AUS DER REDAKTION
Die im vorliegenden Heft vorhandene Themenvielfalt ist auf den Fleiß und Ideenreichtum sowie das Engagement unserer Mitglieder zurückzuführen. Sie werden in diesem Heft neben einigen neuen Autoren auch wieder langjährige und bewährte Autoren finden. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich vom 18. Jahrhundert bis in die 1950er-Jahre.
Wir als Redaktion können aber nur Beiträge zu einem Heft zusammenstellen, die uns zugesandt werden. Aus diesem Grund nützen an uns herangetragene Wünsche zu bestimmten Themen wenig. Weiterhin werden Themen wie beispielsweise Reichswehr, Wehrmacht, bewaffnete Organe der DDR und Bundeswehr sowie Schusswaffen wenig bis gar nicht bearbeitet. Dennoch können wir im vorliegenden Heft einige Beiträge hierzu veröffentlichen.
An dieser Stelle soll neben dem Aufruf zum Forschen und Schreiben auch an die Geduld der Autoren und gern auch Autorinnen appelliert werden. Der Platz in jedem Heft ist zum einen endlich und zum anderen versuchen wir als Redaktion, in jedem Heft eine abwechslungsreiche Mischung an Epochen und Themen zu bieten.
Interessante Ansätze bieten immer wieder auf den ersten Blick schwierig einzuordnende Objekte, wie die Feldmütze des Prinzen Ludwig von Hessen oder Fotos, wie das eines Soldaten eines preußischen Garnison-Bataillons 1870/71. Auch die Erkundung von Gefechtsfeldern
bietet mitunter interessante Erkenntnisse. Aus diesem Grund veröffentlichen wir einen Beitrag über ein Gefechtsfeld des Herero-Aufstandes im heutigen Namibia. Einzuordnen ist dieses Gefecht in den großen Zusammenhang der blutigen Kolonialgeschichte, deren Auswirkungen noch heute in der deutschen Außenpolitik spürbar sind. Auch lohnt mitunter ein Perspektivwechsel von der Sicht des damals in den Kolonien eingesetzten Soldaten zu den um ihre Heimat kämpfenden Herero und Nama.
Leider ist die heutige Zeit nicht friedvoller. Vielleicht hilft das vorliegende Heft bei der Ablenkung und Entspannung. Dies wünschen
Ihr Werner Trolp und Ulrich Herr
Militärgeschichte
Burkhart Rüchel, Potsdam:
Herero-Aufstand in Deutsch-Südwestafrika:
Das Landungskorps von SMS Habicht im Spiegel von Bodenfunden
Auf mehreren Reisen durch Namibia, dem ehemaligen Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika, suchte ich verschiedene Gefechtsfelder des Herero-Aufstandes auf, darunter auch zwei auf denen das Landungskorps der „Habicht“ kämpfte. Mein Anliegen war, diese Orte zu lokalisieren und mittels entsprechendem Fundmaterial das historische Geschehen zu belegen. Ich beschränke mich hier auf das Gefecht am Lievenberg.
Uwe Poblenz, Schwerin:
Bernhard von Hirschfeld –
Soldat, Hofbeamter und Gegner des NSDAP-Gauleiters Hildebrandt
Klaus-Ulrich Keubke, Schwerin:
Generalleutnant Kurt-Jürgen Freiherr von Lützow (1892–1961) –
ein deutsches Soldatenschicksal
Uniformkunde
Gregoire Spiesser, Anjou (Frankreich) und Markus Stein, Berlin:
Die Feldmütze des Prinzen Ludwig von Hessen
aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
Für jeden Sammler übt es eine große Faszination aus, anhand eines konkreten Objektes Geschichte zu erleben. Die Kenntnis über den früheren Besitzer einer Uniform, einer Kopfbedeckung, eines Ordens oder auch Soldaten auf Fotografien können einen Ausgangspunkt für eigene weitere Recherchen bilden. Der Deutsch-Französische Krieg bleibt ein spannendes Rätsel, da Uniformstücke der deutschen Truppen, insbesondere solche aus Stoff und Tuch, selten sind.
