten Säbels“, den älteren „Mameluk- bzw. Husarensäbel“ sowie den ab 1849 vorschriftsmäßigen „Schleppsäbel“, einen „Degen für Militärbeamte mit Offiziersrang“, die blanken Waffen der Unteroffiziere und Mannschaften, das „Infanterie-Seitengewehr für Fahnenträger, Rechnungsführer, Feldwebel etc.“, das „Faschinenmesser für die unberittenen Mannschaften der Artillerie und des Pionierdetachement“, das „Faschinenmesser in der Form der Infanterie-Seitengwehre für die Compagnie-Pioniere“, den „Pallasch für Berittene“, die Blankwaffen der Gendarmerie / Landjäger, den „Bajonettsäbel / Yatagan” und das Bajonett des herzoglich nassauischen Militärs.


Ein bisher unbekanntes Muster der mecklenburg-schwerinschen Unteroffizier-Lanzenflagge?

Abb.: Lanzenflagge wahrscheinlich für Unteroffiziere der mecklenburgischen Dragoner-Regimenter Nr. 17 und 18 mit farbig aufgedrucktem Landeswappen. Bisher sind die Hintergründe für diese Anfertigung unbekannt. [Privatsammlung]

Mit der 1889 erfolgten allgemeinen Einführung der Lanze für die preußische Kavallerie erhielten auch die beiden zum Kontingent des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin gehörenden Dragoner-Regimenter Nr. 17 und 18 Lanzen. Dass diese keineswegs selbst „[…] in der Hand eines wirklich geübten Fechters die Königin der Waffen sei […]”, dürfte schon damals nach kritischer Betrachtung des Kavallerieeinsatzes im Deutsch-Französischen Krieg und spätestens mit der allgemeinen Einführung des Maschinengewehrs zu Beginn des 20. Jahrhunderts kritisch hinterfragt worden sein.

Dem allgemeinen im Reichsheer üblichen Muster, Lanzenflaggen für die Mannschaften in den Landesfarben, für die Unteroffiziere mit aufgedrucktem farbigen Landeswappen folgte grundsätzlich der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, dem die Festlegung solcher Uniformdetails zustand. Somit erhielten die Unteroffiziere gelbe Lanzenflaggen jedoch mit einfarbigem Landeswappen. Zunächst soll es violett gewesen sein, nach der Bekleidungsordnung von 1905 war es dagegen rot.

Da die Unteroffiziere der beiden mecklenburgischen Dragoner-Regimenter Nr. 17 und 18 die einzigen im Reichsheer waren, die ein einfarbiges Landeswappen auf der Lanzenflagge führten, sind Entwürfe für ein farbig aufgedrucktes Wappen denkbar. Mindestens eine solche Lanzenflagge existiert. (Abb.) Ob dieser Entwurf auf Initiative des Großherzogs oder involvierter Offiziere oder einer Firma hergestellt wurde, ist bisher ebenso unklar wie der Entstehungszeitraum. Ausgeschlossen werden kann keineswegs auch eine Fertigung nach 1918.

Vielleicht kann jemand aus dem Leserkreis in dieser Hinsicht Aufklärung verschaffen.


Jens Wiesberger, Magdeburg:
Der Einheits-Offiziersäbel 1922
für Portepee-Unteroffiziere der Reichswehr
mit Truppenstempel des 6. (Preußischen) Pionier-Bataillons

Der hier behandelte einheitliche Offizierssäbel für Portepee-Unteroffiziere, der sogenannte „Einheits-Offiziersäbel“ der Reichswehr gemäß Verfügung vom 17. Februar 1922 mit Truppenstempel vom 6. (Preußischen) Pionier- Bataillon ist aus formationsgeschichtlicher Betrachtung besonders interessant, weil anhand des gelöschten und des gültigen Truppenstempels die Umgliederung der Pionier-Bataillone im Jahr 1932 belegt wird.

In der Reichswehr gab es sieben Pionier-Bataillone, die den sieben Divisionen (mit Ausnahme der drei Kavallerie-Divisionen) zugeteilt waren.

Der gelöschte Truppenstempel “S.Zg.Pi.6.1.” bedeutet: Scheinwerferzug 6. (Preußisches) Pionier-Bataillon, Waffe Nr. 1.

Das 6. (Preußische) Pionier Bataillon garnisonierte 1929 in Minden (Westfalen) unter seinem Kommandeur Oberstleutnant von Winterfeld. Es gliederte sich in zwei Kompanien, eine Brücken-Kolonne und einen Scheinwerfer-Zug. Da jeder Scheinwerferzug aus einem Feldwebel und 21 Mann bestand, gab es also in der gesamten Reichswehr somit nur sieben Einheits-Offiziersäbel mit dieser Stempelvariante…

Abb.:
Einheits-Offiziersäbel 1922 für Portepee-Unteroffiziere,
Gesamtansicht Quartseite.
[Sammlung Jens Wiesberger]


Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 483 erwarten:

  • – Heersmuseale Mitteilungen
  • – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
  • – Buchbesprechungen / Rezensionen