Blankwaffen
Bernd A. Windsheimer, Ortenburg:
Die Sache mit dem „Judensäbel“ –
Ein altpreußischer Husaren-Offizierssäbel von 1761
Die preußische Husarenwaffe wurde von Friedrich dem Großen während des Ersten Schlesischen Kriegs (1740–1742) enorm aufgewertet und war schon ab Winter 1741 von zwei Regimentern innerhalb von zwei Jahren auf acht Regimenter erhöht worden. Ihre Offiziere konnten bis in die 1770er Jahre ihre Seitenwaffe nach eigenem Geschmack und Geldbeutel wählen. Auch das Material des Säbelgriffs – Eisen oder Messing – unterlag keiner zwingenden Vorschrift, wenngleich es Usus war, sich nach der Farbe der Uniformknöpfe und Abzeichen des Regiments zu richten. Musste aber nicht sein: So führte der Chef von H 3 v. Wartenberg (bis 1757) einen eisen montierten Säbel. Auch der bis in die 1940er Jahre im Berliner Zeughaus aufbewahrte persönliche eisenmontierte Säbel des Husarengenerals und Chef von H 2 Joachim von Zieten bestätigt die Ausnahme von der Regel: Eisen statt Messing! Dieser Säbel, von dem leider nur noch ein Schwarz-Weiß-Foto existiert, lehnt sich bezüglich der Form von Gefäß, Klinge und Scheide sehr stark an das Mannschaftsmuster von 1742 an. Dies gilt auch für den hier vorliegenden Offizierssäbel (Abb.)…
Frank-D. Rex, Wertheim:
Eine kurze Formationsgeschichte der preußischen Fußjäger und zwei Degen ihrer Offiziere
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640–1688) befahl 1656 (Zweiter Nordischer Krieg 1655–1660) seinem Oberjägermeister Jobst v. Hertefeld dafür zu sorgen, dass die den Oberförstern „in der Alten-, Mittel- und Neumark untergegebenen Jägerpursche sich mit guten Pferden und Gewehr gefaßt machen und in unserer Bereitschaft stehen sollen, weil von Groß-Pohlen her ein Einfall der Polen in Preußen und Neumark zu befürchten steht“. Auch im Holländischen Krieg (1672–1678) setzte die brandenburgische Infanterie in ihren Kompanien Jäger als Scharfschützen ein, die gezielt gegnerische Offiziere bekämpfen sollten.
Unter Friedrich II. (1740–1786) wurde im Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) eine Abteilung von 60 Jägern geschaffen, deren primäre Aufgabe die Aufklärung und das Erkunden von Marschrouten war. Zu Beginn des Zweiten Schlesischen Krieges (1744–1745) wurde mit Königlicher Ordre vom 15. Juni 1744 ein Corps Feldjäger zu Fuß in Stärke von 144 Mann aufgestellt….
Walter Meier, Ahnsen:
Der 1849 eingeführte schaumburg-lippische Hirschfänger
Roland K. Edelmann, Butzbach:
Ein schwierig zu bestimmendes Foto – Soldat eines Garnison-Bataillons 1870/71
Porträtfotos aus den Einigungskriegen
(Teil 6 und Schluss)
Es handelt sich hier um ein etwas rätselhaftes aber durchaus interessantes Foto. Es soll nun versucht werden, an Hand verschiedener Details von Uniformierung, Ausrüstung und Bewaffnung die Zugehörigkeit des abgebildeten Soldaten zu einem bestimmten Staat und auch zu einer bestimmten Waffengattung herauszufinden sowie die Entstehungszeit dieser Fotografie möglichst eng einzugrenzen.
Die Uniformierung
Der Waffenrock nach preußischem Schnitt – in Preußen am 23.10.1842 auf Grund einer vorangegangenen A.K.O. vom 24.2.1842, welche Versuche hierzu befahl, eingeführt – ist von dunkler Farbe – mit Sicherheit dunkelblau – und hat brandenburgische Aufschläge mit den dafür typischen Patten – hier ohne Vorstoß – von etwas dunkler erscheinender Farbe. Bei Schwarz-Weiß-Fotos deutet dies bekanntlich auf Rot hin. Der Waffenrock machte seit 1842 allerdings eine Reihe von Änderungen durch, wovon die auffallendste die der Ärmel war. Diese waren bisher sehr eng geschnitten gewesen. Nach A.K.O. vom 16.3.1867 waren sie dann deutlich weiter und somit auch bequemer. Der von diesem Soldaten getragene Waffenrock verfügt über diese weiter geschnittenen Ärmel…
Schusswaffen
Peter Meihs, Neumünster:
Die Bewaffnung der schleswig-holsteinischen Infanterie 1848–1851 mit Dornbüchsen
In der Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich in allen Armeen die Bewaffnung der Infanterie. Lange Zeit war alles beim Alten geblieben – die Heere des „Alten Fritz“ und Napoleons I. waren mit glattläufigen Steinschlossgewehren ins Feld gezogen. Wegen der Verkrustung des Laufinneren durch die unvollkommene Verbrennung des Schwarzpulvers mussten die Bleikugeln etwa 2 mm kleiner sein als das Laufkaliber. Die Schusspräzision war dadurch miserabel, aber der Soldat konnte zwei- bis dreimal pro Minute schießen.
Es gab auch Gewehre mit gezogenen Läufen – die schossen genau – aber die Ladeweise war kompliziert und pro Schuss brauchte der Schütze zwei bis drei Minuten. Experten – hauptsächlich in Frankreich – machten sich Gedanken, wie man die Infanterie-Liniensoldaten mit Gewehren mit gezogenen Läufen ausrüsten konnte, die ebenso schnell feuern konnten, wie die glattläufigen Musketen. Man musste einen Weg finden, wie das Geschoss zwar kleiner als das Kaliber des Laufs gehalten werden konnte und sich aber beim Schuss vergrößerte.
Außerdem dürfen Sie in Ausgabe 485 erwarten:
- – Das besondere Bild:
Spielleute eines preußischen Infanterie- Regiments in historisierender Uniformierung - – Käppi für Offiziere des hannoverschen Garde-Regiments 1860 bis 1866
- – Informationen aus der Gesellschaft und den Arbeitskreisen
- – Buchbesprechungen / Rezensionen